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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fahrzeug und ließ sich auf der Straßenseite wieder fallen.
    Die beiden Polizisten waren sprachlos. So etwas hatten sie noch nicht erlebt, zumal der Festgenommene sich bis jetzt doch äußerst friedlich gezeigt hatte. Noch ehe der eine um den Wagen herumgewieselt war, und der zweite die Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter gezogen hatte, landete Tendyke bereits im Fond des Taxis und riß die Tür zu. »Vollgas!« bat er. »Egal, wie Sie's anstellen - hängen Sie die Knaben da ab! Die wollen mir ans Leder!«
    »Und das im wahrsten Sinne des Wortes, wie?« grinste der schwarze Fahrer nach einem Blick via Rückspiegel auf Tendykes auffällige Kleidung. Er gab Gas. Der Wagen raste los und bog sofort in die nächste Seitenstraße ein. Er fegte in einen Hinterhof. »Abkürzung«, grinste der Fahrer. »Da kommt keiner drauf. Kennt auch kaum einer.« Im nächsten Moment waren sie schon wieder auf der nächsten Straße. Tendyke beugte sich vor.
    »Reicht, glaube ich«, sagte er. »Da kommt wirklich keiner drauf. Und bevor Sie mehr Meilen verfahren - ich bin blank. Und ich möchte Sie nicht über Gebühr schädigen.«
    Der Fahrer trat auf die Bremse.
    »Schade, Mann«, sagte er. »Ich hatte mich auf 'ne schöne Verfolgungsjagd gefreut. Sie können also nicht zahlen…«
    Der Wagen stand.
    »Ihr Glück, daß Sie mich darauf hinweisen, ehe die Uhr mehr als die Grundgebühr und die erste Meile anzeigt! Mann, haben Sie 'ne Vorstellung, wie Sie mich bezahlen wollen?«
    »Hier«, sagte Tendyke und nahm die Uhr ab. »Reicht das?«
    Der Fahrer betrachtete die Armbanduhr. Offenbar kannte er sich aus und sah, daß sie nicht gerade billig war. »Also, dafür fahre ich Sie entweder weiter, oder Sie kriegen Geld raus.«
    »Okay, bringen Sie mich in ein anderes Stadtviertel, wenn's reicht.«
    »Allemal.«
    »Bis Florida reicht's wohl nicht.«
    Der Neger lachte. »Sicher nicht, Mann. Aber ich setze Sie zehn Meilen von hier ab. Und falls wir uns wieder über den Weg laufen, haben Sie nochmal zehn oder zwanzig Meilen gut, okay? Auch mehr, wenn's sein muß. So ein Uhrchen wollte ich schon immer mal haben, und die ist weit mehr wert. Wenden Sie sich an Joshua, wenn Sie mal wieder 'n Taxi brauchen.«
    »Mache ich«, verkündete Tendyke. Wozu brauchte er eine Armbanduhr eines teuren Herstellers? Er brauchte bloß nach der Sonne oder den Sternen zu schauen und wußte, wie spät es war.
    Das Taxi rollte weiter.
    Es gab keine Verfolger mehr.
    ***
    Die Dämonin Stygia hatte sich aus dem Thronsaal des Fürsten der Finsternis entfernt - wohlweislich nicht ohne bei Julian um Erlaubnis dazu gebeten zu haben. Er erkannte wohl die Ironie, die darin steckte, aber er ließ die Geflügelte gewähren.
    Sie bewegte sich vorsichtig und vergewisserte sich, daß sie nicht beobachtet wurde, während sie ihr eigenes Refugium innerhalb der Schwefelklüfte aufsuchte. Doch zu ihrem Erstaunen hetzte ihr Julian keinen Irrwisch als heimlichen Beobachter hinterdrein. Auch niedere Geister, rekrutiert aus den Legionen der großen Dämonen, tauchten nicht auf, auch keine Skelett-Krieger - aber deren Ära war seit der Hinrichtung Leonardos ohnehin vorbei. Nur er hatte die Möglichkeit gehabt, jederzeit untote Krieger aus allen Epochen der menschlichen Geschichte zu rufen und einzusetzen.
    Stygia verwandte sehr viel Sorgfalt darauf, sich zu vergewissern, daß sie weder verfolgt noch beobachtet wurde. Es irritierte sie. Entweder war Julian leichtsinnig, daß er darauf verzichtete; immerhin mußte ihm doch klar sein, daß er sie mit seinen Worten praktisch herausgefordert hatte, gegen ihn zu agieren. Oder er fühlte sich stark genug, auf jeden Fall mit ihr und eventuellen Verbündeten fertig zu werden, ganz gleich, was sie anstellte. Die dritte Möglichkeit war, daß er sie auf eine Weise beobachten konnte, die sich ihrem Begreifen entzog.
    Mißtrauisch wie sie war, nahm sie die dritte Möglichkeit als gegeben an.
    Sie überlegte, was sie tun sollte.
    Vielleicht Ted Ewigk auf ihn ansetzen?
    Sie konnte den Reporter über den Fingernagel steuern, den sie ihm gegeben hatte. Ewigk glaubte, Stygia damit kontrollieren zu können; in Wirklichkeit war es umgekehrt. Einige Male hatte sie ihn schon heimlich beeinflußt, ohne daß es ihm aufgefallen war. Daher wußte sie auch, daß er Julian äußerst skeptisch gegenüberstand. Es würde also nicht schwer sein, ihn gegen den Fürsten der Finsternis lenken zu wollen.
    Vorerst hatte sie es verpatzt. Aber vielleicht fand sie eine Möglichkeit,

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