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0450 - Die Gierigen von Brooklyn

0450 - Die Gierigen von Brooklyn

Titel: 0450 - Die Gierigen von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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fast, daß die' Burschen die hohen Prämien nicht alle in die protzigen Betonklötze hineinstecken können, die sie überall an den Hauptstraßen aufstellen. Und mein lieber Schwager wird auch nicht allzu böse sein!«
    »So kann man es natürlich auch betrachten«, meinte ich. »Was ist Ihr Schwager? Glaser?«
    »Nein, Bestattungsunternehmer. Haben Sie nicht den Bericht in ,Newsweek’ gelesen, was die Kerle verdienen. Sterben ist teurer als leben, sage ich Ihnen. ,Ruhe sanft’ hat er seinen Laden getauft.«
    Ich war unangenehm berührt von dem Geschäftssinn des Mannes. Barter zuckte mit den Achseln, als ich zu ihm hinübersah. Ich trank schnell mein Glas leer und stellte es auf die Theke zurück. Der Mann dahinter schien nicht zu merken, daß er mir irgendwie mit seiner nüchternen Betrachtungsweise an die Nieren ging. Er plauderte munter weiter.
    »War bei meinem Schwager gestern abend, als die Sturmwarnung über das Radio kam. Wenig später kam schon die erste Kundin. Tolles Mädel, sage ich Ihnen! Ewig schade um sie! Wenn die noch lebte! Sie würden sich die Hacken nach ihr ablaufen, sage ich Ihnen!«
    Ich stieß Barter in die Seite. Mir reichte es. Wirklich. Detektiv Barter schob sich langsam vom Hocker. Er hatte seine Sternstunde.
    »Wie sah sie denn aus?« fragte er.
    »Oh!« Der Mann hinter der Theke geriet geradezu in Begeisterung.
    Der Barmann beschrieb Kim Purvis, wie sie leibte und — nicht mehr lebte.
    ***
    Ein Streifenwagen brachte Barter und mich zu dem Schwager des Barbesitzers. In zwei Auslagen waren Särge aller Preislagen ausgestellt, die mit halb verdorrten Palmwedeln geschmückt waren. Ein feister Mann mit hängenden Backen führte uns in einen Raum, dessen Atmosphäre auf Trauer und Beileid abgestimmt war. Dunkle Vorhänge sperrten die brennende Sonne Floridas aus.
    »Sie haben einen teuren Toten zu beklagen?« erkundigte sich der Goldhamster. Was die Mentalität anbetraf, schienen sein Schwager und er einiges ge-gemeinsam zu haben. Ich schnitt ihm kurzerhand den Sermon ab, den er wohl allen Kunden aufsagte.
    »Ich bin Jerry Cotton«, klärte ich ihn auf. »Mein Name wird Ihnen allerdings wenig sagen. Ich bin Special Agent des FBI!«
    Er verschluckte sein Erstaunen und erkundigte sich mit seiner professionellen Beileidsmiene: »Und womit kann ich Ihnen dienen, Mr. Cotton?«
    »Ein junges Mädchen wurde heute nacht bei Ihnen abgeliefert. Ich möchte sie sehen!«
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ein hübsches Kind war es ja. Aber die Dame hatte es so eilig!« Seine Leichenbittermiene war von ihm abgefallen wie der Verputz von den Häusern von Harlem. »Welche Dame?«
    »Ihre Tante.« Er sah unsicher von mir zu Barter, den er anscheinend wohl kannte. »Ich weiß, daß es Vorschrift ist, einen Totenschein vorzuweisen. Ich erinnere Sie aber an den Hurrikan…«
    »Vielleicht fassen Sie sich etwas kürzer«, sagte ich wütend.
    »Sie ist weg«, sagte er und strich sich über den fetten Mund. »Vor zehn Minuten erst. Wenn Sie sich ein bißchen beeilt hätten…«
    »Ich glaube eher, Sie haben sich verspätet«, meinte ich ziemlich barsch. »Sie lassen also eine Leiche ohne Genehmigung der zuständigen Behörden transportieren. Ich fürchte, das wird Sie teuer zu stehen kommen!«
    Eine Glocke klingelte, und eine Schublade sprang aus dem Tisch, hinter dem der Bestattungsunternehmer saß. Seine fetten Finger griffen in die Lade und brachten ein Bündel Dollars zum Vorschein. Fragend sah ich Barter an.
    »Ab und an kommt es mal vor, Cotton«, sagte er entschuldigend. »Vor drei Jahren haben wir die Police zum letztenmal gesäubert. Sie versuchen es eben immer wieder!«
    Ich wischte über den Tisch und warf das Bündel Scheine auf den Teppich, der ebenso wie die ganze Einrichtung auf Trauer abgestimmt war. Die nackte Wut packte mich.
    »Lassen Sie das!« herrschte ich ihn an. »Wenn Sie es noch nicht wissen sollten: G-men sind unbestechlich! Wohin ging der Transport?«
    »Regen Sie sich doch nicht auf, G-man! Nach Barrow City!«
    »Funktioniert Ihr Telefon?«
    »Nein!«
    »Dann erzählen Sie schnell, was Sie wissen!«
    »Ein Mann, der mir manchmal hilft, fährt den Wagen. Die Tante ist mitgefahren, um in Barrow City die Formalitäten zu erledigen.«
    »Beschreiben Sie den Wagen und sagen Sie mir die Kennzeichen.«
    Ich kritzelte die Angaben in mein Notizbuch. Grußlos verließen Barter und ich das Institut.
    Als wir den nächsten Streifenwagen erreichten, ließ ich über Funk Großalarm auslösen.

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