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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Fabrikbesitzer, »aber hast du schon mal gehört, was passiert, wenn sie dich eine halbe Stunde vor den Röntgenschirm stellen oder dir eine Spritze verpassen, die deinen Willen ausschaltet?«
    »Ich habe den Eindruck, daß du uns heute abend eine Menge Märchen servierst«, sagte der Barkeeper mit gedrosselter Lautstärke, »nehmen wir es für Jägerlatein. Deine Phantasie scheint mächtig überhitzt zu sein, William.«
    »Habe ich euch nicht gesagt, daß ihr mir kein Wort glauben würdet«, empörte sich Shunkers und schlug mit der Faust auf die Theke, »aber ich schwöre! Jedes Wort ist wahr. Ich werde zur Polizei gehen und denen meine Story haarklein erzählen.«
    »Und wenn sie dich auslachen?« fragte der Barkeeper.
    »Noch einen Whisky«, forderte Shunkers. »Auslachen? Ich lasse mich nicht auslachen.«
    »Hast du den Vertrag unterschrieben?«
    »Natürlich — was blieb mir anderes übrig?«
    »Dann zeig uns den Vertrag.«
    »Die haben den Wisch dabehalten.« Der Barkeeper schenkte aus der Flasche ein. Shunkers langte zum Glas und leerte es mit einem Zug.
    »Also hast du nicht einen Beweis in den Händen«, erwiderte der Südländer hinter der Theke.
    »Aber ich weiß doch, was ich unterschrieben habe«, lallte Shunkers. Er schwankte auf seinem Barhocker wie eine Boje bei hohem Wellengang. Seine Hände angelten nach der Theke.
    »Aber die Polizei wird dir schwerlich glauben, wenn du keine Beweise liefern kannst. Was hast du mit den Briefen gemacht, die dir die Burschen geschrieben haben?«
    »Verbrannt, restlos verbrannt.«
    »Dann wird es schwer sein, die Cops zu überzeugen, daß dich die Erpresser am Wickel haben. Ich an deiner Stelle würde schweigen.«
    »Und zahlen?« fragte Shunkers mit schwerer Stimme.
    »Das habe ich nicht gesagt. Das mußt du wissen, wie du dich aus der Affäre ziehst.«
    »Du bist also auch einer von den Ängstlichen«, sagte Shunkers scharf, »ich werde den sauberen Laden hochgehen lassen und diese Burschen ans Messer liefern. Genau das werde ich tun.«
    Er versuchte, seine Massen vom Hocker herunterzubringen. Ein junger Mann, der einen Kopf größer als Shunkers war und bis dahin an einem Tisch im Hintergrund gesessen hatte, sprang auf und half dem Fabrikbesitzer beim Abstieg.
    »Ich werde dir ein Taxi besorgen«, sagte der Barkeeper, »du kannst ein paar Minuten im blauen Salon ausruhen. Vielleicht ist der junge Herr so liebenswürdig, dich hinüberzubegleiten.«
    »Ich brauche keine Hilfe«, lallte Shunkers, »ich stehe fest auf meinen Beinen. Laß mich in Frieden. Ich werde den Laden hochgehen lassen. Darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Der junge Mann faßte Shunkers unter die Achseln und steuerte mit ihm auf die Tür zu, die zum Flur führte.
    Kalte Luft schlug ihnen im Flur entgegen. Mit dem Hacken knallte der Mann die Tür ins Schloß.
    »Laß mich los«, protestierte Shunkers.
    »Du wirst Stumm sein wie ein Fisch«, zischte der Fremde, drehte Shunkers’ Arm blitzschnell auf den Rücken und preßte ihm mit der anderen Hand den Mund zu. Als der Fabrikbesitzer sich wehrte, hob er ihn vom Boden und trabte mit den hundertzehn Kilo vor der Brust dem Ausgang zu.
    Shunkers japste nach Luft, bearbeitete mit seinen Hacken die Schienbeine seines Begleiters. Der Gangster ließ den Mann los und schlug blitzschnell zu. Der Fabrikbesitzer fiel wie ein nasser Sack zusammen.
    ***
    Amalie war ein reizendes Püppchen. Ihre blonde Lockenpracht kam erst richtig zur Geltung, als sie das Wagenrad ablegte. Wir kletterten auf die Barhocker und sahen uns in die Augen. Das Girl hatte eine tiefblaue Iris von seltener Leuchtkraft. Sie schien den plötzlichen Tod von Clayton Beach vergessen zu haben. Jedenfalls gab sie sich redliche Mühe, begehrenswert zu sein.
    »Hallo, Harry«, flüsterte sie, »warum habe ich dich nicht eher kennengelernt? Du bist dreimal so charmant wie dein Onkel.«
    »Trag nicht zu dick auf, Amalie«, erwiderte ich. »Sonst glaube ich, du willst dich über das verlorene Wettgeld hinwegt'rösten.«
    »Nein, Darling, wir hatten heute ein verteufeltes Pech mit unseren Wetten. Aber man sagt, wer Pech beim Spiel hat, hat Glück in der…«
    Sie sah mich mit schmachtendem Blick an und wartete darauf, daß ich den Satz vollendete. Ich wandte mich an den Mixer und bestellte zwei Brandy, um Amalies Geschmack zu testen.
    »Oh, Clayton bestellte immer Whisky für mich«, sagte sie.
    »Später, Kindchen«, tröstete ich sie, »eigentlich müßtest du mir einiges über Clayton

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