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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Skateboardfahrern, die auf die Autostraße auswichen, wenn sie auf den Gehwegen nicht weiterkamen. Dazwischen immer wieder das auf- und abschwellende Heulen von Polizeisirenen, hier und da das Flackern von Rotlichtern.
    Wenn der Abend hereinbrach, sah es anders aus. Dann wich das Chaos dem Vergnügen. Dann flackerten die bunten Leuchtreklamen an Geschäften und Kneipen, dann waren Türen und Fenster weit geöffnet und aus jeder Hausöffnung scholl Jazz-, Soul- und Cajun-Musik wild durcheinander, Menschen tanzten vor den Lokalen, das Chaos war nicht minder groß wie bei Tageslicht, nur störte sich jetzt niemand mehr daran, weil es einfach Vergnügen bereitete.
    Jetzt aber war davon nur wenig zu erahnen.
    Nicole deutete auf einen kaffeebraunen Truck, der neben ihnen vor einer roten Ampel stoppte; derzeit schien es in ganz Baton Rouge nur rote Ampeln zu geben. Die große Schlafkabine hinter dem Führerhaus des Sattelschleppers war mit einer Flußlandschaft bemalt; zwischen Mangrovenbäumen schwamm ein Krokodil, eine Rose zwischen den Zähnen, und auf dem Reptilrücken ritt ein reizvolles nacktes Mädchen. »Das«, stellte Nicole fest, »ist wahrscheinlich die einzige effektive Art, mit dieser schwülen Hitze fertigzuwerden. Bloß wird es die Polizei kaum tolerieren, wenn man dem Beispiel dieses Bildes folgt und sich auszieht…«
    »Wieso?« fragte Zamorra. »In der Einsamkeit dieser Dschungellichtung am Fluß? Solange das Krokodil nix dagegen einzuwenden hat…«
    Die Ampel wechselte für ein paar Sekunden auf Grün. Nicole gab Gas; der Geländewagen schoß vorwärts und an dem Sattelschlepper vorbei. Zamorra sah aus dem Fenster nach oben; hinter dem Lenkrad des bulligen Trucks entdeckte er zu seiner Verblüffung eine junge Frau. Dann bog der Truck nach rechts ab, Nicole nach links.
    Kurz darauf erreichten sie die Straße, in der Ombre wohnte. Zwischen parkenden Autos, die allesamt nicht unbedingt neuester Bauart waren, und abgestellten Wracks fand Nicole einen freien Platz, in den sie den Geländewagen lenkte. Die städtische Müllabfuhr schien Probleme zu haben. Neben überquellenden Mülleimern lag jede Menge Unrat auf dem Gehsteig; es stank bestialisch, und einige der Abfallbehälter waren umgekippt worden und hatten ihren Inhalt zusätzlich über den Asphalt verstreut.
    Sie stiegen aus. Zamorra sah sich um. Er entdeckte einige Jugendliche, die den Geländewagen mißtrauisch beäugten. Aber da Nicole und er recht rustikal gekleidet waren und nicht unbedingt aussahen, als seien sie so reich, daß bei ihnen etwas zu stehlen war, wandte sich das Interesse der Jugendlichen bald wieder anderen Dingen zu.
    Zamorra betrat den Hausflur hinter der immer offenstehenden Tür und wandte sich der nach unten führenden Treppe zu. Er war sich der Tatsache bewußt, daß er einer der wenigen war, die wußten, wo Ombre lebte und wer er war. Vermutlich wußten selbst die nächsten Nachbarn nicht, daß der 28jährige Neger der »Schatten« war. Ein Mann, der nach dem frühen Tod seiner Eltern gelernt hatte, auf eigenen Beinen zu stehen und für seine Geschwister zu sorgen, und der, weil ihm das Schicksal keine bessere Chance gab, den Lebensunterhalt durch mehr oder weniger kleine Gaunereien bestritt. Dabei war er nicht unbedingt kriminell zu nennen; irgendwie bewirkten seine Taten seltsamerweise auch immer etwas Positives. Yves Cascal war nicht einzuordnen; er war nicht gut und nicht böse. Er schlug sich einfach irgendwie durch und versuchte, das Beste aus seiner Situation zu machen.
    Zamorra erreichte die Wohnungstür und klopfte an. Nicole war hinter ihm aufgetaucht. »Vielleicht ist die Tür offen«, sagte sie.
    Zamorra verzichtete darauf, es auszuprobieren. Wenn niemand öffnete, mußten sie eben abwarten, bis sich jemand zeigte. Spätestens in den Abendstunden würde der Schatten seinen Unterschlupf verlassen. Und da er sich vor Entdeckung sicher fühlte, so gut, wie er getarnt war, besaß dieser Fuchsbau nicht so viele Ausgänge, daß Nicole und Zamorra sie nicht hätten überwachen können.
    Zamorra klopfte abermals.
    Immer noch reagierte niemand.
    Zamorra seufzte. »Pech gehabt«, sagte er und wandte sich um.
    Da öffnete sich hinter ihm die Wohnungstür, eine Hand faßte nach ihm, erwischte ihn am Kragen und zog ihn schwungvoll ins Innere der Wohnung. Er schaffte es nicht mehr, sich festzuhalten oder auf andere Weise zu reagieren, und stürzte rücklings auf den Boden. Er konnte gerade noch seinen Aufprall abfedern. Im

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