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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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außergewöhnlich, daß die beiden am nächsten Nachmittag allein in dem Motorboot aufs Meer hinausfuhren. Penelope war froh darüber.
    Sie kletterte zu den Klippen hinauf und pflückte einen Strauß wilder Blumen. Es war ein herrlicher Nachmittag, die Hitze wurde durch eine Brise von der See her gelindert, der Himmel war wolkenlos klar und dunkelblau, und die Bucht dehnte sich grünflimmernd vor ihr aus. Sogar den Möwen, die sonst vom frühen Morgen bis zum späten Abend über Stone House kreisten und ihre unmelodischen Schreie ertönen ließen, war es heute zu heiß.
    Penelope hatte die Höhe erreicht und sich im Schatten eines großen Ginsterbusches niedergelassen, als sie den Duft einer Zigarre wahrnahm. Irgend jemand mußte in ihrer Nähe sein und rauchen. Sie sah sich um, konnte aber niemanden entdecken. Das Ufer von Borcombe lag verlassen da. Wer mochte es nur sein? Die Leute in Borcombe rauchten im allgemeinen keine Zigarren. Arthur Dorban hatte nur türkische Zigaretten im Hause, und außerdem konnte sie das Motorboot von hier aus auf dem Meer sehen und ihn an seiner weißen Wolljacke deutlich erkennen.
    Sie stand auf. In demselben Augenblick erhob sich auf der anderen Seite des Gebüsches ein junger Mann. Sein Gesicht war rot, die blonden Haare hatte er nach hinten gebürstet.
    »Ich bitte um Verzeihung«, begann er. »Ich fürchte, der Rauch meiner Zigarre hat Sie belästigt?«
    Sie fand ihn wenig anziehend, denn er war etwas korpulent, aber sein gutmütiges Lächeln besänftigte sie. Er hatte auch zweifellos eine gute Erziehung genossen.
    »Ich war neugierig, woher der Rauch kam«, erwiderte sie lächelnd. »Aber bitte, lassen Sie sich durch mich nicht stören.«
    »Sie sind die amerikanische Dame«, sagte er schnell. »Ich dachte mir gleich, daß Sie es seien, als Sie hier heraufkamen. Es ist merkwürdig, daß ich bis heute noch nicht wußte, daß Sie in dem Hause dort wohnen.«
    »Sind Sie ein Freund Mr. Dorbans?«
    Das Lächeln verschwand aus seinen Zügen.
    »Nein«, sagte er langsam. »Ich bin gerade kein Freund von Mr. Dorban - aber ich kenne ihn sehr gut. Sie wohnen doch dort?«
    »Ich bin Mr. Dorbans Sekretärin.«
    Er sah sie erstaunt an.
    »Seine Sekretärin? So, das erklärt alles. Seine Dienstboten sind alle aus Frankreich«, fügte er hinzu.
    Sie war verstimmt, und er fühlte das auch sofort.
    »Entschuldigen Sie bitte mein unverzeihliches Betragen, aber ich interessiere mich sehr für Dorban. Mr. Whiplow ist nicht mehr da?«
    »Mr. Whiplow?« fragte sie erstaunt.
    »Ach, Sie werden ihn nicht getroffen haben. Sie waren ja in London. Das hatte ich im Augenblick ganz vergessen.«
    Er sprach so naiv und jungenhaft, daß sie lächeln mußte.
    »Mr. Whiplow ist gestern wieder abgefahren«, sagte sie.
    »Er blieb nur einen Tag hier.«
    »Haben Sie nicht ein Bild von ihm? Ich habe ihn um zehn Minuten verfehlt, sonst hätte ich selbst schnell eine Aufnahme von ihm gemacht. Es ist natürlich nicht recht, daß ich all diese Fragen an Sie stelle - aber haben Sie nicht doch irgendein Foto, vielleicht ein Gruppenbild im Garten oder so etwas Ähnliches?«
    Sie schaute ihn verwundert an.
    »Ich kann doch hier nicht mit Ihnen über Mr. Dorbans Besucher sprechen«, erwiderte sie reserviert.
    »Nein, natürlich nicht.« Er entschuldigte sich vielmals. »Es tut mir leid, daß ich Sie so belästigt habe.«
    Er wandte sich um, als ob er gehen wollte, blieb aber doch wieder stehen. Sie war gespannt, was er ihr noch mitzuteilen habe.
    »Ich wohne im Hotel zur Krone in Torquay. Es ist wohl töricht von mir, Ihnen das vorzuschlagen, aber für den Fall ... Mein Name ist Stamford -«
    »Mills«, ergänzte sie.
    Er sah sie verwundert an.
    »Ja, Stamford Mills - Sie haben also von mir gehört?«
    Sie antwortete ihm nicht.
    Das war also der Mann, der nach Cynthias Erzählung der Todfeind Arthurs war! Er sah allerdings nicht so aus, als ob man vor ihm Angst haben müsse.
    »Ich stehe gerade nicht sehr gut mit den Dorbans«, gab er zu. »Vermutlich hat man Sie schon vor mir gewarnt.« Er blickte auf das Meer hinaus. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er dann plötzlich und eilte auf die andere Seite des Gebüsches.
    Sie wunderte sich, was das alles bedeuten sollte. Aber plötzlich erschien er wieder mit einem großen Fernglas und schaute eine Minute lang auf die See hinaus. Dann ließ er mit einem Seufzer das Glas sinken.
    »Ich hatte sie schon mit dem bloßen Auge erkannt«, sagte er dann zufrieden und zeigte auf das

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