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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen noch nicht geschlossen. Starr war der Blick, als wollte sie ihren Geistkörper entdecken, der irgendwo dort oben in der Schwärze zwischen den Sternen umherirrte.
    Zögernd streckte ich meinen Arm aus und berührte mit den Fingerknöcheln ihr Gesicht. Erst nachdem das geschehen war, löste sich etwas in mir. Der Schmerz um ihren Tod, die Verzweiflung drang in mir hoch, ich schämte mich der Tränen nicht.
    Es war wie eine Welle. Man sagt, dass Weinen erlöst oder freier macht.
    Bei mir geschah dies nicht. Irgendwie wurde ich verbissener. Meine Mundwinkel zuckten, ich wollte der Toten etwas sagen, brachte nur kein Wort mehr hervor.
    Doch ich schwor mir, dass ihre Mörder nicht davonkommen sollten, wer immer es getan hatte. Auch der Schwarze Tod war letztendlich von mir erwischt worden.
    »Farewell, Mädchen!« flüsterte ich und ließ noch einmal eine Strähne ihres langen, seidigen Haares durch meine Finger gleiten. »Vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.« Ich wollte noch etwas hinzufügen, konnte es aber nicht, meine Stimme war auf einmal weg.
    Ich saß da, schluckte und wischte die Tränen aus meinen Augen. Als ich das Taschentuch hervorholte, es auseinanderfaltete und hineinschneuzte, hatte ich das Gefühl, der einsamste Mensch auf der ganzen Welt zu sein.
    Dann erhob ich mich.
    Meine Knie waren noch immer schwer. Im Magen spürte ich dort einen Druck, wo der erste Trommler mich erwischt hatte.
    Hoch aufgerichtet stand ich neben dem Grabstein und blickte weit nach vorn über den Friedhof hinweg in die wallenden Nebel hinein, die an einigen Stellen durch plötzliche Wirbel aufgerissen wurden.
    Bäume, Büsche, Grabdenkmäler, all dies sah ich wie Schatten zerfließen und noch mehr!
    Eine Gestalt!
    Groß, sehr groß sogar. Sie ging, und ich hörte sie nicht. Zudem sah sie so aus, als bestünde sie nur aus dem oberen Teil ihres Körpers, denn den unteren sah ich nicht. Er war im dichten Nebel verschwunden.
    Was der Unbekannte trug, ob er überhaupt farblich einzustufen war, konnte ich nicht erkennen, aber ich zählte ihn nicht zu den normalen Menschen, denn aus seinem Rücken wuchs etwas hervor, das sich groß und dunkel abzeichnete.
    Zuerst war mir nicht klar, um was es sich dabei handelte, bis ich auf den Trichter kam.
    Die Schatten waren Flügel!
    Und Susanoo besaß Flügel. Aus diesem Grunde hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Eisernen Engel.
    Der Dämon war also auf dem Friedhof, um blutige Ernte zu halten. Hatte er es schon geschafft?
    Da ich von Suko nichts mehr gesehen hatte, musste ich unter Umständen damit rechnen.
    Hier oben auf dem Hügel jedenfalls hielt mich nichts mehr! Ich musste weg.
    So wie er erschienen war, verschwand Susanoo auch wieder. Schnell, schattenhaft, nicht mehr zu sehen und noch weniger zu fassen.
    Auch wenn ihn der Nebel deckte, ich musste diesen Unhold einfach finden.
    Die Richtung, in der er verschwunden war, hatte ich mir gemerkt. Ich musste mich nach links halten und schräg den Hang hinablaufen, um dorthin zu gelangen.
    Sehr bald schon umgab mich wieder der Nebel. Er rollte, er formte sich, schien Gestalten zu bilden, die auf mich eindringen wollten, mich umfassten, umschmeichelten und sich wie kühle Leichentücher an meiner Haut rieben.
    Das alles war natürlich. Wenn ich den Eindruck hatte, war es meine Einbildung und entsprang der reinen Phantasie.
    Keine Einbildung war die Gestalt, die aus der Höhe und aus den Schwaden plötzlich nach unten fiel und dicht vor meinen Füßen dumpf mit beiden Beinen auf dem weichen Waldboden landete.
    Zwei Trommelstöcke hielt sie mit beiden Händen fest. Auf der Bühne hatte ich Ondekoza als etwas hölzern wirkenden Typ erlebt. Dass er dies nicht war, bewies er in der nächsten Sekunde schon, als er mich angriff…
    ***
    Es gibt Momente im Leben eines Menschen, da muss man sich sofort entscheiden und kann sich nicht fragen, ob man richtig oder falsch handelt.
    So erging es Suko.
    Er sah die Augen, die Augen sahen ihn. Und er dachte an dieses mörderische Schwert.
    Er duckte sich in Windeseile, während er gleichzeitig ein verdammtes Geräusch vernahm, einem Pfeifen gleich, das entsteht, wenn ein Schwert die Luft zerteilt.
    Suko erlebte dieses Phänomen - und entging dem Tod.
    Da sauste etwas über seinen Kopf hinweg, dass das kalte Gefühl der Angst blitzschnell Adrenalin in Sukos Körper freisetzte.
    Das Pfeifen brach ab, ein dumpfer Laut ertönte, als die mit dämonischer Kraft geführte Waffe den Stamm eines

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