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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gut für uns sein.«
    »Den Schlüssel! Schnell! Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. In ein paar Minuten setzt die Dämmerung ein, dann müssen wir verschwunden sein.«
    Hände durchwühlten Taschen, fanden den Schlüsselring. »Los, schnappen wir sie uns!«
    Eine Tür wurde geöffnet. Eine zweite. Türen, die mit einem Schlüssel geöffnet wurden, statt aufgebrochen zu werden, erregten keinen Verdacht, weckten eher Hoffnung. Schritte huschten durch die winzige Wohnung. Dann ein Aufschrei, wieder das zischende Geräusch eines durch die Luft rasenden Gegenstandes.
    »Faß mit an, verdammt! Oder soll ich sie allein tragen?«
    Vier Hände packten zu. Zwei weitere verwischten die wenigen Spuren. Innerhalb weniger Augenblicke war der Spuk vorbei. Türen rasteten in Schlösser ein. Schritte entfernten sich in die Dunkelheit.
    ***
    Ombre öffnete die Augen. Ihm war übel, und sein Kopf schmerzte. Vorsichtig bewegte er sich. Seine Finger tasteten nach der schmerzenden Stelle. Fühlten Blut. Bedächtig richtete Ombre sich auf. Er lag noch dort, wo er gestürzt war, aber der Mann, den er hatte überrumpeln wollen, war fort. Es begann zu dämmern. Der Vorfall mochte vielleicht zehn Minuten zurückliegen, länger auf keinen Fall. Ombre wußte definitiv, daß er allein war. Die Fremden, die die Wohnung belauert hatten, waren fort. Ombre vermutete, daß es drei Männer gewesen waren. Er fand neben sich auf dem Boden eine Gummikugel. Damit hatten sie ihn ausgeschaltet. Jemand mußte sie mit einem Katapult verschossen haben. Sie waren kein Risiko eingegangen, und sie mußten damit gerechnet haben, daß er mißtrauisch war und merkte, daß etwas nicht in Ordnung war. Entsprechend hatten sie sich postiert. Er hätte daran denken sollen, daß jemand ebenso sorgsam zu denken verstand, wie er selbst es tat. Dann hätte er die Gefahrenquelle vielleicht rechtzeitig erkannt. Aber er hatte sie unterschätzt.
    Sie hatten seine Taschen durchwühlt. Der Schlüsselbund fehlte. Sie waren also in der Wohnung gewesen. Er war sicher, daß sie nicht mehr dort waren. Als er sich erhob, verlor er fast wieder das Gleichgewicht und mußte sich an der Hauswand abstützen. Die Welt drehte sich mit der Geschwindigkeit eines Kinderkarussels um ihn. Nur langsam ließ das Drehen nach. Ombre tastete sich zur Hintertür, stieg die Stufen hinunter und fand die Tür nur ins Schloß geschnappt, aber unverschlossen. Drinnen waren es nur ein paar Meter bis zu seiner Wohnungstür. Auch sie war nicht abgeschlossen. Diese Mühe hatten die Kerle sich nicht mehr gemacht.
    Er schob die Tür auf.
    Der Überfall galt nicht ihm. Sonst hätten sie ihn nicht einfach so draußen liegengelassen. Also brauchte er auch hier drinnen nicht mehr mit einer Falle oder einer Bombe zu rechnen. Das hätten sie einfacher haben können. Er sah sich um, blickte in jedes Zimmer. Angelique war nicht hier. Aber neben ihrem Bett lag sein Schlüsselbund.
    Sie hatten also Angelique gewollt!
    Doch warum?
    Ombre war in diesem Moment einfach nicht fähig zu denken. Seine junge Schwester bedeutete für niemanden eine Gefahr. Ein normaler Überfall war dies aber auch nicht, sonst hätten die Kerle sich nicht so viel Mühe gemacht. Der Zustand der Fenster verriet Ombre außerdem, daß Angelique sich bedroht gefühlt haben mußte. Was war vorgefallen?
    Leider hatte sie ihm keine Notiz hinterlassen können, auch keinen sonstigen Hinweis. Es hatte nicht einmal einen Kampf gegeben, bei dem Spuren zurückgeblieben sein konnten. Vermutlich hatten sie Angelique ebenfalls mit einer Gummikugel niedergestreckt. Doch diese Kugel hatten sie mitgenommen, um sich nicht zu verraten.
    Nur die draußen hatten sie vergessen.
    Ombre hatte sie eingesteckt. Er mußte herausfinden, wer ein Katapult und diese Kugeln benutzte. Dann hatte er eine Spur.
    Aber er bezweifelte, daß er schnell genug war, diese Spur zu finden und ihr bis zu ihrem Ende zu folgen. Daß man Angelique entführt hatte, ergab keinen Sinn. Eine Erpressung? Bei Ombre war nichts zu holen, das wußte jeder. Vielleicht wollte man sie mundtot machen. Sie konnte etwas gehört oder gesehen haben, auch wenn Ombre das für recht unwahrscheinlich hielt. Aber unwahrscheinlich hieß nicht unmöglich.
    Er war müde, die Kopfverletzung schmerzte. Dennoch mußte er auf den Beinen bleiben und schnell sein. Denn Angelique war in tödlicher Gefahr!
    ***
    Etwas mischte sich in Julians Träume. Er glaubte einen dunkelhäutigen Mann zu sehen, der das Traumbild überlagerte wie in

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