046 - Xendarro, der Vampir
uns den Vampir aber für morgen aufheben.«
»Vielleicht findet am Tag jemand sein Versteck, dann haben wir leichtes Spiel mit ihm«, sagte ich. »Ein einziger Sonnenstrahl würde genügen, und er wäre erledigt.«
Wir erreichten den Pinienwald, und in einer Kurve nahm ich etwas Gas weg.
Plötzlich stockte mir der Atem!
Ich sah Marras Wagen. Er stand. Auf der Fahrbahn war eine Sperre errichtet worden! Ich fuhr den Seat rechts ran.
»Was ist dort vorn los?« fragte Pater Severin.
»Das siehst du doch«, erwiderte ich aufgeregt. »Jemand hat einige morsche Bäume auf die Straße gelegt!«
»Magos Schergen!« sagte Pater Severin sofort.
Ich beobachtete, wie ein blondes Mädchen und zwei Männer aus dem Wald traten und den Wagen der Astrologin angriffen. Straßenräuber? Nein, so totenblaß waren keine Menschen, und Menschen hatten auch keine so langen Eckzähne. Ich sah die tödlichen Hauer, als das Scheinwerferlicht die Gestalten traf, und mir fiel sofort auf, daß diese drei Personen keinen Schatten warfen.
Da wußte ich Bescheid.
»Das sind Vampire!« stieß ich aufgewühlt hervor.
***
»Dann muß jener Vampir, den Bruder Pedro vertrieb, den Keim des Bösen doch noch weitergegeben haben!« bemerkte Pater Severin und sprang wie ich aus dem Seat.
»Volltreffer!« entgegnete ich grimmig.
»Können Vampire einer weißen Hexe etwas anhaben?«
»Nun, sie haben es mit einer abtrünnigen Hexe nicht ganz so leicht wie mit einem Menschen. Oda und Roxane zum Beispiel könnten sich einen Blutsauger mit Sicherheit vom Hals halten – vorausgesetzt, er überrumpelt sie nicht. Wenn Marras Magie aber gewissermaßen eingerostet ist, steht es sehr schlimm um sie. Das Blut abtrünniger Hexen wird von Vampiren noch mehr begehrt.«
Die drei Vampire rissen den Wagenschlag auf, packten Marra und zerrten sie heraus.
Wehr dich, Marra! dachte ich aufgeregt. Wehr dich, Hexe!
Die Astrologin versuchte sich freizukämpfen, doch die drei Vampire schleppten sie von der Straße fort.
Pater Severin und ich folgten ihnen. Marra setzte sich zur Wehr, so gut sie konnte, doch sie aktivierte ihre übernatürlichen Fähigkeiten nicht.
War sie dazu nicht mehr in der Lage? Waren diese Fähigkeiten im Laufe der Zeit tatsächlich verkümmert?
Roxane hätte sich in dieser Situation mit magischen Blitzen aus ihren Fingerspitzen geholfen und Oda hätte mit für Vampire tödlichen Glutbällen um sich geworfen, doch Marra tat nichts dergleichen.
Sie wehrte sich wie ein Mensch, und das reichte gegen drei Vampire nicht aus!
Die Untoten zerrten sie mit sich durch den Wald und bis zu einer großen weißen maurischen Villa. Obwohl Pater Severin und ich liefen, so schnell wir konnten, verringerte sich die Distanz nur geringfügig.
Wenn Marra sich gegen den Boden stemmte, rissen die Vampire sie hoch und trugen sie. Sie verschwanden mit ihrem Opfer in der Villa. Mit einem dumpfen Knall fiel die Tür zu, und ich wagte nicht daran zu denken, was die verfluchten Blutsauger nun mit Marra machten.
Atemlos erreichten wir das Grundstück. Ich sah Pater Severins grimmiges Gesicht und wußte, daß er zu allem entschlossen war.
Wir liefen auf eines der Fenster zu und blickten in das Haus.
Die Vampire hatten Marra in der Halle auf den Boden geworfen, und einer der beiden männlichen Blutsauger stürzte sich mit weit aufgerissenem Maul auf die Astrologin.
Er preßte sie mit der linken Hand nieder, krallte seine Finger in die Fülle ihres kupferfarbenen Haares und riß ihren Kopf zur Seite, damit sich ihr Hals spannte.
Meine Hand zuckte zum Diamondback, ich riß den Colt aus der Schulterhalfter, und der Vampir biß zu.
Das heißt, er wollte zubeißen, doch plötzlich fuhr er brüllend hoch, und ich sah ein helles Flirren auf Marras Haut. »Sie konnte endlich ihre Abwehrmagie aktivieren!« sagte ich nervös zu Pater Severin.
»Bietet sie ihr genügend Schutz?« fragte der Priester besorgt.
»Anscheinend ja. Marras Kraft reicht zwar nicht aus, um die Vampire zu vernichten, aber sie kann sie wenigstens von sich fernhalten.«
»Besteht die Möglichkeit, daß Marra noch stärker wird, also ihre ursprünglichen Kräfte wiedererlangt?«
»Wenn sie oft genug gefordert wird, kommen die übernatürlichen Reflexe zurück, aber das geht nicht von heute auf morgen, es braucht Zeit.«
Der Vampir, der Marras Abwehrmagie zu spüren bekommen hatte, starrte die Astrologin fassungslos an. Da lag ein Opfer wehrlos vor ihm, und es war ihm nicht möglich, ihr Blut zu
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