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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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sind, daß der Fluch der Unsterblichkeit auf seinesgleichen lastet. Sein Haar war schwarz, seine Augenbrauen buschig. Sie berührten einander fast. Das glattrasierte Gesicht war von einer auffallenden Hagerkeit, seine Ohren nach oben spitz zulaufend, seine Lippen ein blutleerer Strich, seine Pupillen kleine schwarze Spiegel, erfüllt vom Feuer seiner untoten Seele.
    Etwas Zwingendes war in seinem Blick, das noch verstärkt wurde durch sein Auftreten und seine Kleidung, die schwarz war, von den Schuhen bis zu dem altmodischen Cape.
    Er legte es ab und kam an mein Bett. „Sie müssen verzeihen, daß ich Sie so aufsuche. Ich komme eben von einem Besuch zurück. Die Schwester, die Sie betreut, sagte mir, daß Sie aufgewacht wären. Es sah gestern nicht so aus, als ob Sie je wieder aufwachen würden. Sie hatten Glück, Herr Fuchs.“
    Ich starrte ihn an, halb von Unglauben, halb von einer empor wallenden Panik erfüllt. Er beugte sich über mich und griff nach meiner Hand, um meinen Puls zu fühlen. Ich sah, daß er Handschuhe trug. Gleichzeitig entdeckte ich, warum sein Gesicht nicht so totenblass wirkte, wie das der Schwester und der anderen, die ich gesehen hatte: Es war so raffiniert geschminkt, daß es den Ahnungslosen, der mit ihm zu tun hatte, täuschen mußte. Aber Erfahrung und Misstrauen schärften meinen Blick. Und noch etwas fiel mir auf, während er sprach: seine oberen Eckzähne waren ungewöhnlich spitz, beinah, als wären sie zu gefeilt worden.
    „Wir machten zwei Transfusionen. Sie hatten sehr viel Blut verloren“, fuhr er fort, ohne meine Antwort abzuwarten. „Zum Glück konnten wir Sie rasch finden und in die Klinik bringen.“
    Er ließ mich los und betrachtete mich ein wenig gespannt.
    Es gelang mir nicht ganz, mein Erstaunen zu verbergen. „Sie haben mich in die Klinik gebracht?“
    „Allerdings, Herr Fuchs. Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen …“
    „Sie sind Dr. Lukard, nicht wahr?“
    „Oh. Sie müssen mir verzeihen. Ich konnte Ihnen zwar das Leben retten“, das klang so wegwerfend, als wäre es nichts besonders Bedeutsames, „mich Ihnen aber noch nicht vorstellen. Ja, ich bin Dr. Lukard. Ich sehe, daß Sie Fragen haben. Wir werden unser Gespräch im Lauf des Abends weiterführen. Dr. Fellner wird Ihnen in Kürze Gesellschaft leisten. Jetzt muß ich Sie bitten, mich zu entschuldigen.“
    Ich war einfach zu verwirrt, um ihn aufzuhalten. Was meinte er damit: man hatte mich in die Klinik gebracht? Sie hatten mich doch nur aus diesem Fledermausmuseum geholt! Erik würde möglicherweise mehr wissen. Ich versuchte mich in Geduld zu fassen. Aber es war schwierig. Ich spürte die Gefahr.
    Es war ein äußerst kribbeliges Gefühl.
     

    Um acht endlich kam Erik. Er war höchst erfreut, mich wach zu sehen. Er tat so unbefangen, als wäre ich hier in der bestmöglichen Obhut und hätte nun nichts mehr zu befürchten. Ich begriff es nicht. Er hatte interessante Neuigkeiten.
    „Wir haben Sonja“, sagte er.
    „Ist ihr etwas geschehen?“
    „Nein. Dazu hatte die Bande keine Zeit. Dieser Freddie Morton sah, wie sie sie zu Alby brachten vorgestern Abend, gleich nachdem du mich angerufen hattest. Nachdem Alby verschwunden war, brachten sie sie wieder fort, und Freddie folgte ihnen. Sie mußten einige Schwierigkeiten mit ihr gehabt haben, und sie bewachten sie die ganze Nacht. In der Frühe holte Morton sie dann aus Kowalczs Keller.“
    „Halt mal die Luft an, Erik“, unterbrach ich ihn. „Das kann nicht vorgestern gewesen sein, weil ich dich gestern erst …“
    Ich brach ab, als er den Kopf schüttelte.
    „Entschuldige, Harry“, sagte er. „Natürlich kannst du es nicht wissen. Du warst ja ohne Bewußtsein die ganze Zeit.“
    „Wie lange?“ fragte ich.
    „Seit vorgestern Nacht“, erklärte er. „Du erinnerst dich noch, daß du mich angerufen hast – aus dieser Klinik?“
    „Ja.“
    „Wir kamen kurz vor eins. Da brachten sie auch dich gerade.“ „Mich? Woher?“
    „Weißt du es nicht mehr?“ fragte er verwundert. „Drei oder vier Straßen stadteinwärts bist du von dem Beißer angefallen worden. Du hast ausgesehen wie nach einem missglückten Säbeltanz …“ Er grinste.
    „Danke“, bemerkte ich trocken. Ich schüttelte den Kopf. „Du meinst, sie fanden mich draußen?“
    Er nickte. „Du hättest warten sollen, wie abgemacht“, meinte er vorwurfsvoll.
    „Da ist etwas faul“, stellte ich fest. „Ich habe das Haus nicht verlassen.“ Ich berichtete ihm von dem Raum

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