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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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Unterricht war gerade beendet, und ich ging über Mittag nach Haus. Die Schule ist hinter der Kirche, und ich wohne auf der anderen Seite der Stadt. Ich mußte über den Marktplatz. So habe ich auch das Messer gesehen, das durch die Luft schwebte und sich in die Brust des Indios bohrte. Er hat sich überhaupt nicht gewehrt.«
    »Schließen Sie aus, daß es sich um Sinnestäuschung gehandelt haben könnte?« Morgan schaute die junge Frau fragend an.
    »Ich hätte es nicht ausgeschlossen, wenn ich die einzige gewesen wäre, die dieser Sinnestäuschung — wie sie es nennen — unterlag. Aber den ganzen Tag über wurde über nichts anderes gesprochen. Es müßten mehr als zwanzig oder dreißig Menschen getäuscht worden sein, und das halte ich für unmöglich.«
    »Das scheint mir auch so. Dann gibt es also keine natürliche Erklärung für die Art, wie der Mord ausgeführt wurde?«
    »Sie sagten es bereits: Es gibt keine natürliche Erklärung.«
    »Kennen Sie eine übernatürliche?«
    »Es gibt Sagen und Legenden, und es gibt eine Geschichte über die Zeit der alten Völker«, sagte die Frau stimmlos. »Früher waren Menschenopfer an der Tagesordnung. Die alten Völker haben sogar eigene Kriege geführt, nur um Opfer für ihre kultischen Handlungen zu bekommen. Aber das wissen Sie doch sicher.«
    Patrick Morgan nickte.
    »Hieß ihr Gott nicht Xandros?«
    »Er war nur einer von vielen«, bestätigte Felisa Fuengeres. »Aber er war ihr wichtigster Gott. Er war verantwortlich für die Fruchtbarkeit der Felder, für das Glück und für das Leben. Sein Symbol war die Sonne. In ihrem Zeichen wurden Menschen getötet und ihre Herzen der Gottheit geopfert.«
    »Grausame Manieren«, warf Barry Queens ein. »Und jetzt kam wohl irgendein Volkstumsverein auf die Idee, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen?«
    Die Lehrerin warf dem Iren einen mißbilligenden Blick zu. »Für Scherze besteht nicht der geringste Anlaß«, sagte sie abweisend. »Die Indios hier sind zwar christianisiert, aber sie haben ihre alten Götter nie vergessen. Sie werden beinahe in jedem Haus einen kleinen Altar finden, auf dem Figuren stehen, denen heute noch Maiskolben und andere Früchte der Felder geopfert werden. Die Tradition ist in diesem Land nie gestorben.«
    »Und jetzt ist auch dieser Xandros wiedergekommen?« schloß Queens in gespieltem Unglauben. »Nicht zu fassen.«
    »Es ist mehr nicht zu fassen, was tagtäglich in der südlichen Sierra geschieht«, antwortete die. Lehrerin. »Nur ein Beispiel: Die Indios kommen am Sonntag in die Kirche und beten zum Gott der Weißen, wie sie ihn nennen. Dann rennen sie nach Haus und leisten vor ihrem Hausaltar bei den alten Göttern Abbitte dafür, daß sie zum Gott der Weißen gebetet haben. Es ist auch schon vorgekommen, daß ein Indio in der Kirche von Viricota während der Eucharistiefeier eine Ziege geschlachtet hat. Er dachte, er würde dem Christengott damit eine besondere Freude machen.«
    »Demnach ist auch nicht ausgeschlossen, daß die Indios auf die Idee kommen, nach den jüngsten Vorfällen das Menschenopfer wieder einzuführen?«
    Patrick Morgan hatte gefragt.
    »Ich halte das durchaus für möglich«, antwortete Felisa Fuengeres. »Nach den jüngsten Vorfällen würde es mich wundern, wenn sie nicht auf die Idee kämen. Sie werden versuchen, ihrem blutdürstigen Sonnengott Opfer anzubieten, die nicht aus ihren Reihen stammen. So wie es früher war.«
    »Sie sind auch keine Indianerin«, stellte Morgan fest. »Also sind auch Sie in Gefahr.«
    Sie lächelte still. »Ich bin zwar in Mérida geboren und auch erst seit zwei Jahren hier, aber die Leute mögen mich. Sie werden mir nichts tun. Wenn sich jemand in Gefahr befindet, dann sind Sie beide es. Sie werden doch morgen weiterfahren?«
    »Das ist noch keineswegs sicher. An und für sich wollten wir schon einige Tage bleiben und uns die Umgebung ansehen.«
    »Das würde ich mir noch sehr reiflich überlegen«, meinte die Frau. »Die Indios können unberechenbar sein.«
    Sie waren vor einem Haus angekommen, das sich von den anderen durch einen reizenden gepflegten Vorgarten unterschied.
    »Hier wohne ich«, erklärte Felisa und blieb stehen. Sie reichte die Hand zum Abschied. »Wir werden uns wohl nicht wiedersehen.«
    »So schnell möchte ich das nicht behaupten«, meinte Patrick Morgan. »Vielleicht sehen wir morgen nach dem Unterricht noch einmal bei Ihnen vorbei.«
    »Es würde mich freuen«, sagte Felisa. »Es kommt nicht oft vor, daß

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