0457 - Satans bester Freund
angeschlossen hatten, gab Alarm.
»Kreislauf- und Herzmuskelschwäche«, sagte Carlotta leise. »Wieder mal. Er würde außerhalb des Krankenbettes keine Stunde durchhalten. Es ist furchtbar. Ich weiß nicht, was noch werden soll. Vielleicht ist es wirklich am besten, wenn sie amputieren. Dann ist wenigstens die Quelle der Vergiftung fort.«
Zwei Ärzte und zwei Schwestern kamen herein, drängten die Besucher zur Tür hinaus und kümmerten sich um den Patienten. Einige Minuten später kamen sie wieder heraus. Ein grauhaariger Endfünfziger sah Carlotta strafend an. »Sie haben ihn aufgeregt. Kein Wunder, wenn hier eine halbe Fußballmannschaft auftaucht. Signor Eternale benötigt äußerste Ruhe, vor allem in Anbetracht der Vorbereitungen auf die morgen stattfindende Operation.«
»Die der Patient aber nicht dulden will«, mischte Zamorra sich ein, der sich etwas darüber wunderte, daß Ted Ewigk hier unter seinem Tarnnamen »Teodore Eternale« bekannt war. Seit die Gefahr durch die Druidin Sara Moon nicht mehr bestand, seit er also nicht mehr gejagt wurde, hatte er seinen richtigen Namen wieder angenommen. Andererseits mochte es natürlich sein, daß sein italienischer Zweitpaß, den er auf unerfindlichen Wegen beschafft hatte, noch nicht entsprechend geändert war, daß er also für Behörden und offizielle Stellen wie zum Beispiel dieses Hospital nach wie vor als der Italiener Eternale galt, nicht als der Deutsche Ewigk.
»Wer sind denn Sie?« fragte der Arzt.
»Das ist Professor Zamorra«, stellte Carlotta vor.
»Zamorra, soso«, brummte der Arzt. Zamorra konnte sich vorstellen, woran er jetzt dachte: nämlich an die Verbrecherorganisation Camorra.
»Mein Name ist Gambiotti«, stellte der Arzt sich jetzt vor. »Sie sind Mediziner?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Dann können Sie auch die Notwendigkeit der Operation nicht beurteilen, ebensowenig wie es Signor Eternale selbst kann. Sonst noch etwas?«
»Ja«, sagte Zamorra. »Warten Sie noch ein paar Tage.«
»Wir haben schon viel zu lange gewartet. Wir hätten schon vor einer Woche operieren müssen.«
»Ohne die Einwilligung des Patienten…«
»Halten Sie mir bitte keine juristischen Vorträge, Signor Zamorra«, sagte Gambiotti kühl. »Der Patient ist in seinem Zustand nicht zurechnungsfähig. Es gibt keine Angehörigen, die ich fragen könnte. Aber ich lasse nicht zu, daß dieser Mann mir unter den Händen wegstirbt. Wenn meine Entscheidung, zu amputieren, falsch ist, dann mag er mich nach seiner Genesung verklagen. Aber ich lasse seinen Tod nicht zu. Er ist in einer mittlerweile so schlechten Verfassung, daß jedes weitere Zögern ihm den Tod bringen kann. Und ich will mir nicht unterlassene Hilfeleistung vorwerfen müssen. Im übrigen halte ich es für überflüssig, daß wir hier herumstehen und über Notwendigkeiten diskutieren. Entschuldigen Sie mich und lassen Sie meinen Patienten in Ruhe.«
Tendyke holte tief Luft - und schwieg.
»Was nun?« fragte Nicole.
»Jetzt versuchen wir ihn noch einmal zu heilen«, sagte Zamorra. Er kehrte in das Krankenzimmer zurück. Ted Ewigk lag mit geschlossenen Augen da. Er nahm von seiner Umgebung scheinbar nichts wahr. Die Instrumente zeigten an, daß sein Herz extrem langsam schlug, eher zögernd, als wolle irgend etwas den großen Lebensmuskel festhalten und an seiner Tätigkeit hindern.
Zamorra griff nach Ted Ewigks Arm. Die Wunde selbst, die der Höllenvogel Ted mit seinem Schnabel zugefügt hatte, befand sich unter einem dicken Verband. Unter normalen Umständen hätte die Verletzung längst ausgeheilt sein müssen. Aber sie war unverändert, sonst wäre der Verband nicht mehr nötig gewesen. Der schwarzmagische Keim saß tief. Er hatte auch für die Verfärbung gesorgt. Der Arm war von den Fingerspitzen bis hin zur Schulterpartie tiefschwarz.
So schwarz wie die Haut des namenlosen Gnoms…
Für Zamorra war völlig klar, daß eine Amputation hier nicht helfen konnte. Chirurgie gegen Magie, das war ein aussichtsloses Unterfangen. Aber das würde der Chefchirurg niemals akzeptieren können. Für ihn war es eine unerklärliche Vergiftung. Und da er keine andere Möglichkeit fand, den Fortschritt der Vergiftung, die sich neben der Verfärbung auch in Teds Schwächung zeigte, zu stoppen, mußte er zum letzten Mittel greifen.
»Also gut«, murmelte Zamorra. »Versuchen wir es noch einmal.«
***
Den Gnom hatte schon immer die Neugierde geplagt. Neben seinem Drang, in Erfahrung zu bringen, wo es
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