045 - Das verschwundene Volk
nirgends zu sehen. Wie geplant musste er mit angehört haben, wie Aruula davon sprach, dass sie ihn nicht liebte. Vielleicht plante er schon längst ihre Ermordung. In jedem Fall würde es ihn nicht stören, wenn sie getötet wurde - nicht mehr.
Ein Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Eri dachte an einen Todesschrei, aber als sie herumfuhr, sah sie Aruula nach einer Rolle auf die Beine kommen.
Sie wagte es tatsächlich, Tlehoke und Chopaje anzugreifen!
Die beiden Krieger stellten sich rechts und links von ihr auf. Tlehoke stach mit seinem Speer nach ihr, während Chopaje versuchte, ihr die Beine unter dem Körper wegzureißen.
Aruula rettete sich mit einem Sprung, trat Tlehoke zwischen die Beine und lief an ihm vorbei. Der Krieger brach mit schmerz- verzerrtem Gesicht in die Knie. Sein Bruder schrie wütend auf und folgte ihr in den Gang. Nach einem Moment raffte sich auch Tlehoke wieder auf und humpelte gekrümmt hinterher.
Auch Eri trat in den Gang, gebannt von einem Kampf, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
An Maddrax und die Grube verschwendete sie keinen Gedanken mehr.
Aruula duckte sich hinter einer Gangbiegung in Deckung. Sie hatte gehofft, die Zwillinge würden mit den Speeren werfen und ihr damit zu einer Waffe verhelfen, aber so dumm waren sie leider nicht.
Sie hörte, wie sie im Gang stehen blieben und miteinander flüsterten. Vorsichtig wich Aruula hinter die nächste Biegung zurück. Sie roch Essensdüfte. Die Gemeinschaftshöhle schien ganz in der Nähe zu sein.
Der Stamm ist bestimmt nicht damit einverstanden, dass man mich tötet, dachte sie.
Sonst würden sie mich hinrichten, aber nicht heimlich ermorden.
Ein Speer stieß haarscharf an ihr vorbei und wurde zurückgerissen; ein zweiter folgte.
Aruula ballte die Hand zur Faust, holte aus. Ein dunkler Kopf tauchte unmittelbar vor ihr auf. Der Speer stach in die Luft, dann schlug sie auch schon zu. Ihr Gegner riss die Hände vors Gesicht. Blut schoss aus seiner Nase, während er zurück taumelte und gegen seinen Bruder prallte.
Aruula schnappte sich den Speer, noch bevor dieser zu Boden fiel. Sie sprang vor, rammte dem angeschlagenen Krieger das stumpfe Ende zuerst in den Magen und dann mit solcher Wucht unters Kinn, dass er für einen Moment den Boden unter den Füßen verlor, bevor er steif wie ein Brett im Staub aufschlug.
Sein Bruder war mit einem Satz bei ihr. Er hielt seinen Speer wie einen Stock und deckte Aruula mit einer Serie von Schlägen ein, die sie nur mühsam parieren konnte. Immer weiter wurde sie zurück gedrängt und schrie mehrfach auf, als sie am Bein und auf den Rippen getroffen wurde.
So lange ich ihn auf seine Art kämpfen lasse, habe ich keine Chance, dachte sie. Ich muss aus diesem engen Gang raus.
Aruula warf sich mit einem Schrei zurück, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine.
Bevor der Krieger nachsetzen konnte, lief sie los und umrundete die nächsten Biegung.
Heller Feuerschein blendete sie für einen Moment. Sie hörte überraschte Rufe und merkte, dass sie in der Gemeinschaftshöhle gelandet war. Die Stammesmitglieder sahen von ihrem Essen auf. Alle Augen richteten sich auf den Speer in ihrer Hand.
Als sie die Bewegung sah, war es bereits zu spät. Etwas schlug gegen ihre Stirn, verwandelte die Höhle in ein Meer von Sternen.
Aruula sackte zusammen, spürte, wie ein Tritt sie vollends zu Boden warf. Ihr Blick klärte sich. Sie sah Eri, die einen weiteren Stein aufhob, und den Krieger, der mit dem Speer in der Hand über ihr stand. - Er holte aus.
Etwas zischte über Aruula hinweg. Blut spritzte auf sie herab, als der Krieger mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck den Speer fallen ließ und mit den Händen nach der Axt griff, die in seiner Stirn steckte. Langsam kippte er nach vorne.
Irgendwo schrien Menschen.
Aruula warf sich herum und sah auf. Makeje ließ den Arm sinken, mit dem er die Axt geworfen hatte und kam mit langen Schritten auf sie zu. Eri stellte sich ihm in den Weg, aber er wischte sie mit einer Handbewegung zur Seite.
Es war still in der großen Höhle. Niemand sagte etwas, als Aruula mit Makejes Hilfe auf die Beine kam und halb benommen auf den Eingang zuging. Erst als sie draußen angekommen waren, blieb er stehen.
»Ich schicke dich nach Hause«, sagte er. Ketkume kletterte umständlich die Leiter herab und betrat die Höhle. Er sah, wie Jekulah den Kopf drehte, hörte seine ungeduldige Frage.
»Waren sie erfolgreich? Ist das Yiet'zu tot?« Ketkume griff nach einer
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