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0458 - Der Schrecken hinter der Wand

0458 - Der Schrecken hinter der Wand

Titel: 0458 - Der Schrecken hinter der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wahr.
    Etwas zerrte an ihm, wollte ihn auflösen, schaffte es aber nicht. Seine magische Kraft verlieh ihm ein zu starkes Beharrungsvermögen. Aber er schmeckte jäh keinen Honig mehr auf der Zunge, sondern festes Metall, das er um ein Haar vor Schreck verschluckt hätte. Er spie es aus. Träume kamen. Halluzinationen, die ihn hoch durch die Luft fliegen ließen, frei wie ein Vogel. Er schwebte über der Welt, und er sah das Feuer im Beaminster-Cottage, wie es sich ausbreitete und mehr und mehr von dem alten Landhaus zerfraß und vernichtete. Und er sah den Irren, er lachte und weinte zugleich, und nur langsam fand er wieder Ruhe und kehrte in die Normalität zurück.
    In eine Umgebung, die die Hölle war.
    Don Cristofero hatte es ärger erwischt. Er klebte förmlich unter der Zimmerdecke, gerade so, als gäbe es keine Schwerkraft mehr. Vielleicht war es ganz gut so, denn unter ihm züngelten Flammen. Sie bewegten sich wie glühende Schlangenkörper hin und her, versuchten ihn zu erreichen. Jetzt, da der Gnom es sehen konnte, sank Don Cristofero diesen Feuerschlangen allmählich entgegen.
    Der Gnom sah auch McNaught.
    Der Mann wuchs mit jedem Schritt, den er machte, um einige Zentimeter. Er bewegte sich durch das Zimmer, und wo er hintrat, züngelten Flammen in den Umrissen seiner Schuhsohlen auf. Er hinterließ eine Feuerspur, während er wuchs und zum Riesen wurde. Er ging wie ein Roboter geradewegs auf die Wand zu, als gäbe es sie gar nicht, und er ging in sie hinein, als er schon mehr als zweieinhalb Meter Körpergröße erreicht hatte. Er verschwand im Mauerwerk, als sei es für ihn überhaupt nicht existent.
    Von Linda Barcas war nichts zu sehen. Es war, als habe sie überhaupt nicht existiert.
    Und die Flammen schlugen immer höher.
    In Zamorras Arbeitszimmer schmolz der hölzerne Schreibtisch zu einer breiigflockigen Masse zusammen. Metall verbrannte knisternd zu Asche.
    Fensterglas verflüssigte sich und verdampfte zischend, während es einen Teil der Flammen löschte. Funkensprühend löste die Tapete sich vom Mauerwerk, ein Schrank schmolz, sein Inhalt verpuffte in kleinen Explosionen. Der Teppich und der Fußboden verglühten. Das Inferno breitete sich aus. Ein paradoxes Energie-Chaos, das alle Naturgesetze auf den Kopf stellen wollte. Die Flammen griffen auf weitere Zimmer über. Ein Luftsog entstand; das Feuer riß von überall her Luft zu sich und zerstörte sie, wandelte sie in reine Energie um. Eine Art Vakuum im Haus entstand, bewegte durch den Unterdruck-Sog Möbel, ließ Fensterscheiben nach innen zerbersten.
    Und blies das Feuer aus.
    ***
    Stumm, mit geschlossenen Augen, saß Merlin auf seinem Lager. Seine Seele schmerzte. Etwas Furchtbares war geschehen. War es seine Schuld? Oder hätte er es nicht verhindern können, selbst wenn er es gewollt hätte?
    Aber Professor Zamorra hatte überlebt.
    Nur das allein war wichtig, nur das zählte. Zamorra durfte nicht sterben. Denn dann war alles umsonst, für das Merlin tausende von Jahren gearbeitet hatte. Es war der dritte und letzte Versuch.
    Aber Zamorra lebte.
    Es würde weitergehen. Aber unter welchen Umständen? Zu welchem Preis?
    Sara Moon trat ein. »Vater?«
    Merlin öffnete die Augen, und es fiel ihm schwer. Er sah seine Tochter an.
    »Ich konnte es aufhalten«, sagte sie.
    »Aber nicht auslöschen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Nicht auslöschen«, bestätigte sie. »Er hegt einen ungeheuren Widerstand gegen mich, der selbst in seinem Unterbewußtsein tief verankert ist. Ich kann es ihm nicht verdenken, nach alledem, was ich ihm angetan habe. Aber solange es diesen Widerstand gibt, kann ich ihm nicht helfen. Er muß sich meinen Impulsen hingeben, darf sich nicht dagegen sperren.«
    Merlin fragte: »Was sagt dein Zeitauge?«
    »Sein Blick reicht nicht weit genug in die Zukunft«, sagte Sara. »Vater, du mußt mir helfen, oder er bleibt für alle Zeiten mit diesem schwarzen Keim behaftet. Du mußt ihn dazu bringen, daß er mich als Heilerin akzeptiert. Ich bin stark, aber seine inneren Sperren sind stärker.«
    »Es wird schwer sein, ihn zu überzeugen. Er ist ein starker Charakter, der sich nicht beeinflussen läßt. Was geschieht, wenn er seine Sperren beibehält?«
    »Dann kann ich ihm nicht helfen, und er wird sterben, denn ich kann den Keim nicht für alle Zeiten festhalten.«
    Merlin lächelte verloren.
    »Du verlangst vielleicht zuviel, mein Kind«, sagte er. »Ich habe nicht die Kraft, auf ihn einzuwirken. Nicht jetzt.

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