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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat Kostenlos Bücher Online Lesen
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wunderschönen blauen Augen. Ein Mädchen, das ab und zu ein übermütiges Funkeln in diesen schönen blauen Augen hatte und offenbar von der amerikanischen Literatur mehr verstand als ich. Sue Barrington. Etwas knackte laut. Ich schrak auf. Der Bleistift in meinen Händen war zerbrochen.
    ***
    Zwei Uhr achtzehn. Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Die Hand war kalt und feucht. Meine Stimme klang verzerrt wie von einem schlechten Lautsprecher.
    »Sie kommen«, sagte ich. »Die Eltern chartern sich ein Flugzeug und werden auf La Guardia landen. Wir müssen einen Wagen hinschicken, um sie abzuholen. Wenn es mit der Maschine gleich klappt, können sie in zweieinhalb Stunden hier sein.«
    Steve Dillaggio stand auf.
    »Ich regle das«, sagte er und ging hinaus.
    Ich nickte nur. Die Luft im Büro war zum Schneiden dick. Der Sekundenzeiger auf der elektrischen Uhr über der Tür raste erbarmungslos vorwärts. Vor zwanzig Stunden hatten auf diesem Gelände Mädchen gelacht und sich auf einen Tanzabend gefreut. Jetzt lag eine lähmende Stille über dem ganzen Komplex. Selbst die abgebrühtesten Detektive sprachen leise, wenn sie sich etwas zu sagen hatten. Nur der verdammte Minutenzeiger auf der elektrischen Uhr ruckte alle dreißig Sekunden mit einem lauten Klicken um eine halbe Einheit weiter.
    Die Tür ging auf. Phil kam hereinspaziert, als sei er nur mal eben Zigaretten holen gewesen. In seinem Gesicht gab es ein paar braune Stellen, wo sie ihm Jod hingepinselt hatten, und ein paar Pflaster für die Hautrisse. Er war nicht rasiert, und er sah ein bißchen blaß aus. Aber er kam herein, nickte den anderen schweigend zu und setzte sich.
    »Was willst du hier?« knurrte ich gereizt. »Du gehörst in ein Krankenhausbett. Der Arzt hat gesagt —«
    Phil winkte ab.
    »Spiel nicht mein Kindermädchen, Jerry. Ich habe fast zwölf Stunden geschlafen und bin munter wie ein Fisch im Wasser. Glaubst du, ich löse Kreuzworträtsel, während ihr ein Kidnapping am Halse habt?«
    »Woher weißt du es denn überhaupt?«
    Phil machte eine vielsagende Handbewegung.
    »Ich habe eben Freunde in der Telefonzentrale.«
    Im Grunde war ich ja froh, daß er da war. Wie ich froh war über die Telefonzentrale, die alle erreichbaren, dienstfreien Kollegen zu Hause angerufen hatte — eigenmächtig und ohne Anweisung. Wie ich froh war über die vierzehn Kollegen, die ihr freies Wochenende zum Teufel gehen ließen, sich das Etui mit dem blaugoldenen Stern in die Rocktasche und die Smith and Wesson in die Schulterhalfter schoben und sich wie selbstverständlich im College einfanden, bevor die Uhr auf drei stand. Vierzig Minuten vorher allerdings wurde bereits der Buick von der Besatzung eines Streifenwagens gefunden. Ganz in der Nähe des College, wie ich es erwartet hatte. Seither beschäftigten sich sechs Fachleute des Spurensicherungsdienstes mit dem Fahrzeug. Unter ihnen befand sich der G-man Sam Steinberg, ein Spurenexperte, der schon Wunder vollbrachte.’ Wissenschaftliche Wunder, mit Ausdauer, unbeschreiblicher Gründlichkeit und penibelster Genauigkeit erzielt.
    Als Ambers mit Hippie hereinkam, brauchte er nur einen Blick, um zu wissen, was los war.
    »Noch nichts?« brummte er.
    Ich schüttelte schweigend den Kopf.
    Ambers stampfte mit seinem imponierenden Gewicht mitten ins überfüllte Zimmer.
    »Aber ich habe den Mörder«, verkündete er heiser.
    Wir blickten zu ihm. Er machte eine verlegene Bewegung mit den Schultern.
    »Haben ist übertrieben«, schränkte er ein. »Ich bin noch weit davon entfernt, sein Geständnis zu haben. Nur — nach allen Gesetzen der Logik kann nur er es gewesen sein.«
    »Lassen Sie hören, Ambers«, bat ich. »Vielleicht hat er auch das Kidnapping inszeniert.«
    »Die Geschichte mit der Schnur«, erklärte Ambers. »Es geht tatsächlich. Hippie und ich haben es zwölfmal probiert, und es klappte jedesmal. Eine Schnur an den Hebel, über die Brüstung der Galerie und von unten ziehen. Das Fenster schließt, und die Schnur rutscht buchstäblich im letzten Augenblick vom Hebel herunter. Und während noch alle Leute erschrocken auf das tote Mädchen mitten auf der Tanzfläche blicken, kann niemand den Mörder beim Schließen des Fensters beobachten, weil er hinter dem roten Vorhang steht, der die Kletterstange verbirgt. Genau wie Sie es gesagt hatten, Cotton: Er holte das Gewehr aus dem Zimmer der Musgrave. Er muß gewußt haben, wo sie den Schlüssel zu ihrem Kleiderschrank aufhob. Mit dem Gewehr kletterte er

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