0456 - Gedungen und zum Mord bestellt
nur Bruchteile von Sekunden, seinen Plan zu durchschauen. Wilkinson hatte also geblufft. Er dachte nicht daran, zu fliehen oder den Cops in die Arme zu laufen. Das Hotel Plaza besaß tausend Zimmer. In einem dieser Zimmer konnte er sich bequem verstecken und auf eine günstige Fluchtgelegenheit warten.
Das Hotel besaß mehr als drei Aufzüge, aber nur eine Treppe, die von der Halle aus zu erreichen war.
Ich lief zur Tür riß sie auf und befand mich im Hotel-Foyer. Meine Schritte hallten über den Marmorboden Erstaunt sahen mich die Angestellten der Reception an. Einige ältere Damen, die in riesigen Sesseln hockten, lächelten belustigt. Sie hielten mich sicherlich für einen passionierten Olympiasportler.
Von der Halle aus gingen drei Fahrstühle nach oben. Also besaß das Hotel insgesamt vier. Die drei Fahrstühle befanden sich unterwegs, im zweiten, im fünften und im siebten Stockwerk. Ich spurtete los, jagte die Treppen hinauf.
Im zweiten Stock war auch der vierte Lift, den Wilkinson von den Clubräumen aus benutzt hatte, wieder zugänglich. Neben der Tür befand sich eine Leuchtskala, auf der man ablesen konnte, in welchem Geschoß sich der Lift befand. Wilkinson hatte mit Miß Mason schon das vierte Stockwerk erreicht. Ich spurtete zur Treppe, nahm immer drei Stufen auf einmal und erreichte keuchend das vierte Stockwerk. Ein Blick auf die Gleitskala aber bewies meine Vermutung. Der Lift war inzwischen im sechsten. Mit keuchenden Lungen jagte ich die vier weiteren Treppen hinauf. Bei dem Tempo mußte ich doch die Chance haben, den Lift einzuholen.
Ich jagte über den Teppich des sechsten Stockwerks und starrte auf die Skala — die sieben leuchtete auf.
Ich wollte schon weiter, als' ich am Ende des Ganges den Zipfel eines Kleides in einer Tür entdeckte. Dieses Kleid gehörte Miß Mason.
Mit Riesensätzen eilte ich über den Flur, bestrebt, trotz der Geschwindigkeit so wenig Lärm wie möglich zu machen. Die Tür, in der Miß Mason stand, schwang auf. Ein Lichtstreifen fiel über den Läufer. Jemand betrat den Salon. Aber Miß Mason blieb bewegungslos in der Tür stehen.
Ich verlangsamte mein Tempo. Warum bewegte sie sich nicht von der Stelle? Als ich bis auf vier Yard heran war, erhielt ich die Antwort.
Das Girl sprang in den 'Flur. Die Waffe in ihrer Hand blitzte auf. In letzter Sekunde warf ich mich zur Seite. Aber ehe sich ihre Finger ein zweitesmal am Abzug krümmten, hatte ich geschossen. Mit einem Aufschrei stürzte die Lady zu Boden. Dabei fiel ihr der Revolver aus der Hand. Ich sprang auf, trat mit dem Fuß auf die Waffe und sprang im gleichen Augenblick in Wilkinsons Apartment.
***
Wilkinson muß so sicher gewesen sein, daß Miß Mason die Überraschung glückte, daß er seelenruhig vor einem geöffneten Schrank stand und mir den Rücken zukehrte.
»Hände hoch, Wilkinson«, brüllte ich, »das Spiel ist aus.«
Der Gangster wirbelte herum und streckte seine Hand nach der Pistole aus, die nur wenige Zoll von ihm entfernt auf einem Kofferständer lag.
Aber er kam nicht mehr dazu, die Waffe gegen mich zu richten. Als seine Finger Zugriffen, hatte ich ihn erreicht und schlug den Lauf meiner Pistole über seine Finger. Er schrie auf.
Ich angelte mir seine Pistole vom Ständer und warf einen Blick in den Kleiderschrank. An der Seitenwand stand eine schußbereite Maschinenpistole. Wilkinson war also bereit gewesen, sich den Weg freizuschießen.
Das Stöhnen im Flur erinnerte mich an das Girl. Ohne Wilkinson aus dem Auge zu lassen, war ich mit wenigen Sätzen neben ihr.
»Stop, Miß Mason, der Mann ist es nicht wert, daß sich eine zweite Frau für ihn opfert«, sagte ich, »stehen Sie auf. Das Spiel ist vorbei. Ich nehme Sie fest wegen Mordversuchs. Alles, was Sie jetzt sagen oder tun, kann bei Gericht gegen Sie verwendet werden.«
Sie blickte mich aus irren Augen an. Ihre Lippen bebten. Ich half ihr auf die Beine. Meine Kugel hatte nur ihre Hand und ihren Unterarm gestreift. Es war zwar eine lange, aber harmlose Wunde.
Ich wies sie an, sich neben Wilkinson zu stellen, der mich aus haßerfüllten Augen ansah.
»Ich nehme Sie fest wegen mehrfachen Mordes«, sagte ich zu ihm.
Wilkinson ließ sich auf den Kofferständer fallen. Ich ging zur Schranktür, verschloß sie und zog den Schlüssel ab. Der Ehevermittler hockte wie ein Häufchen Unglück auf der Holzbank. Von ihm war nichts mehr zu befürchten. Ich trabte ins Badezimmer, um aus der Notapotheke einen Verband zu holen. Als ich wieder
Weitere Kostenlose Bücher