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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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keine Ahnung, wie entsetzlich langweilig die Menschen drüben sind. Wenn Sie in einer Pension beim Frühstück etwas über Butter sagen, dann sind gleich mindestens drei Leute am Tisch, die einem den ganzen Morgen einen Vortrag über Butter halten. Das geht mir auf die Nerven!«
    »Das scheint mir aber keine genügende Entschuldigung dafür zu sein, daß Sie Ihr feierliches Versprechen einfach brechen«, fuhr ihn Mr. Dorban an, und in seinen brauen Augen blitzte es unheimlich auf. »Sie Lauscher, Sie verdammter, vergnügungssüchtiger Dieb! Sie sind nur zurückgekommen, weil Sie in Mexiko Ihr ganzes Geld verspielt haben! Und Sie sollten doch mindestens zwei Jahre damit auskommen. Jetzt wollen Sie erneut Geld aus mir herauspressen. Aber ich habe nichts übrig, Whip. Ich werde Ihnen genug geben, daß Sie bescheiden leben können; Sie werden wöchentlich eine bestimmte Summe erhalten. Wenn Sie irgendwie unangenehm werden wollen und mir mit Anzeige drohen, werde ich Ihnen den Mund schon stopfen. Haben Sie mich verstanden?«
    Mr. Whiplow war unruhig. »Ich muß doch auch leben können, nicht wahr, Arthur?«
    »Ich hoffe, daß Sie leben können«, erwiderte Arthur Dorban bedeutsam. Mr. Whiplow wurde bleich.
    »Wir wollen die Sache in aller Ruhe besprechen«, fuhr Dorban fort. »Ich muß das Mädchen nach London schicken. Gehen Sie ins Dorf und geben Sie ein Telegramm an Cynthia auf.«
    Um elf Uhr kam die Rückantwort von Mrs. Dorban: »Sendet Penelope mit Mittagszug zur Stadt. Werde sie am Bahnhof Paddington abholen.«
    Penelope war glücklich, fortfahren zu können, und sie verfehlte Cynthia mit voller Absicht.

5
    Mr. James Xenocrates Orford gab ohne weiteres zu, daß es heiß war. Bisher hatte er nur immer verächtlich gesagt: »Wie, das soll heiß sein? Da sollten Sie erst mal nach New York kommen - da muß man in allen Büros Ventilatoren laufen lassen, um überhaupt leben zu können zu dieser Zeit! Zu Hause sagen wir erst, es ist heiß, wenn das Quecksilber oben zur Röhre herauskommt und die Bäume hochklettert. In New York kann es heiß werden, ja. Das ist etwas ganz anderes, aber schließlich gewöhnt man sich auch daran. Aber hier heiß? In London ist es noch gar nicht wieder heiß gewesen seit dem großen Feuer - und es ist schon sechshundert Jahre her, daß die ganze Stadt abbrannte!«
    Und doch durfte man ruhig glauben, daß ihm die Hitze sehr zusetzte. Er war über einen Meter achtzig groß, aber in einiger Entfernung sah er kleiner aus, was auf seinen ungeheuren Umfang zurückzuführen war. Sein Gesicht war groß und rot, und im Laufe der Jahre hatten sich viele Falten darin gebildet. Seine klugen, blauen Augen schauten aus diesen Fettpolstern vergnügt und lustig lächelnd hervor. Er hatte ein Doppelkinn. Trotz seiner fünfundfünfzig Jahre hatte sich noch kein Grau in seine dichten schwarzen Haare gemischt. Er war geschmackvoll und sorgfältig gekleidet, trug stets einen tadellos sitzenden Anzug und einen hohen steifen Kragen, dazu eine breite schwarze Krawatte, in der eine große, kostbare Perlennadel glänzte. Er trug niemals eine Weste oder Hosenträger, sondern nur einen schwarzen Ledergürtel mit einer hübschen goldenen Schnalle.
    Mr. Orfords Büros lagen im vierten Stock eines Gebäudes, das an den Hyde Park grenzte, und von dort aus schaute er vergnügt auf die Welt hinunter, auf die knospenden Bäume, den grünen Rasen, die vielen Blüten der Rhododendren. Wenn er manchmal noch spät arbeitete, drangen die Töne der Kapelle zu ihm herüber, die im Park konzertierte, vor allem die tiefen Klänge des Bombardons. Dann zog er zuweilen seinen Stuhl ans offene Fenster, legte die Hände auf den Gürtel und schaute hinaus, bis die Schatten tiefer und länger wurden, die Laternen aufflammten und die Autos wie große Leuchtkäfer auf den Parkstraßen umherschwirrten.
    Auf dem Schild am Hauseingang stand nur sein Name: James Orford. Die Art seiner Tätigkeit war nicht näher bezeichnet. Trotzdem beschäftigte er einen verhältnismäßig großen Stab von Angestellten, Sekretären, Stenotypistinnen und Agenten innerhalb und außerhalb seines teuren Büros.
    Die Inhaber der anderen Geschäftsräume in dem Hause, deren Beruf aber genau bekannt war, nannten ihn nur den ›dicken Amerikaner‹ Sie hatten ihn gern, denn er war lustig und liebenswürdig. Niemand drang näher in seine Verhältnisse ein, und da er Amerikaner war, zeigte man sich etwas zurückhaltender als sonst.
    Mr. Orford hatte sich in England das

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