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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hier?«
    Das kann ich nicht feststellen, teilte der Wolf mit. Ich spüre nur sein Gedankenmuster, und es ist eigenartig verzerrt. Gerade so, als würde er doppelt existieren - und trotzdem nicht richtig, nicht vollständig. Etwas fehlt, aber gleichzeitig verschwimmt alles. Sag mal, Zamorra, wie ist das, wenn man betrunken ist? Sieht man dann nicht alles doppelt?
    »Was Telepathie angeht, habe ich diesbezüglich keine Erfahrung«, stellte Zamorra fest. »Wo ist Gryf? Und warum ist er hier?«
    Fenrir schüttelte sich. Ich bin Wolf, kein Hellseher!
    »Auch ’ne Art, eine Frage nicht zu beantworten«, stellte Nicole fest. »Woran denkt Gryf? Vielleicht können wir dadurch lokalisieren, wo er steckt.«
    Habe ich nicht gerade erklärt, daß ich nur sein Gedankenmuster spüre? Muß ich euch Menschen alles fünfmal erklären, damit ihr es immer noch nicht versteht? Ich weiß nur, daß er irgendwo in der Stadt ist.
    Zamorra schnippte mit den Fingern. »Zumindest läßt uns das hoffen. Wenn Gryf hier ist, dürften wir uns wohl wieder in unserer eigenen Welt befinden. Allerdings verhilft uns das noch nicht zu einer Drachenschuppe.«
    »Aber immerhin zu einer neuen Ausgangsbasis«, sagte Nicole. »Gryf kann uns per zeitlosen Sprung wieder nach Hause bringen, oder sogar in Merlins Burg, damit wir es von dort aus unter neuen und besseren Voraussetzungen von neuem anpacken…«
    Und wovon träumst du nachts? fragte Fenrir spöttisch.
    »Von mir, hoffentlich«, warf Zamorra ein. »Wir haben gerade einen Denkfehler begangen. Gryf kann wie wir seinen Gedankeninhalt sperren. Wie sollte Fenrir also bei ihm durchkommen?«
    Bingo, stimmte der Wolf zu. Aber das ist noch nicht alles!
    »Was denn noch?« fragte Zamorra mißtrauisch.
    Wie ich schon äußerte - das Grundmuster ist diffus, doppelt und fehlerhaft. Etwas stimmt mit ihm nicht.
    »Kann es sein, daß du nicht Gryf anpeilst, sondern ein anderes Wesen, das nur eine gewisse Ähnlichkeit im Grundmuster aufweist?« gab Zamorra zu bedenken.
    Fenrir knurrte beleidigt. Erlaube mal! protestierte er. Ich werde doch wohl noch in der Lage sein, einen Silbermond-Druiden von anderen Lebewesen zu unterscheiden! Druiden haben eine völlig andere Grundstruktur. Das hängt mit ihrer Abstammung zusammen. Menschen und Affen unterscheiden sich ja ebenfalls gewaltig voneinander. Ähnlich groß ist der Unterschied zwischen Menschen und Druiden, und wenn ihr zwei darin jetzt eine Wertung seht, dann laßt euch gesagt sein, daß ich als Wolf über diesen Dingen stehe; die Elite dieses Universums steckt nun mal im Pelz und bewegt sich auf vier Pfoten. Wölfe wären nie so dumm gewesen, Weltkriege zu führen oder Atombomben zu bauen…
    »Nicht ausschweifend und erst recht nicht schwafeln, Fenrir«, unterbrach Nicole den Wolf. »Es geht um Gryf!«
    Fenrir rang sich ein menschlich wirkendes Kopfnicken ab, obgleich es das unter Wölfen in dieser Form nicht gab. Er hatte sich eben sehr gut angepaßt an die Welt der Zweibeiner.
    »Was also stimmt an Gryf nicht?« hakte Nicole nach.
    Fenrir klemmte den Schweif zwischen die Hinterläufe. Sein Nackenfell sträubte sich, und er knurrte deutlich, während er antwortete; seine tierischen Reaktionen hatte er nie wirklich ablegen können, und in Extremsituationen traten sie immer wieder überdeutlich zutage.
    Gryf denkt wie ein Vampir.
    ***
    Der Tod glitt an Katia vorbei.
    Um Haaresbreite! Wieder einmal!
    Fast hätte sie sich gewünscht, es sei diesmal das endgültige Finale gewesen, der Schlußpunkt am Ende ihrer erschöpfenden Flucht. Aber es wäre wieder nur eine Quälerei, ein Spiel mit ihrer Angst!
    Die Zähne, von denen sie schon geglaubt hatte, sie würden sich jetzt in ihre Schlagader bohren, damit der Vampir dann genüßlich ihr Blut schlürfen konnte - sie waren nicht mehr zu spüren!
    Katia riß die Augen auf.
    Sie sah einen Schatten, der verschwand!
    Im nächsten Moment war sie allein.
    Der stinkende Pesthauch, der aus dem Rachen des Blutsaugers gekommen war, verwehte. Katia rollte sich zur Seite, bis sie gegen ein Hindernis stieß. Sie stöhnte leise auf. Mißtrauisch sah sie sich um.
    Nur ein Windhauch strich durch die Straßenschlucht. Irgendwo raschelte trockenes Laub, das vom Wind bewegt wurde. Ansonsten war alles ruhig. Viel zu ruhig für ihre Begriffe.
    Aber von ihrem unheimlichen Feind war nichts mehr zu sehen und zu hören.
    Katia erhob sich. Sie lehnte sich an eine rauhe Hauswand. Irgendwo pfiff eine Ratte, und Katia erschauerte. Sie wußte, daß

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