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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bitter. »Fenrir bewußtlos, möglicherweise verletzt. Zamorra bewußtlos. Der eine Gryf irgendwo in der Stadt verschwunden. Der andere sterbend hier. Und wir können nichts tun, absolut nichts. Nur abwarten.«
    »Wenigstens scheint die Vampirbrut ausgerottet zu sein«, sagte Salem.
    »Wie kommen Sie darauf, Yared?«
    Der Ewige sah in die Runde. »Glauben Sie im Ernst, daß wir hier so ruhig stehen und uns unterhalten könnten, wenn die Biester noch in der Nähe wären beziehungsweise noch ein paar von ihnen lebten? Sie würden wie rasend über uns herfallen, bis zum letzten Mann. Sie denken nicht, sie lassen sich nur von ihren Instinkten und Reflexen steuern.«
    Nicole nickte.
    Salem mochte recht haben. Möglicherweise hatten sie die Brut tatsächlich ausgerottet. Dann aber zumindest würde ungeklärt bleiben, woher sie gekommen waren und wie sie sich ungehindert zu einer solchen unheimlich großen Schar entwickeln konnten, um eine ganze Stadt auszurotten.
    Aber Nicole war an der Antwort auf diese Frage momentan auch nicht sonderlich interessiert.
    Ein eigenartiges Schwindelgefühl überkam sie. Die Welt um sie herum verschwamm, war dann für ein paar Sekundenbruchteile fort, wie ausgeknipst, aber dann fand sie sich wieder auf dem Platz vor der sterbenden Fledermaus und dem bewußtlosen Zamorra wieder.
    »Yared, können Sie nicht versuchen, mit Ihrem Dhyarra-Kristall zumindest die Blutung zu stoppen und die verletzten Blutgefäße zu schließen?«
    Der Ewige schüttelte den Kopf. »Aussichtslos«, sagte er. »Bei einem Menschen oder bei einem meiner Rasse könnte ich es vielleicht, wenngleich es wahrscheinlich besser wäre, dafür einen höher gestuften Kristall zu nehmen. Aber hier, bei der Fledermaus? Ich weiß weder, wo da das Herz sitzt, noch wo die Adern verlaufen. Ich kann nicht einfach versuchen, mit Magie zu operieren, wenn mir grundlegendes Wissen fehlt. Möglicherweise richte ich dabei sogar noch viel mehr Zerstörung an, weil sich die Struktur dieses magischen Wesens und die Dhyarra-Energie nicht miteinander vertragen.«
    Zamorra öffnete die Augen. Nicole half ihm, sich zu orientieren und sich aufzurichten. Sie berichtete, was geschehen war.
    Zamorra preßte die Lippen aufeinander.
    »Also alles umsonst, wie? Aber es kann nicht sein. In unserer Gegenwart lebt Gryf. Er kann hier einfach nicht gestorben sein.«
    Nicole entsann sich ihres überraschenden Schwindelanfalles. Sie erwähnte den Vorfall. »Vielleicht erste Auswirkungen eines zerstörerischen Zeitparadoxons, weil Gryf möglicherweise jetzt doch stirbt.«
    »Das fehlte uns gerade noch«, sagte Zamorra.
    Die Ablenkung kam von Katia - in einer Form, mit der keiner von ihnen rechnete.
    »Ich weiß es wieder«, stieß sie hervor.
    »Was?« fragte Nicole sanft.
    »Ich weiß wieder, wie ich hierher gekommen bin. Aber - das kann doch nicht sein. Es ist unmöglich!«
    »Viele Dinge sind unmöglich«, erwiderte Zamorra. »Auch Vampire werden für unmöglich gehalten, oder solche Hybridgeschöpfe wie unser Freund Gryf. Erzählen Sie es uns. Vielleicht haben wir dann den Hauch einer Chance, diese toter Stadt schnell zu verlassen und in die Zivilisation zurückzukehren.«
    Katia nickte. »Ich versuche es. Aber bitte lachen Sie mich nicht aus. Ich kann es ja selbst nicht richtig glauben.«
    »Bitte. Uns ist das Lachen längst vergangen«, sagte Zamorra. »Erzählen Sie, Katia.«
    ***
    Sie hatte einfach unbezahlten Urlaub genommen. Der Junge, den sie bis jetzt für ihren Freund gehalten hatte, hatte sich als charakterloser Schuft erwiesen und hatte sie sitzengelassen, weil er in einer nicht nur älteren und wesentlich verbrauchter aussehenderen, aber immens reichen anderen Frau eine lohnendere Beute sah. Frustriert hatte Katia sich bei ihrem Chef abgemeldet, sich in den nächsten Flieger gesetzt und irgendwo an der griechischen Küste eine kleine Ferien wohnung angemietet. Sie brauchte niemanden, der sie tröstete, sie brauchte nur zeitlichen und räumlichen Abstand, um ganz allein mit sich wieder ins reine zu kommen.
    Sie machte lange Spaziergänge, sowohl an der Küste entlang als auch ins Hinterland. Bei diesen Spaziergängen konnte sie in Ruhe nachdenken, ohne dabei Zeit durch Nichtstun zu verschwenden, und es gab einiges zu entdecken, was ihr Ablenkung verschaffte und neuen Stoff zum Nachdenken.
    Zum Beispiel diese eigenartigen Blumen, wie sie sie noch niemals gesehen hatte. Weder in Natura noch auf Abbildungen.
    Eine kleine Kolonie aus etwa einem halben

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