0448 - Heroin für reiche Ladies
Hand umklammerte er die blutende Rechte. »Fallt nicht auf ihn ‘rein!« warnte er. »Er will einen gegen den anderen ausspielen. Er will…«
»Bringt ihn weg, los!« unterbrach Dibberson scharf. Er wandte sich an Fenthill. »Von dir erwarte ich, daß du klärst, wie das mit Frillman passieren konnte!«
»Wird erledigt, Chef«, sagte Fenthill.
***
Jessica Cyrus hatte einen Nervenschock erlitten. Immerhin war sie imstande, uns einen ausführlichen Bericht ihrer Gefangennahme zu geben. Sie hatte jedoch weder Sheppards Mörder gesehen, noch hatte sie eine Erklärung dafür, warum die Gangster so plötzlich das Haus Socony Road 114 geräumt hatten.
Harpers Leute fanden etliche Fingerabdrücke. Es gelang jedoch nicht, sie zu identifizieren. Das Messer, mit dem Sheppard ermordet worden war, war ein einfaches Küchenmesser japanischer Herstellung. Es wurde in mindestens zwei Dutzend New Yorker Kaufhäusern vertrieben. Es hatte also keinen Sinn, dieser Spur nachzugehen.
Gegen Gerry Hollogan wurde Haftbefehl erlassen. Er wurde pausenlos verhört, blieb aber stur und verschlossen. Er wiederholte seine Behauptung, dem Mädchen kein Rauschgift verkauft zu haben. Eine Durchsuchung seiner Wohnung förderte nichts zutage, was ihn belasten konnte.
Das Mädchen blieb bei der Aussage.
Die Morgenausgaben der Zeitungen berichteten von dem Mord an Joe Sheppard, sie brachten auch Fotos des Toten. Daraufhin meldete sich bei Lieutenant Harper eine Frau, bei der Sheppard in den letzten Monaten gewohnt hatte. Sie schilderte ihn als höflichen Mieter, der stets pünktlich gezahlt hatte.
Harper erkundigte sich, mit wem Sheppard verkehrt habe, aber darauf wußte die Frau keine Antwort. Sheppard hatte niemals Besucher mitgebracht oder empfangen. Die Erklärung dafür war einfach. Er hatte seine Geschäfte in dem Haus Socony Road 114 abgewickelt.
Auch in Sheppards Zimmer entdeckten wir keinerlei Belastungsmaterial.
Am Mittag des nächsten Tages flog ich nach Chicago. Ich wollte mir diese Miß Cue vornehmen. Selbstverständlich hatte ich vorher in der Zentralkartei angefragt, ob sie dort bekannt war. Es existierte keine Karte von ihr.
Gegen zwei Uhr landete ich mit einer Maschine der Interamerican Airways auf dem Chicago Midway Airport. Dort erwartete mich ein Kollege mit seinem Wagen. Unsere Dienststelle in Chicago hatte inzwischen auf meinen Wunsch hin einiges Material über Miß Cue gesammelt.
»Dem Vater gehören die Morland-Schuhfabriken«, informierte mich der Kollege auf der Fahrt in die City. »Soviel man hört, ist die Firma stark verschuldet und sanierungsbedürftig. Es ist ein reiner Familienbetrieb ohne Fremdkapital. Jahresumsatz etwa zehn Millionen Dollar. Horace Cues Vermögen wird auf drei Millionen Dollar geschätzt. Seine Frau ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Clara ist das einzige Kind… soweit man bei einer Dreißigjährigen von einem Kind sprechen kann. Man liest ihren Namen oft in den Klatsch- und Gesellschaftsspalten der Boulevardpresse. Sie ist auf jeder großen Veranstaltung dabei.«
»Warum hat sie noch nicht geheiratet?« fragte ich.
»Sie war schon mal verlobt, mit dem Chef der Arstate-Flugzeugwerke, aber der Bursche stürzte bei einem Probeflug ab.«
Damit war nicht viel zu beginnen, aber mehr konnte mir der Kollege nicht sagen. Er setzte mich in der City ab. Ich genehmigte mir in einem Schnellrestaurant eine kleine Mahlzeit mit viel Kaffee. Dann ließ ich mich von einem Taxi zum Lake Shore Drive bringen.
Die Cues bewohnten eine Villa, die sich vergeblich darum bemühte, viktorianisch auszusehen. Immerhin machten Haus und Garten einen sehr gepflegten Eindruck. Auf eine telefonische Voranmeldung hatte ich verzichtet. Der Butler ließ mich ein. Ja, Miß Cue sei zu sprechen. Er führte mich in den Salon und bat mich, Platz zu nehmen. Ich brauchte nicht lange zu warten.
Clara Cue war im Garten gewesen. Sie kam durch die Terrassentür herein, in weißen Shorts und einem billardgrünen Bikini-Oberteil.
Die Shorts betonten die langbeinige Schlankheit des Mädchens. Sie trat sicher und selbstbewußt auf. Als ich mich erhob, nahm sie die Sonnenbrille ab. Ich sah, daß sie sehr große, bernsteinfarbige Augen hatte.
»James sagte mir, daß Sie ein FBI-Agent sind«, sagte sie mit dunkler Stimme. Sie ließ sich keinerlei Überraschung anmerken.
Ich nickte. Sie ließ sich in einen Sessel fallen. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?« fragte sie. Ich verneinte und kam geradewegs zum Ziel.
»Ich bin
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