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0454 - Tal der Skelette

0454 - Tal der Skelette

Titel: 0454 - Tal der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geordert. Cognac, den er normalerweise bevorzugte, gab es hier nicht, dafür aber Prügel, die ein zahlungsunwilliger Gast vor gerade mal zwanzig Minuten als Draufgabe zum kostenlosen Rausflug serviert bekommen hatte. Brack hatte das nicht gestört. Ihm konnte das nicht passieren. Es war ihm gleich, was er an diesem Abend ausgab. Ob zehn oder zehntausend Dollar. Es störte ihn nicht.
    Er war auf der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen. Zuletzt war er im Vorstand der Tendyke Industries gelandet. Einer von drei Männern an der absoluten Spitze. Riker, Calderone, Brack. Nach dem Tod des Bosses war Riker in die Chefposition aufgerückt, aber Calderone und Brack standen direkt rechts und links von ihm. Und das, obgleich Bracks Haut ebenholzschwarz war. Vor hundertfünfzig Jahren waren seine Vorfahren auf einem Sklavenschiff in die Staaten gebracht worden. Sein Urgroßvater war ein Massai-Krieger gewesen, durch unglückliche Umstände in Gefangenschaft geraten. Seinen Stolz hatte niemand brechen können, seinen Kampfeswillen auch nicht. Er hatte seinen Besitzer erschlagen, und ehe sie ihn erschießen konnten, weil sie seiner anders nicht Herr wurden, hatte er noch mehr als ein Dutzend der verhaßten Sklavenhalter und deren Knechte zur Hölle geschickt. Aber vorher hatte er es noch geschafft, Nachkommen zu zeugen, die sein heißes, wildes Massai-Blut geerbt hatten.
    Brack war stolz darauf, reinrassig zu sein, wenngleich die kriegerische Wildheit in ihm bei weitem nicht mehr so ausgeprägt war wie bei den alten Massai. Doch stolz war er immer noch.
    Und deshalb hatte er bei Tendyke Industries seinen Hut genommen!
    Er wollte nicht mit einem Verbrecher zusammenarbeiten.
    Calderone war ein Verbrecher!
    Brack, zuständig für Finanzen, war noch nie von ausgeprägter Dummheit gequält worden. Deshalb war ihm aufgefallen, daß aus einem Sonderfonds, der der Abteilung Werkschutz unterstand, hunderttausend Dollar abgezweigt worden waren. Und die waren auf Roul Loewensteens Konto gelandet. Die Transaktion war verschleiert worden, aber für Brack nicht gut genug, der seine wirklichen Fähigkeiten und Kenntnisse um so weniger preisgegeben hatte, je höher er in der T.I.-Hierarchie aufrückte. Was anderen nicht auffiel, hatte er gemerkt. Und er war auch darüber informiert, was in Florida ablief. Da war wohl ein Hochstapler und Betrüger aufgetaucht, der sich Tendyke nannte. Und Roger Brack hatte herausgefunden, daß es Blutgeld war. Für diese hunderttausend Dollar sollte Loewensteen den Hochstapler aus dem Weg räumen!
    Und nun war auch Loewensteen tot, und zum Zeitpunkt seines Todes war Calderone in Florida gewesen. Jetzt war eine Anfrage des zuständigen Sheriffs gekommen, wem die Tatwaffe gehörte, und Brack hatte sie ein paar Minuten vor Calderone in die Finger bekommen.
    Es war Calderones Waffe!
    Brack, der Neger, war mit Tendyke, dem Weißen, der aber eher Weltbürger als sich einer bestimmten Nationalität zugehörig fühlend war, immer hervorragend ausgekommen. Er mochte seinen damaligen Boß, und er hatte nie glauben wollen, daß Rob Tendyke, den viele einen Spinner nannten, wirklich tot war. Deshalb interessierte Brack sich besonders für die Vorgänge in Florida.
    Deshalb bekam er auch mit, daß Calderone persönlich eine Antwort zurücksandte, in der behauptet wurde, es sei nicht festzustellen, an wen diese Waffe zuletzt ausgegeben worden war.
    So etwas tat nur jemand, der soviel Dreck am Stecken hatte, daß er diesen Stecken nicht mal mehr mit einer Hand anheben konnte!
    Brack hatte Calderone zur Rede gestellt. Calderone hatte spöttisch gelacht. Rhet Riker, der die eigentlichen Fäden in dem weltumspannenden Wirtschaftsimperium zog, wollte zwar mit Mördern nichts zu tun haben und beharrte stets darauf, immer den Buchstaben des Gesetzes zu folgen. Brack hatte auch vor Tagen noch mitbekommen, daß Riker sich Calderone gegenüber so geäußert hatte, daß er jeden gewaltsamen Schritt verurteilte.
    Jetzt aber hatte der dunkelhaarige, untersetzte Riker mit dem leichten Bauchansatz nur mit den Schultern gezuckt.
    Das war für Roger Brack genug gewesen.
    »Betrachten Sie mich ab sofort bis zum Ende der offiziellen Kündigungsfrist als in unbezahltem Urlaub«, hatte er gesagt und war gegangen. »Rumms«, hatte Calderone hinter ihm gesagt, obgleich er die Tür wie jeder höfliche Mensch leise geschlossen hatte. »Den sind wir los.«
    Brack hatte es noch gehört, Rikers Antwort aber nicht mehr.
    Er hatte seine Sekretärin

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