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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Silberscheibe. »Was ist es?« flüsterte er heiser. »Sag es mir!«
    Doch das Amulett verriet ihm nichts. Er beherrschte es nicht. Nicht so, wie dieser Professor aus Frankreich das seine beherrschte. Manchmal hätte Ombre eine Menge dafür gegeben, doch dann wieder lehnte er es ab. Er wollte nichts mit diesem Zauber zu tun haben, den er nicht mehr los wurde. Er wollte aber auch nicht Zamorra bitten, ihm die diversen Möglichkeiten zu erklären, die das Amulett bot. Er wollte überhaupt mit Zamorra nichts zu tun haben.
    Trotzdem kreuzten sich ihre Wege immer wieder. Und häufig begann es damit, daß das Amulett ihn auf irgend ein Phänomen aufmerksam machte.
    Es war so ähnlich wie vor einiger Zeit, als Ombre dann in eine andere Welt versetzt wurde und mit der geheimnisvollen Shirona zusammentraf. Die Welt des grausamen Fürsten, der erst vor zwei Tagen wieder hier aufgetaucht war, in dieser Welt, in dieser Wohnung, und der behauptete, nichts über Shirona zu wissen.
    Der Herr der Träume…
    Es war ähnlich, aber nicht völlig identisch. Diesmal handelte es sich um ein etwas anders geartetes Phänomen.
    Yves Cascal hängte sich das Amulett um und verbarg es unter dem karierten Hemd. Dann klopfte er an Angeliques Zimmertür. Seine Halbschwester öffnete sofort. Sie sah seinen unruhigen Blick.
    »Etwas kommt«, sagte Ombre düster. »Vielleicht ist es besser, wenn wir gehen.«
    »Was erkennst du?«
    Er erklärte ihr hastig seine Empfindungen.
    »Der Traum-Fürst«, sagte sie. »Er ist es wieder. Er will etwas von dir. Verschwinde, ich halte ihn auf. Geh nach hinten hinaus.«
    »Bist du sicher, daß du nicht mitkommst?«
    »Natürlich. Ich komme schon klar. Gut, daß Maurice noch unterwegs ist.«
    Maurice war ein Jahr jünger als Yves. Er war an den Rollstuhl gefesselt; durch Contergan fürs Leben geschädigt. Aber er kam ziemlich gut zurecht, immerhin so gut, daß er studierte. Irgendwo schaffte es Yves immer wieder, das dafür nötige Geld zusammenzubekommen. Er selbst war zu tief in seiner Welt verwurzelt, als daß er auf die gleiche Art hätte ausbrechen können. Außerdem fühlte er sich für die kleine Familie verantwortlich, seit die Eltern tot waren. Zumindest bis Maurice mit dem Studium fertig war und die sechzehnjährige Angelique ebenfalls auf festen, eigenen Beinen stehen konnte, kümmerte sich Yves um den Unterhalt. Das ließ ihm, dem Schatten, nur wenig Spielraum…
    Aber er hatte es so gewollt.
    »Es gefällt mir nicht, daß ich dich allein zurücklassen soll«, sagte er.
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, erwiderte sie. »Verschwinde schon, ehe es zu nahe ist…«
    Er nickte schulterzuckend und er beschloß, vorsichtshalber in der Nähe zu bleiben. Andererseits hatte er das Gefühl, daß Angelique sicher war. Irgendwie spürte er, daß der Traum-Fürst ihr nichts Böses wollte. Und irgend etwas, das er sich nicht erklären konnte, verband ihn auch mit diesem seltsamen jungen Mann.
    Cascal verschwand zum Hinterhof hin. Es geschah in dem Augenblick, als der Fürst das Haus durch den Vordereingang von der Straße her betrat. Yves Cascal fühlte noch, wie irgend etwas nach ihm greifen und die Umgebung verändern wollte, dann war er wieder aus diesem Bereich heraus.
    Er faßte nach seinen Schläfen. Was hatte er da gerade erlebt?
    Zamorra hätte es ihm sagen können.
    Eine Welt durchdrang die seine, machte sich darin breit und hob einige der Naturgesetze auf oder veränderte sie zumindest. Plötzlich war alles möglich geworden, was vorher noch unwahrscheinlich und unlogisch war.
    Aber waren nicht Träume schon immer unlogisch gewesen?
    ***
    Rob Tendyke war vorsichtig geworden. Er hatte in Ruhe nachdenken können, und er war zu der Erkenntnis gekommen, daß er mit seinen Kreditkarten ebensowenig anfangen konnte wie mit den Automatenkarten. Das bedeutete, daß er weder eine reelle Chance besaß, an Bargeld zu kommen, noch daß er ein Flugticket buchen konnte. Denn auch dazu würde er eine Kreditkarte vorlegen müssen.
    Damit saß er erst einmal auf dem Trockenen.
    Inzwischen spürte er Hunger und Durst. Der Hunger ließ sich unterdrücken, der Durst weniger. Aber er besaß das Geld nicht, sich irgendwo ein Getränk zu kaufen. Er schalt sich einen Narren; als er dem Taxifahrer die Uhr gab, hätte er sich doch Geld herausgeben lassen sollen. Aber jetzt ließ sich das nicht mehr ändern. Weitere Wertgegenstände trug er nicht bei sich.
    Zum Betteln war er doch zu stolz. Stehlen wäre gegen seine Natur.
    Er

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