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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zwillingsmädchen registrierte, hatte er nicht geahnt, daß es das war, was ihn angelockt hatte. Und vor kurzem erst noch war er auf Robert Tendyke, den Vater, gestoßen - und wieder war ein Funke gesprungen. So intensiv, daß Ombre bereit gewesen war, sich in behördliche Streitigkeiten zu mischen und Tendykes Identität zu bezeugen! Auf dem Flug von Baton Rouge nach Miami war Ombre dann durch dämonische Magie aus dem Flugzeug entführt und in die Hölle versetzt worden.
    »Hölle?« fragte Maurice, der sich zwischendurch auch mal wieder zu Hause befand. »Bist du sicher, daß du das nicht doch geträumt hast?«
    »Ich bin sicher!« zischte Yves. »Die gleiche dämliche Frage hat mir vor zehn Minuten Angelique gestellt, weil sie nicht glauben will, daß dieser Peters ein Dämon ist!«
    Maurice grinste. »Vielleicht hat sie sich verliebt?« fragte er. »Das soll bei kleinen Mädchen schon mal vorkommen! Oh, hoffentlich hat sie das jetzt nicht gehört, sonst läßt sie extra für mich das Essen anbrennen…«
    Plötzlich tauchte Angelique hinter ihm auf. Sie faßte nach den Griffen des Rollstuhls, in dem Maurice saß, und kippte ihn leicht zur Seite. »He!« brüllte Maurice auf. »Laß das, du Biest!«
    Sie brachte ihn wieder in waagerechte Stellung zurück. »Ich habe es sehr wohl gehört, mein Lieber, nur kenne ich viel bessere Mittel, mich zu rächen. Angebranntes Essen stinkt so widerlich in der kleinen Küche.«
    »Yves, zum Teufel, hilf mir gegen diese Furie!« verlangte Maurice.
    Ombre sprang auf. »Verdammt, ist das hier mein Zimmer oder ein Versammlungssaal? Raus mit euch! Keiner hat euch eingeladen, hier hereinzuplatzen!«
    Maurice hob abwehrend die Hände. »He, Bruderherz, was ist in dich gefahren? Dreh jetzt nur nicht durch, bloß weil da ein paar Dinge gelaufen sind, die…«
    Yves stürmte an ihnen vorbei nach draußen, verließ die Kellerwohnung und hetzte die halbe Treppe hinauf. An der Straße blieb er nicht stehen, sondern lief mit schnellen Schritten weiter, immer weiter fort von der Wohnung und seinen Geschwistern, die mal wieder nicht begreifen wollten, daß er nur seine Ruhe wollte, um nachzudenken. Maurice, dem durch eine starke Contergan-Schädigung die Füße unmittelbar an den Hüften angewachsen waren und der dadurch lebenslang an den Rollstuhl gefesselt war, war von Natur aus ein Skeptiker, der allen Dingen mittels Logik auf den Grund gehen wollte. Nicht umsonst besuchte er eine höhere Schule - mit ein wenig Verspätung, weil die finanzielle Situation der Cascals alles andere als rosig war. Als Yves 13 war, starben die Eltern, und seitdem war er für seine jüngeren Geschwister verantwortlich. Aber den Lebensunterhalt zu verdienen war schwer für einen Jungen, der keine vernünftige Ausbildung hinter sich bringen konnte, weil er erstens Neger war und zweitens in den Slums einer Südstaaten-Hauptstadt lebte. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, als einen Weg am Rande der Legalität zu suchen und zu Ombre , dem Schatten, zu werden. Manchmal fand er einen Gelegenheitsjob, manchmal mußte er zu kleinen Gaunereien greifen. Seltsamerweise zeigte sich aber immer wieder, daß mit diesen Gaunereien stets ein irgendwie positives Resultat für andere verbunden war - der Typ, dem er eine Brieftasche stibitzte und der hinter ihm her stürmte, wäre ansonsten stehengeblieben und vom Blitz erschlagen worden, der in jener Gewitternacht ausgerechnet an der Stelle einschlug, wo sich der Mann eben noch befunden hatte - eines von vielen Beispielen. Cascal selbst bekam davon nicht viel mit. Aber manches drang zu ihm durch, und er wunderte sich dann immer wieder darüber.
    Immerhin schaffte er es auf die Weise immer wieder, daß sie die Miete für die kleine Kellerwohnung im Hafenviertel bezahlen und leben konnten, und für Maurice saß inzwischen auch der College-Besuch mit dran. Wenigstens einer aus der Familie, dachte Yves selbstironisch, sollte die Chance haben, es zu etwas zu bringen, und Maurice mit seiner hohen Intelligenz war dazu bestens geeignet. In den Slums, auf der Straße, würde er mit seiner Behinderung trotz seines Intellekts untergehen, denn ihm fehlte die kriminelle Energie, um sich trotz Rollstuhl gegen die Gangs durchzusetzen.
    Auch Ombre fehlte diese Energie. Er war eher ein kleines Schlitzohr und ging immer den Weg des geringsten Widerstandes - und überlebte. Bisher hatte er es nicht geschafft, sich Feinde zu machen. Er hatte von vornherein gezeigt, daß er klein bleiben und

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