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0447 - Der Drachen-Meister

0447 - Der Drachen-Meister

Titel: 0447 - Der Drachen-Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß Tendyke ihn und Gryf wütend anschrie: »Was habt ihr mit meinem Jungen getan? Seid ihr wahnsinnig?« Er sah nur, wie die Echse schrumpfte und vorübergehend die Umrisse eines spärlich bekleideten Mädchens annahm, um dann restlos zu verschwinden.
    Nur die Trümmer blieben zurück. Zeugten davon, daß diese Echse nicht nur ein Traum gewesen war, der Materie wurde, sondern handfeste Wirklichkeit.
    Doch der Traum, der ein Alptraum geworden war, verlosch.
    ***
    Als Julian erwachte, saßen seine Eltern, Zamorra, Nicole Duval und Gryf neben seinem Bett. »Bist du in Ordnung, Julian?« fragte Uschi Peters leise.
    Er sah gegen die Zimmerdecke.
    »Ich denke schon«, sagte er leise. Er sah Zamorra und Gryf an. »Es war gefährlich, was ihr getan habt. Es hätte euch töten können.«
    Tendykes Augen wurden schmal. »Was heißt das?«
    Julian zeigte ein schmallippiges Lächeln. »Sie haben mein Bewußtsein kurzzeitig mit einem Block abgekapselt und von der Umwelt abgeschnitten. So war es doch, Zamorra und Gryf? Dadurch konnte ich den Traum nicht weiter stabil halten.«
    »Was für einen Traum?« wollte Uschi wissen.
    »Eine Traumwelt«, nahm Zamorra ihm die Erklärung ab. »Ich verstehe es jetzt. Du schaffst dir träumend eigene Welten, die du nach deinem Willen steuern kannst, nicht? In einer dieser Welten sind wir gewesen - Nicole, ich und Ombre. Ich weiß nicht, wieso wir darin materialisierten, aber es war so. Die Welt löste sich auf, als du dich zurückzogst. Das ist dein Verschwinden. Wenn du fortgehst, begibst du dich körperlich in diese Traumwelten.«
    »Ich glaube, das ist richtig«, sagte Julian leise. »Wie kommst du darauf, Zamorra?«
    Zamorra lächelte. »Du magst ein magischer Titan sein, mein Junge, den die Dämonen der Hölle so sehr fürchten, daß sie dich schon als Säugling umbringen wollten. Du bist uns allen überlegen. Aber dir fehlt Erfahrung. Aus dieser jahrzehntelangen Erfahrung heraus können Menschen wie wir Schlüsse ziehen, Querverbindungen schaffen, Parallelen erkennen. Wie du siehst, habe ich wohl recht mit meiner Vermutung.«
    Julian sah in die Runde, dann blieb sein Blick an Rob Tendyke und Uschi Peters hängen.
    »Ich mußte ausbrechen«, sagte er. »Ich mußte etwas anderes erleben als nur diese kleine, eng begrenzte Welt. Vielleicht werde ich künftig weniger träumen. Meine natürliche Welt hat sich endlich vergrößert. Ich brauche mir nichts Künstliches mehr zu schaffen. Allerdings… hat es etwas Verlockendes. Etwas Berauschendes.«
    Zamorra nickte. »Es kann aber auch gefährlich sein, Herrscher über eine ganze Welt zu sein, über Leben und Tod. Du bist nicht Gott, Julian.«
    Der Junge nickte. »Du magst recht haben.«
    »Wieso hast du dieses Echsenvieh mit hierher geschleppt?« fragte Gryf.
    »Ich weiß es nicht. Etwas ist außer Kontrolle geraten. Ich konnte es nicht mehr steuern. Eine andere Macht hat sich in meinen Traum eingemischt, jetzt zum zweiten Mal. Bevor du jetzt etwas sagst, Zamorra - du kannst mir nicht helfen. Keiner von euch. Es ist etwas, womit ich selbst fertig werden muß. Nur ich kenne meine Träume wirklich. Und ich lasse niemanden in meinem Geist herumspuken. Ich werde das selbst regeln. Es betrifft nur mich.«
    »Vielleicht solltest du, bis du damit fertig geworden bist, auf deine Realträume verzichten«, schlug Gryf vor.
    »Vielleicht.«
    Jemand klopfte dezent. Raffael Bois trat ein. Er näherte sich Zamorra. »Besuch, Monsieur«, sagte er. »Monsieur Lafitte ist draußen vor dem Château. Er hat einen Fremden bei sich, mag aber nicht hereinkommen. Er will dringend mit Ihnen sprechen. Beziehungsweise der Fremde will es, ein gewisser Monsieur Mossadi. Klingt ziemlich arabisch.«
    Zamorra runzelte die Stirn. »Mossadi? Kenne ich nicht… Moment, ich glaube, ich kenne ihn doch. Den Vogel sehe ich mir an.«
    »Ich komme mit«, sagte Rob Tendyke entschlossen. Er berührte Julians Hand, drückte leicht zu und stürmte dann hinter Zamorra her.
    »Ich habe nicht geglaubt, daß er die Frechheit hat, hierher zu kommen«, sagte er. »Mossadi - das ist doch ein Anagramm für Asmodis!«
    »Oder für Sid Amos«, sagte Zamorra.
    Sie verließen das Gebäude und eilten durch den Nieselregen zum Burgtor. Draußen vor dem Graben standen Pascal Lafitte und der Fremde. Zamorra erkannte ihn sofort an seiner schwachen Aura, auch wenn die Gestalt ihm unbekannt war. Aber Sid Amos konnte unzählige Gestalten annehmen, ganz wie er es gerade wollte.
    »Ich möchte das

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