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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Elliot
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war mehr in seinen Gliedern. Wie ein Greis stand er auf und blickte hinunter auf die schweigende Menge.
    Unsagbar müde klang seine brüchige Stimme, als er sich an die Menschen zu seinen Füßen wandte.
    »Ihr habt den Gott gehört. Ihm gehören von nun an eure Taten, eure Seelen. Unser Gott ist auferstanden. Er ist mächtig, und er schenkt das Glück. Wir handeln nach seinem Willen.«
    »Xandros ist unser Gott«, schworen die knienden Männer. Dann richteten sie sich auf. »Und Chico Moleza ist seine Stimme«, rief ein abgezehrter Indio und richtete seine Handflächen gen Himmel. Zustimmendes Gemurmel wurde um ihn laut. Er hatte ihre Gedanken ausgesprochen.
    Die Kraft war in Chico Moleza zurückgekehrt. Deutlich hob er sich gegen den Sternenhimmel ab. Die Fackel zwischen seinen Beinen beleuchtete ihn, ließ ihn wie ein Schemen aus vergangenen Zeiten erscheinen. Seine Stimme klang wieder hell und durchdringend.
    »Männer!« schrie diese geisterhaft helle Stimme. »Wir sind die Auserkorenen. Wir dürfen unserem Gott die Opfer bringen. Xandros sagt euch durch mich, wer sein ausgewähltes Opfer ist.«
    Die knienden Männer blickten auf. Sie vertrauten ihrem Führer blind.
    »Unser Gott will keine Opfer mehr aus unseren Reihen«, schrillte Chico Moleza. »Er will kein Blut von Indios. Er will kein Blut von seinen Freunden. Er will die Herzen von Fremden.«
    Die Menschen am Fuß der Pyramide stießen Namen aus. Auch der von Miguel Calozza war darunter. Und der von Felisa Fuengeres.
    »Felisa Fuengeres!« schrie Chico Moleza und breitete die Arme aus. »Sie ist es! Ihr Tod wird uns das Glück bringen!«
    Die Menge brach auf.
    ***
    Felisa Fuengeres konnte nicht einschlafen. Sie hatte in ihrem Bett gelegen und ins Leere gestarrt. Dann war sie nochmals aufgestanden. Sie hatte einige Schulhefte korrigiert. Lustlos. Sie hatte sich nicht konzentrieren können. Die Ereignisse des Tages standen zu frisch in ihrem Gedächtnis.
    Die Lehrerin von Viricota nahm eine Schlaftablette und spülte sie mit einem Glas Wasser hinunter. Doch der Schlaf kam nicht. Sie mußte noch an die »Norteamericanos« denken, die sie in der Kirche angesprochen hatten. Sie waren sympathische Leute. Aber sie waren keine herkömmlichen Touristen. Felisa Fuengeres ahnte das. Was wollten sie dann?
    Sie wußte es nicht.
    Die Lehrerin von Viricota verfiel in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder fuhr sie aus ihren Träumen hoch und legte sich zurück auf die Kissen. Alp-träume strömten auf sie ein. Sie sah sich in aussichtslosen, grausamen Situationen. Sie lag auf einem Opferstein, und ein indianischer Priester zückte den Dolch. Sie sah den Stahl in der Sonne blitzen, und dann fuhr er herab auf ihre Brust.
    Felisa Fuengeres schrie. Sie schrie, so laut sie konnte. Doch noch bevor sie erwachte, hatten Männerhände sie gepackt und hochgehoben.
    Die Lehrerin dachte noch, dies alles gehörte zu ihrem Traum. Es dauerte eine ganze Zeit, bis sie bemerkte, daß die harte, unbarmherzige Wirklichkeit den Traum abgelöst hatte.
    Felisa Fuengeres vermochte nicht mehr zu schreien. Sie konnte es nicht mehr. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie sah die Gesichter. Da war Juan Ferrara, der Tortilla Bäcker, der sie immer so freundlich bedient hatte. Jetzt zerrte er an ihren Kleidern.
    Da war Gonzales Merretez, der Metzger, bei dem sie zum Wochenende im-Hammelfleisch und Erbsen geholt hatte. Und da war Luis Spota, der Schneider, der das Kleid gemacht hatte, das sie am Körper trug.
    Doch all diese Personen waren ihr fremd.
    Ein irres Flackern leuchtete in ihren Augen. Diese Augen schauten an Felisa Fuengeres vorbei. Diese Augen waren tot. Diese Augen sahen nichts. Sie spürte nur die Hände. Und diese Hände wollten töten.
    Felisa Fuengeres schrie. Sie schrie, so laut sie konnte, doch gleichzeitig wußte sie, daß ihre Chancen gering waren. Ja, daß es eine Chance für sie überhaupt nicht mehr gab.
    Stier und abwesend blickten die Augen jener Indios, denen sie ausgeliefert war. Nicht einmal ein Schimmer von Gnade lag in ihnen. Diese Augen wollten töten. Sie wollten sie, Felisa Fuengeres, töten.
    Die Frau wurde von ihrem Lager hochgerissen. Schnell und brutal. Eine Vielzahl von Händen tastete nach ihrem Körper, nahm Notiz von ihm. Die Lehrerin wurde hinausgeschleift. Durch den Hinterausgang.
    Ihre Beine schleiften hilflos durch das Beet mit Papayosfrüchten. Ihre Entführer nahmen keine Rücksicht.
    Felisa gab keinen Schmerzensschrei von sich. Sie wußte, daß er

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