0447 - Der Drachen-Meister
hatte er sich noch nichts dabei gedacht. Erst Zamorra mußte ihm offenbaren, daß es an mehreren Stellen dieser und anderer Welten solche Blumen gab, auch im Keller von Château Montagne, und daß man sich von einer Blütenkolonie zur anderen durch die Kraft der Wünsche versetzen lassen konnte. Ein pflanzlich-magisches Transportsystem, das alles in den Schatten stellte, was Ted Ewigk und Professor Zamorra bis zu diesem Zeitpunkt kennengelernt hatten - und sie hatten schon eine Menge unterschiedlicher Welten und Dimensionen gesehen.
Ted Ewigk führte Carlotta in diesen unterirdischen Raum, ging mit ihr mitten in das Beet mit den prachtvoll schimmernden, riesigen Blüten, die im Aussehen eine Mischung aus fleischfressenden Pflanzenarten und Orchideen waren, nur eben entschieden größer, und nachdem er sich auf die Umgebung seines Ziels konzentriert und sie sich gedanklich so genau wie möglich vorgestellt hatte, verließ er mit Carlotta an der Hand das Blumenbeet in Zamorras Keller.
»He, wo sind wir denn hier?« staunte die Römerin, weil das Licht hier eine andere Färbung besaß und es sich um einen relativ kleinen Raum mit gemauerten Steinwänden handelte.
»Fast am Ziel«, schmunzelte Ted. »Château Montagne hat unzählige Kellerräume. Da ist vor fast tausend Jahren, als diese Anlage von Leonardo deMontagne eingerichtet wurde, ein wahres Labyrinth von Gängen und Räumen in den Fels getrieben worden, höchstwahrscheinlich mit Magie, denn mit den damaligen Mitteln hätte man Jahrhunderte daran arbeiten müssen. Ich nehme an, der Montange hat einen Teil der Räume damals als Verliese verwendet. Zamorra besitzt das Château mit allem Drum und Dran nun schon eine sehr lange Zeit, aber bis heute hat er noch nicht ein Viertel der unterirdischen Anlagen erforschen können. Sonst wäre er auch nicht erst vor kurzem au diese Blumen in seinem Keller gestoßen.« [3]
»Und mit denen… kann man einfach so von hier nach dort und von dort nach hier gelangen?«
»Im Prinzip ja«, sagte Ted. »Eine Sperrmöglichkeit haben wir bisher nicht feststellen können. Und es gibt Wege an eine Menge anderer Orte auf der Erde und auch in andere Dimensionen hinein, aber weder Zamorra noch ich wissen, wo diese Orte sind, weil wir sie mit den Regenbogenblumen noch nicht erreichen können.«
»Wieso?«
»Weil man eine konkrete Vorstellung von seinem Ziel haben muß, um befördert zu werden. Einfach ins Blaue verreisen geht nicht. Denn wie sollen wir eine konkrete Vorstellung von einem Ort entwickeln können, den wir noch nie gesehen haben, von dem wir nicht einmal wissen, ob es ihn gibt? Wir werden immer erst die Verbindung benutzen können, wenn wir praktisch die Blumen am Zielort von der« anderen Seite »her gefunden haben.«
»Aber wenn es keine Möglichkeit gibt, diese Blumen gewissermaßen… äh… abzuschließen, kann sie doch jeder benutzen«, gab Carlotta zu bedenken. »Das heißt doch, daß irgendwer unangemeldet in deinem Haus auftauchen kann.«
»Nicht irgendwer«, sagte Ted. »Nur, wer diese Möglichkeit kennt. Und das sind derzeit nur Zamorra und seine Freunde, also auch wir.«
»Es ist magisch, nicht wahr?« sagte Carlotta. »Wenn nun diese… Dämonen, die ihr bekämpft und die doch auch magisch sind… wenn die nun ebenfalls einen Weg benutzen?«
Ted schüttelte den Kopf.
»Unsere schwarzblütigen Sparringspartner wissen nichts davon«, sagte er. »Sonst hätten sie dieses System längst benutzt. Seit Jahren versuchen sie, die magische Abschirmung um das Château zu knacken, die gleiche, wie wir sie um meine Villa haben. Sie wollen hindurch, wollen Zamorras Refugium angreifen können. Wenn sie von den Blumen wüßten, wären sie längst durch die Hintertür hereingekommen. Das ist der Beweis dafür, daß sie ahnungslos sind.«
»Noch«, sagte Carlotta. »Aber wenn sie es herausfinden?«
»Wer sollte es ihnen verraten?«
»Jemand, dessen Gedanken sie lesen. Oder den sie foltern.«
Ted schüttelte den Kopf. »Damit wissen sie dann aber immer noch nicht, wie es in ihrer unmittelbaren Umgebung aussieht. Denn das müssen sie wissen, um dieses Ziel zu erreichen. Aber es ist noch kein Dämon hier drin gewesen.«
Carlotta mußte sich damit zufrieden geben.
Aber Ted Ewigk irrte.
Er hatte Leonardo deMontagne, den Fürsten der Finsternis, vergessen…
»Komm«, sagte er. »Gehen wir nach oben und melden uns an.«
Sie bewegten sich durch dunkle Korridore. Plötzlich wußte Ted, weshalb er unterbewußt den
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