046 - Xendarro, der Vampir
sich zusammenfiel. Xendarro fuhr herum und erblickte den Jäger der abtrünnigen Hexen.
Mago stützte sich auf das Höllenschwert und starrte den Blutsauger durchdringend an.
»Wer bist du?« fragte der Untote.
»Ich bin Mago, der Schwarzmagier!« zischelte sein Gegenüber.
Ich wußte nicht, ob Mago mich bemerkt hatte, jedenfalls wollte ich mir diese einmalige Chance, ihn fertigzumachen, nicht entgehen lassen.
Der Colt Diamondback reichte allerdings nicht für Mago; ich mußte ein schweres Geschütz auffahren. Vorsichtig ließ ich den Revolver in die Ziegenlederhalfter gleiten, und während sich Magos ganzer Haß gegen den Vampir richtete, knöpfte ich mein Hemd auf.
»Es mißfällt mir, was du getan hast!« zischelte Mago mit seiner gespaltenen Zunge.
»Was geht dich das an?« erwiderte Xendarro zornig.
»Es waren meine Schergen, die du vernichtet hast!«
»Sie hätten mir nicht in die Quere kommen dürfen! Die weiße Hexe war mein Opfer!«
»Die Hexe verwirkte ihr Leben in dem Augenblick, wo sie sich dem Guten zuwandte!« sagte Mago scharf. »Ich bin von der schwarzen Macht ausersehen, abtrünnige Hexen zu jagen und zu töten, und meine Schergen helfen mir dabei! Folglich gehört die abtrünnige Hexe mir! Und das wiederum heißt, daß du meinen Schergen in die Quere gekommen bist!«
Der Vampir erkannte seine Unterlegenheit und versuchte sich mit Ausflüchten zu retten. Er behauptete, noch nie von Mago und dessen Aufgabe gehört zu haben, doch das war unmöglich.
Jedes schwarze Wesen wußte, wer Mago war.
»Knie nieder!« befahl der Schwarzmagier dem Blutsauger.
»Ich überlasse dir die weiße Hexe…«
»Auf die Knie!« herrschte Mago den Vampir an, und dann ging alles sehr schnell.
Ich hakte den Dämonendiskus von meiner Halskette los. Die milchigsilbrige Scheibe, an der Kette nur handtellergroß, verdreifachte ihre Größe in meiner Hand.
Im selben Moment sah ich das Höllenschwert hochzucken. Mago hieb dem Vampir die Waffe mit der Breitseite auf die Schädeldecke.
Xendarro fiel auf die Knie, und dann kam der tödliche Streich.
Ein blendendes Gleißen ging dabei von der Schwertklinge aus.
Ich hob die linke Hand schützend vor meine Augen und holte mit der rechten aus, um den Diskus zu schleudern.
Als das Gleißen erlosch, war Xendarro verschwunden. Leider aber auch Mago, der die drohende Gefahr rechtzeitig erkannt haben mußte.
Ich befand mich allein in der Mühlenruine, stand da, wie ein Diskuswerfer, der noch nicht werfen durfte.
Wütend hängte ich den Diskus wieder an die Kette und verließ die Ruine.
Von Pater Severin erfuhr ich, wer der Junge war, und Marra leistete auf eine Weise Abbitte, die es mir unmöglich machte, ihr noch irgend etwas nachzutragen: Sie gab mir einen Kuß und sagte schlicht und einfach: »Verzeih mir.«
Was hätte ich da noch anderes tun können.
Granadell war für Marra als Versteck wertlos geworden, da Magos Schergen sie hier gefunden hatten. Sie sagte, sie müsse sich nach einen anderen Unterschlupf umsehen, und ich erzählte ihr von Daryl Crennas »Weißem Kreis«, der sie mit offenen Armen aufnehmen würde.
Als wir tags darauf nach London zurückkehrten, saß zwischen Pater Severin und mir Marra, die weiße Hexe…
ENDE
[1] Siehe Tony Ballard Nr. 45 »Der brennende Tod«
[2] Siehe Tony Ballard Nr. 27 »Im Tempel der schwarzen Chimäre«
[3] Siehe Tony Ballard Nr. 17 »Das Höllenschwert«
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