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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Feuerleiter hinauf und durch das geöffnete Fenster auf die Galerie. Er band die Schnur an den Hebel und ließ sie über die Brüstung hinter den Vorhang fallen. Dann schoß er, ließ das Gewehr liegen und kletterte die Feuerleiter hinab. Er kam von, außen in die Turnhalle zurück, ging hintekr den Vorhang und zog das Fenster zu, während sich alle Leute entsetzt um die Tote scharten.«
    »In dem Falle, Lieutenant«, sagte ich langsam, »in dem Falle hätte der Mörder beim Betreten der Turnhalle gesehen werden müssen. Und zwar von dem Sekretär der Schule, der in der Vorhalle saß und das Gästebuch führte.«
    »Stimmt«, gab Ambers zu. »Der Mörder hätte an diesem Mann Vorbeigehen müssen. Es gibt nur den Weg durch den Vorraum. Aber der Sekretär hat niemanden gesehen.«
    Ich suchte meine Autoschlüssel und drückte sie-Steve Dillaggio in die Hand. »Hol das Tonbandgerät, Steve«, bat ich. »Und Sie, Ambers, lassen Sie den Sekretär hereinbringen.«
    Ambers sah mich ein paar Sekunden stumm an. Wir verstanden uns. Mit einem Schnipsen seiner Finger gab er ein Zeichen. Hippie stieß die Tür auf. Flankiert von zwei Detektiven wurde der dicke Sekretär des Hunter College hereingeführt. Ambers schob ihm einen Stuhl hin.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Winters. Wir müssen uns noch einmal ganz kurz unterhalten. Aber gedulden Sie sich einen Augenblick.«
    Der Dicke stemmte die kurzen Finger auf die prall anliegenden Hosenbeine. Er machte einen etwas unglücklichen Eindruck, aber wer hätte an seiner Stelle — mitten unter fast zwanzig G-men und Detektiven — schon keinen unglücklichen Eindruck gemacht?
    Steve kam mit dem Tonbandgerät. Wir schlossen es an. Ambers verfolgte unsere Tätigkeit stumm, aber aufmerksam. Ich wollte der Atmosphäre die Spannung nehmen und bot Winters eine Zigarette an.
    »Danke«, sagte er ablehnend. »Danke, ich rauche nicht.«
    Ich steckte mir selbst eine an, obgleich die Luft sowieso schon zum Schneiden dick war. Dann zeigte ich auf das Band.
    »Wir möchten, daß Sie sich etwas anhören, Mr. Winters. Nur einfach zuhören. Sind Sie bereit?«
    »Ich? Ja, selbstverständlich. Natürlich. Ich helfe Ihnen gern.«
    Ich ließ das Band anlaufen. Steves klare Stimme kam aus dem Lautsprecher.
    »Es spricht Steve Dillaggio, G-man des FBI-Distrikts New York. Ich vernehme Carl Sack, geboren am 11. Februar 1922 in New York City. Mr. Sack, wollen Sie mir bitte bestätigen, daß diese Aufnahme mit Ihrem Einverständnis stattfindet, und daß Ihr Einverständnis von Ihnen freiwillig und unter keinerlei Zwang oder Druck abgegeben wird?«
    Ein Räuspern kam aus dem Lautsprecher. Dann hörten wir Sacks Stimme. Sie war klar und deutlich zu verstehen.
    »Ja. Ja, Sie haben recht, Sir. Ich mache das freiwillig.«
    »Gut. Würden Sie uns jetzt erzählen, was Sie am Abend des 24. September 1965 getan haben?«
    Wieder drang das Hüsteln aus dem Lautsprecher.
    »Hm. Also ich habe einen Einbruch gemacht. Im Hunter College…« Sack erzählte seine Geschichte. Er formulierte nicht immer flüssig, aber je länger er sprach, umso weniger schien ihn das eingeschaltete Mikrophon für die Bandaufnahme zu irritieren. Steve stellte nur wenige Zwischenfragen, die den Gang von Sacks Erzählung jedesmal wieder in Fahrt brachten, wenn er sich mit einer Einzelheit verhaspelt hatte und zu weit abzuschweifen drohte. Als er seine Beobachtung geschildert hatte, drückte ich die Stop-Taste. Die Stille danach wirkte umso tiefer. Sie wurde erst ein paar Herzschläge darauf von einem leisen, kaum hörbaren Geräusch unterbrochen.
    Wir alle blickten auf den dicken Sekretär. Winters hockte mit gespreizten Beinen auf seinem Stuhl. Er war so weiß wie ein Blatt Papier. Über das dicke, schwammige Gesicht liefen lautlos die Tränen. Auf eine gespenstische, unheimliche Art schien er sich plötzlich erleichtert zu fühlen. Seine Stimme war kaum zu verstehen, so leise sagte er:
    »Ja. Ich war es. Ja.«
    Wir hielten den Atem an. Für ein paar Herzschläge lang erreichte die Stille jenes Maß, das einem unerträglich erscheint. Ambers sprach so sanft, als rede er auf ein weinendes Kind ein:
    »Sie geben zu, daß Sie Lis Triggling erschossen haben?«
    »Ja. Aber ich habe auf Ann Roach gezielt. Sie stand in der Reihe davor. Ünd das Licht war so schlecht. Gerade, als ich abzog, trat die zweite Reihe vor. Ich wollte Ann Roach treffen und traf stattdessen Lis Triggling. Oh, es ist so furchtbar. Ich war wie erschlagen, als ich die Schnur hinter dem

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