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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
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nickte. Als er den Hals bewegte, spürte er, daß sein Hemdkragen von Schweiß aufgeweicht war.
    »Dies hier ist das Wartezimmer«, tönte der Hagere, »bisweilen drängen sich die Leute tatsächlich zu uns. Da drüben ist das Behandlungszimmer. Los, marschier hinein. Es hat schalldichte Wände.«
    Shunkers torkelte auf eine weißlackierte Tür zu, auf der in Silberbüchstaben Ordinationsraum stand.
    Der Hagere stieß die Tür auf, ließ Shunkers und dem anderen Vortritt. Dann schloß er die Tür hinter sich, bevor er Licht anknipste.
    Shunkers befand sich im Sprechzimmer eines Arztes. In der Mittte stand ein Schreibtisch, links davon ein Schrank, der geöffnet war. Auf der untersten Reihe des Regals befanden sich mehrere großkalibrige Spritzen.
    Der Blick des Fabrikbesitzers blieb an diesen Spritzen hängen. Über das harte Gesicht des Hageren huschte ein Lächeln.
    »Setz dich, Shunkers, hast doch keine Angst vor dem Arzt?« fragte er höhnisch.
    Blitzschnell schlug die Stimme um, wurde drohend und schneidend. »Hast du unsere Briefe bekommen?«
    Der Dicke hockte sich auf einen Stuhl, der ihm in die Kniekehlen geschoben wurde. »Ja, ich habe die Briefe bekommen«, erwiderte Shunkers stockend.
    »Du bist mit unserem Vorschlag einverstanden? Du überweist uns vierteljährlich im voraus fünftausend Dollar. Das wirft deine Fabrik spielend ab. Du kannst sie als Werbungskosten buchen. Wir geben dir sogar eine Quittung. Schließlich sind wir eine ehrliche Industrie- und Wirtschaftsberatung. Bisher sind wir mit allen Kunden in Ruhe und Frieden auseinandergegangen. Überleg es dir rasch!«
    »Ich weiß nicht«, stammelte Shunkers, »ich brauche dazu die Genehmigung meines Vorstandes.«
    »Du wirst deinen Vorstand vor vollendete Tatsachen stellen«, entgegnete der andere ungeduldig. Shunkers sah dem zweiten Gangster zum erstenmal voll ins Gesicht. Er erinnerte an eine wütende Bulldogge, die bereit war, sich jeden Augenblick auf das Opfer zu stürzen.
    »Führ ihn nach drüben«, befahl der Hagere und wies mit dem Kopf auf eine Nebentür. Der Mann mit dem Bulldoggengesicht riß Shunkers hoch und schleppte ihn in den angrenzenden Raum, der mit einer Röntgenapparatur ausgerüstet war.
    »Sag ihm, was mit den Leuten gemacht wird, die nicht unterschreiben«, krächzte der Hagere.
    »Die werden von uns eine halbe Stunde gratis bestrahlt«, sagte der andere, »und keiner ist so dumm, nicht zu wissen, was das für Folgen hat.«
    »Na, ich nehme an, daß du unter diesen Umständen unterschreibst«, meldete sich der Hagere wieder. Er hob seinen Füllfederhalter und streckte ihn Shunkers entgegen.
    Als der Fabrikbesitzer in das Sprechzimmer zurückgestoßen wurde, fiel sein Blick wieder auf die Spritzen. Der Hagere bemerkte es.
    »Es ist heutzutage unmodern, mit Revolvern zu arbeiten«, sagte er und zog jedes Wort in die Länge wie Kaugummi, »eine kleine Spritze führt viel schneller zum Erfolg. Aber bisher haben wir es noch nicht nötig gehabt. Alle haben unterschrieben. Sieh her, dieser Ordner ist prall angefüllt mit Verträgen. Also, Shunkers, unterschreib hier. Fünftausend Dollar im Vierteljahr. Schließlich müssen wir die Unkosten für die Spazierfahrt mit dir wieder hereinbekommen. Außerdem wollen die Fische leben. Was glaubst du, was solch ein Aquarium an Unterhaltungskosten verschlingt. Für siebentausend ist gleichzeitig eine Versicherung mit eingeschlossen gegen Brand und Naturkatastrophen. Wenn es also irgendeiner Gang einfallen sollte, deinen Laden kurz und klein zu schlagen, weil du ihnen keine Schutzgebühr zahlen willst, dann laß sie gewähren. Unsere Versicherung trägt die Kosten für die Neuanschaffung. Ist das kein Geschäft?«
    »Ein verdammtes Geschäft«, knurrte Shunkers, der langsam seine Angst überwunden hatte, »ein Geschäft, bei dem ich nur hineinstecke, ohne jemals einen Dollar wiederzubekommen.«
    »Du bist ein schlechter Geschäftsmann«, erwiderte der Hagere mit einem teuflischen Grinsen, »du überlegst gar nicht, wieviel dein Leben wert ist.«
    Er streckte ihm den Füllhalter entgegen.
    William Shunkers nahm den Halter und zog das Schriftstück zu sich heran.
    Der Hagere gab dem Bulldoggengesicht einen Wink. Der Mann schob dem Fabrikbesitzer ein zweites Mal den Stuhl in die Kniekehlen.
    »Der Vertrag gilt vorerst zehn Jahre«, sagte der Hagere. »Solltest du im übrigen auf den Gedanken kommen, zur Polizei zu gehen, dann wird das dein letzter Gang gewesen sein, Shunkers. Du siehst, es

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