045 - Das verschwundene Volk
nicht, wenn man ihnen zu wenig Respekt erwies.
Er verneigte sich in die sechs Himmelsrichtungen, dann verließ er seine Höhle und kletterte hinab zum großen Eingang, wo die Frauen bereits die Feuer für das Gemeinschaftsessen vorbereiteten. An seiner Kleidung bemerkten sie, dass er auf dem Weg zu einer Zeremonie war, nur deshalb kam Makeje wohl ohne neugierige Fragen davon.
Er ging tiefer in die Gänge hinein, blieb kurz stehen und bog dann einem Instinkt folgend in den Teil des Sipapu ein, in dem er den Yiet'zu vermutete.
Makeje fand ihn in einer Grube, wo er zwischen Leichen auf dem Boden hockte und mit bloßen Händen ein Loch in die Wand grub. Lehm und Sand lösten sich und prasselten auf ihn herab, aber er schien es nicht zu bemerken. Die Wand machte einen instabilen Eindruck.
»Der Schwarze Gott wird Mitleid mit dir haben, Maddrax«, flüsterte er. »So hat es der Adler gesagt.«
Vielleicht, fügte er in Gedanken zu, besteht sein Mitleid darin, den Yiet'zu schnell zu töten, um ihn vor dem Verdursten zu bewahren.
Makeje wandte sich ab und ging durch die Gänge zu dem kreisrunden Raum, in dem sich der Aufstieg zum Plateau befand. Er trat ein, bemerkte erleichtert, dass Eri noch nicht auf ihn wartete und wollte gerade eine Fackel entzünden, als er Stimmen von oben hörte.
»… zu schwach, um ihn zu befreien.« Eri, dachte er überrascht.
Eine zweite Stimme antwortete: »Ich weiß, aber Maddrax wird sterben, wenn er länger an diesem Ort bleibt.«
Aruula? Makeje trat einen Schritt zurück, um nicht durch Zufall entdeckt zu werden.
Oben auf dem Plateau fuhr Aruula fort: »Ich habe gestern Nacht mit ihm gesprochen, aber ich konnte den Bann nur für kurze Zeit brechen. Gemeinsam schaffen wir es vielleicht, ihn aus den Gängen zu führen. Wenn er das Sipapu verlässt, wird er frei sein.«
»Und du?«, hörte er Eri fragen. »Du bist dann immer noch hier als Frau eines Mannes, den du nicht liebst.«
Makeje biss sich auf die Lippe, als Aruula nicht sofort antwortete.
Sag ihr, dass sie Unrecht hat, dachte er eindringlich.
»Das stimmt«, sagte Aruula. »Aber ich werde einen Weg finden, um zu Maddrax zurückzukehren, auch ohne Makejes Hilfe. Wenn wir ihn befreit haben, werde ich das Dorf verlassen und die Kuppel am Horizont aufsuchen. Vielleicht habe ich dort Glück.«
»Ich hoffe es für dich.«
Makeje schmeckte Blut. Er hätte vor Wut und Enttäuschung schreien können, aber dann wischte er sich nur die Tränen aus den Augen.
Sie wird mich niemals Heben, dachte er. Egal was ich für sie tue, egal was ich sage, egal wie sehr ich sie liebe…
Er zog das Antilopenfell fester um seine Schultern und ging zurück in die Gänge.
Es gab Vorbereitungen, die er treffen musste.
***
Aruula kletterte die Leiter hinab und folgte Eri, die behauptete, sie wüsste, wo Maddrax war, durch die Gänge. Nach dem Gespräch in den Maisfeldern war Aruula auf die Idee gekommen zu lauschen, um Eris wahre Absichten zu erfahren, aber sie war nur auf Mauern gestoßen, hinter denen sich die Gedanken der Menschen verbargen.
»Wir sind da«, sagte Eri plötzlich.
Aruula blieb stehen und konzentrierte sich. Die Bilder schoben sich übereinander und sie sah eine tiefe Grube, deren Boden mit Leichen bedeckt war. Ihr Blick glitt an ihnen vorbei und fand Maddrax, der mit blutigen Händen Steine und Erde aus einer Wand kratzte. Seine Bewegungen wirkten fahrig und unkonzentriert. Aruula konnte sehen, dass er am Ende seiner Kräfte war.
»Wir müssen ihm helfen«, sagte sie.
Eri schüttelte den Kopf. »Er ist bereits zu schwach. Selbst wenn wir es schaffen, den Bann lange genug von ihm zu nehmen, wird er die Grube aus eigener Kraft nicht verlassen können.«
Aruula hockte sich neben den Rand. »Aber es muss etwas geben, das wir tun können«, flüsterte sie.
Eri legte ihr eine Hand auf die Schulter.
»Siehst du die Risse in den Wänden? Die Grube wird bald einstürzen. Vielleicht solltest du deine Kräfte nutzen, um Abschied von deinem Gefährten zu nehmen.«
Aruula stieß ihre Hand beiseite.
»Nein«, sagte sie mit fester Stimme. »Er wird nicht sterben, nicht hier und nicht jetzt!«
Sie schloss die Augen. MADDRAX!
Matt hätte am liebsten bei der Arbeit gepfiffen, aber seine Lippen waren so trocken, dass er keinen Ton heraus bekam. Dreck und Steine prasselten ständig auf ihn herab, doch daran hatte er sich schnell gewöhnt. Das Geheimnis lag unmittelbar vor ihm; nur noch wenige Zentimeter trennten ihn davon.
»Billy
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