0458 - Im Arsenal der Androiden
seinen Männern.
Sie würden ihn nicht nur verspotten, sondern wahrscheinlich an seinem Verstand zweifeln. Er zweifelte ja selber daran. Wie hatte er nur auf den Gedanken kommen können, sich von der Truppe zu entfernen, um die Natur zu genießen?
Ingwar Bredel schaltete seinen Helmscheinwerfer ein und ließ den grellen Lichtkegel wandern. Nacheinander wurden feuchte Felswände, blasenwerfende Pfützen auf dem Boden und die Trümmer eines unbekannten Gerätes aus der Dunkelheit gerissen.
Einmal blieb der Lichtkegel zitternd an einem seitlich abzweigenden Spalt hängen, der in die Finsternis führte. Dann richtete sich Bredels Aufmerksamkeit wieder auf die Geräteteile.
Ein zweites Beben ließ den Leutnant zusammenfahren. Von den Wänden lösten sich Steinsplitter und prasselten herab. Bredel flüchtete auf den schmalen Gang, den der abgezweigte Spalt bildete. Dicht vor seinem transparenten Kugelhelm donnerte eine Erdlawine herab. Ihre Masse drückte den Sanitätsleutnant tiefer in den Spalt hinein und verschüttete den Ausgang.
Ingwar stürzte sich auf die Erdmassen, die hinter ihm in die Abzweigung gequollen waren. Verzweifelt wühlte und grub er mit den Händen, ohne mehr zu erreichen, als daß weitere Erdmassen nachrutschten.
Keuchend und erschöpft gab er es auf.
Er war verschüttet.
Irigwar Bredel lachte hysterisch, als ihm nachträglich klar wurde, daß die Erschütterungen keineswegs durch ein natürliches Beben hervorgerufen worden waren, sondern vom Start und der Landung der MARCO POLO.
Er hätte es sofort an den Geräuschen hören müssen. Das Schiff hatte im Alarmstart abgehoben - und war kurz darauf etwas unsanft wieder gelandet.
Vavischon...?
Bredel nickte bedächtig.
Es war durchaus möglich, daß der Takerer wieder einmal den Kommandanten oder einen Emotionauten übernommen und versucht hatte, die MARCO POLO in den interplanetaren Raum zu bringen.
Der Sanitätsleutnant konnte sich auch den Grund dafür denken.
Die Verteidigungsanlagen des Planeten TCR konnten der MARCO POLO nicht viel anhaben, solange ein Beschuß mit schweren Waffen den Planeten selbst gefährdet hätten. In genügender Entfernung jedoch brauchte man keine Rücksicht mehr auf TCR zu nehmen.
Mit einemmal wußte Ingwar Bredel auch, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte.
Er brauchte nur zu sagen, Vavischon hätte ihn vorübergehend übernommen.
Anstatt ihn auf seinen Geisteszustand zu untersuchen, würde man ihm auf die Schulter klopfen und ihn für die Zeit nach dem Einsatz zu einem Whisky einladen.
Bredel schneuzte sich gerührt.
Danach schaltete er seinen Helmtelekom wieder ein und versuchte, Leutnant Hinzeman zu erreichen.
Aber Levus Hinzeman meldete sich nicht.
Ingwar Bredel rief nach der MARCO POLO.
Wieder blieb er ohne Verbindung.
Allmählich bekam der Leutnant kalte Füße. In seinem Bauch rumorte es, und die Handflächen wurden schweißnaß.
War die MARCO POLO etwa abgeflogen und hatte ihn mutterseelenallein auf dieser wüstenhaften Welt zurückgelassen...?
Bredel leuchtete mit seinem Helmscheinwerfer in den endlos erscheinenden Gang hinein und marschierte vorwärts, so schnell es in dem unebenen Gelände möglich war...
Oberstleutnant Senco Ahrat stopfte sich gemächlich eine Pfeife.
Er hatte soeben den Kommandanten abgelöst und die Wache am Kommandopult übernommen.
Es würde eine langweilige Wache werden.
Ahrat bemühte sich, nicht die Aufmerksamkeit von Mentro Kosum zu erregen. Der Zweite Offizier langweilte sich offensichtlich ebenfalls, aber Ahrat hatte keine Lust, sich in ein Gespräch über den neuesten Bordklatsch verwickeln zu lassen.
Viel lieber döste er vor sich hin, während er gemütlich seine Pfeife rauchte. Dann konnten die Gedanken über viele Millionen Lichtjahre hinweg abschweifen und seinen Geist an die rauhe Küste Grönlands versetzen.
Es hatte Zeiten gegeben, da war ein großer Teil der Oberfläche der „Grünen Insel" atomar beheizt und landwirtschaftlich genutzt worden, um die trotz aller Auswanderungen mehr und mehr wachsende Erdbevölkerung zu ernähren.
Auch anderswo auf der guten alten Erde hatte es diese Bestrebungen gegeben: in Afrika, Australien, Indien und sogar in Tibet. Noch heute waren zum Beispiel die Narben der ehemaligen Intensivnutzung im Amazonasgebiet zu sehen, wo vor Jahrhunderten undurchdringlicher Urwald gewesen sein sollte.
Glücklicherweise hatten die zivilisierten Methoden der Nahrungsmittelgewinnung im letzten Moment verhindert, daß die
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