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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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halblaut.
    „Er hat sie auf die leichte Tour geschafft“, knirschte Freddie. Keine Rufe vermochten sie aus ihrer Trance zu wecken. Wir sahen ihnen enttäuscht nach, als sie den Park verließen.
    Schritte näherten sich wieder unserer Zimmertür.
    „Inzwischen werden sie wissen, daß wir zu zweit sind“, stellte ich ruhig fest.
    „Das hat der Doktor schon zu spüren bekommen.“ Freddie faßte die Stange fester.
    Seine Entschlossenheit wirkte nicht allzu ansteckend auf mich. Mir war klar, daß wir verspielt hatten, sobald diese Tür nachgab.
    Es gab nur eine Chance. Wir mußten hier raus. Und das rasch! „Jetzt ist keine Zeit für Heldenmut“, sagte ich. „Durchs Fenster! Los!“
    Er sah mich verblüfft an. Mein plötzlicher Umschwung erschütterte ihn offenbar zutiefst.
    „Wir werden dieses Haus niemals anzünden können, wenn wir uns jetzt nicht aus dem Staub machen“, bekräftigte ich meine Absicht.
    „Halleluja“, rief er aus. Es klang wie ein Stoßseufzer.
    Vor der Tür hörten die Geräusche abrupt auf. Verwundert lauschte ich, während Freddie aus dem Fenster zu steigen begann.
    „Ich kann mich täuschen, aber dein Halleluja scheint unseren Freunden den Mut genommen zu haben. Vielleicht ist doch was dran an diesen religiösen Abwehrmethoden.“
    Aber gleich darauf begann ein erneuter Ansturm auf die Tür.
    „Das möchte ich auch lieber ein andermal herausfinden“, meinte Freddie unbehaglich. Er hatte es plötzlich sehr eilig.
    Und ich nicht minder. Mit viel Mühe schaffte ich es auf das Fensterbrett. Ich war noch immer schwach, so verdammt kraftlos. Meine Flucht wurde zu einem Alptraum. Ich lag auf dem Fensterbrett und vermeinte jeden Augenblick die Tür im Zimmer bersten zu hören. Freddie drehte mich herum, auf dem schmalen Sims balancierend, bis ich die Beine draußen hatte. Dann drückte er mich sanft nach unten.
    „Halt dich fest“, keuchte er. „Es klappt schon. Keine Angst. Deine Füße finden gleich Boden. Noch ein Stück, mehr nach rechts. Jaaahhh.“ Ich kämpfte verzweifelt gegen den Schwindel an, der mich erfaßte. Die Kante des Fensterbretts unter meinen Fingern und Freddies Arm waren der einzige Halt. Sonst hatte ich das Gefühl zu schweben. Aber dann fanden meine Zehen einen schmalen Streifen zum Stehen, und wir ruckten Zentimeter um Zentimeter daran entlang, bis zu einer Regenrinne.
    „Doch nicht da runter“, sagte ich entsetzt.
    „Kein anderer Weg“, keuchte Freddie. „Es sind nur ein paar Meter. Ich klettere als erster. Du kannst dich an mir abstützen. Wenn du Glück hast, fällst du auf mich.“ Er grinste.
    „Optimist“, knurrte ich. Die Tür schien in diesem Augenblick nachzugeben.
    Er glitt an der Rinne nach unten. Ich hielt mich fest, so gut es ging. Von Klettern konnte keine Rede sein. Ich rutschte mehr oder weniger mit ziemlich kraftlosen Händen und Schenkeln hinter ihm her. Die Halterungen der Rinne schnitten schmerzhaft in mein Fleisch. Mein Nachthemd verfing sich darin und bremste meinen Fall genügend, daß ich wieder zum Verschnaufen kam. Es ging dabei in Fetzen, aber bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, war ich unten in Freddies kräftigen Armen.
    Während ich Atem holte, glitt mein Blick unwillkürlich nach oben. Das Fenster war geschlossen worden. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Lukards Gesicht. Es war verzerrt, wie vor Schmerz oder Wut.
    „Los jetzt, bevor ihnen etwas Neues einfällt“, drängte Freddie.
    „Wohin in der Aufmachung?“ fragte ich und deutete auf mein zerfetztes, blutverschmiertes Nachthemd. „Selbst wenn es noch ganz wäre, würde ich damit keine weiten Ausflüge machen …“
    „Ich habe den Wagen hier. Zwei Straßen weiter. Komm schon, ich traue dem Frieden nicht.“
    „Angsthase“, stellte ich großspurig fest. „Der Tag gehört uns. Sie können nicht raus aus ihrem Mausoleum.“
    „Der Doktor kann es“, wandte er ein und zerrte mich über den Kiesweg auf das Tor zu. Ich hatte kaum noch Kraft.
    Ich hatte nur ein Bedürfnis: einfach umzufallen und ruhig zu liegen. Es mußte das Paradies sein, ausruhen zu können.
    „Ich kann nicht mehr“, stöhnte ich. „Ein paar Sekunden … bitte …“ Durch rötliche Schleier sah ich Freddie anhalten und mich auffangen. „Er kann uns nicht allein durch die Stadt nachlaufen“, murmelte ich.
    „Schon gut, alter Junge.“ Er zerrte mich hoch. „Bis zu den Büschen noch, dann kannst du liegenbleiben, bis ich mit dem Wagen am Tor bin.“
    Als ich schließlich im

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