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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einer Doppelbelichtung.
    Ombre!
    Es wäre fast schon normal gewesen, wenn Ombre sich fest in Julians Traum materialisiert hätte. Aber diesmal geschah es nicht. Dennoch fühlte Julian, daß die Verbindung zwischen ihnen, die keiner von beiden sich erklären konnte, vorübergehend wieder enger geworden war.
    Dafür mußte es einen bestimmten Grund geben.
    Ombre hatte ein Problem. Und über die unbegreifliche Verbindung wurde dieses Problem auch an Julian Peters herangetragen.
    Aber was für ein Problem konnte das sein? Womit wurde Ombre nicht selbst fertig? Was beschäftigte ihn dermaßen stark, daß seine Gedanken über die unsichtbare Brücke bis zu dem Mann vorstießen, der Ombre schon lange für eine Zusammenarbeit gewinnen wollte, wohingegen Ombre sich gegen diese Zusammenarbeit sperrte, weil er einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte!
    Julian wollte es erfahren. Doch er wollte auch seinen Traum nicht unterbrechen, der von Ombres Sorge gestört wurde.
    Julian wußte, daß Stygia in seiner Nähe war und ihn belauerte. Sie suchte nach einem Schwachpunkt. Sie glaubte, er bemerke das nicht, weil er schlief. Doch er registrierte ihre Anwesenheit und ihre magischen Abtastversuche sehr wohl!
    Du kannst etwas Besseres tun als mich anzustarren! teilte er ihr gedanklich mit und registrierte in spöttischer Zufriedenheit ihr erschrockenes Zusammenzucken. Es glich der Reaktion des Schwarzen vor ein paar Stunden. Sie hatte wohl ebensowenig wie jener Dämon damit gerechnet, daß der Fürst der Finsternis sie trotz seines Schlafes direkt und noch dazu telepathisch ansprechen würde.
    Geh nach Baton Rouge , befahl er ihr. Suche Kontakt mit Ombre und berichte mir, was ihn bedrückt. Sofort.
    Stygia starrte den Fürsten aus weit aufgerissenen Augen an. Sie war fassungslos über diesen Auftrag. »Herr«, stieß sie hervor. »Ist das nicht eher eine Aufgabe für einen Irrwisch oder sonstigen Hilfsgeist?«
    Gehorche! brüllten seine Gedanken ihr zu, und sie konnte sich dem Befehl nicht länger widersetzen.
    ***
    Entgeistert stieg Zamorra aus und ging auf den Graben zu. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Die Zugbrücke war hochgezogen! Das hatte es seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gegeben.
    Es gab doch niemanden, dem man auf diese Weise den Zutritt zum Château versperren mußte! Und gegen dämonische Wesenheiten gab es den weißmagischen Schutzschirm, der das Château in Form einer halbkugelförmigen Sphäre einhüllte. Eine hochgezogene Brücke hätte einem Dämon höchstens ein müdes Lächeln abgerungen.
    Auch Don Cristofero war jetzt aus dem Wagen geklettert. Er hielt die Degenscheide in der linken Hand, umfaßte den Griff mit der rechten. »Interessant«, stellte er fest. »Wirklich, sehr interessant. Man sperrt den Schloßherrn aus! Das ist wirklich der Gipfel der Frechheit! He da! Man öffne das Tor!« Er setzte wieder einmal die volle Lautstärke seiner Stimme ein. »Lakaienpack! Aufmachen, sofort!«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Er ging zum BMW zurück und schaltete das Autotelefon ein. Entschlossen wählte er die Nummer seines Büros an. Da das nicht besetzt war, würde das Klingelzeichen auf die vielen Nebenapparate übertragen werden. Raffael Bois befand sich garantiert in Hörweite eines der Telefone. In der Tat meldete er sich nur wenige Augenblicke später, während sich Don Cristofero an der Grabenkante weiterhin in wilden Beschimpfungen erging.
    »Was soll der Unsinn, Raffael?« fragte Zamorra. »Warum ist die Brücke hochgezogen?«
    »Wie bitte, Professor?« entfuhr es dem alten Diener. »Verzeihung, aber von welcher Brücke reden Sie?«
    »Von unserer Zugbrücke vor dem Château Montagne«, präzisierte Zamorra. »Ich halte das für einen recht dummen Scherz.«
    »Aber die Brücke ist nicht hochgezogen«, wehrte sich Raffael.
    »Vielleicht hätten Sie dann die Güte, einmal aus dem Fenster zu blicken.«
    »Ich stehe am Fenster und kann deutlich sehen, daß das Tor geöffnet ist und die Zugbrücke unten, Monsieur!« empörte sich Raffael. »Ich bin doch nicht blind! Außerdem wüßte ich keinen einzigen Grund für ein Hochziehen!«
    »Ich kann ebenfalls noch sehr gut sehen, und ich bin auch nicht betrunken, falls Sie diesen Gedanken hegen sollten«, sagte Zamorra. »Kommen Sie und öffnen Sie Tor und Brücke! Wir stehen draußen und möchten liebend gern hereinkommen. Hier in der Mittagshitze wird es nämlich langsam ungemütlich! Ende!« Er schaltete das Gerät wieder ab und legte den

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