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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dem Stand hetzte er los, jagte in den schmalen, dunklen Zwischenraum zweier eng beieinander stehender Häuser und verschwand darin. Etwas scharrte und quiekte, das Fiepen riß ab, und dann war für kurze Zeit nur Reißen, Knacken und Schmatzen zu hören. Als Fenrir zurück auf die Straße trottete, war seine Schnauze blutverschmiert.
    Eine Ratte, teilte er mit. Zwar nicht gerade sonderlich fett und auch nicht besonders schmackhaft, aber besser als gar nichts. Wer weiß, wann’s wieder was gibt.
    »Die heutigen Wölfe sind total verfressen«, bemerkte Nicole. »Kannst du an nichts anderes denken?«
    Sicher kann ich. Aber was hilft’s mir? Oder kannst du irgendwo eine fesche Wölfin entdecken, die ich verführen kann? Wollt ihr jetzt zu Gryf geführt werden oder nicht?
    »Zu einem der beiden Gryfs, wie?« fragte Zamorra.
    Der Wolf nickte bestätigend und trabte wieder los. Mit seiner langen, beweglichen Zunge wischte er seine Lefzen sauber, während er ein recht flottes Marschtempo vorlegte. Zamorra und Nicole folgten ihm.
    Aber sie blieben vorsichtig.
    Zamorra wurde das Gefühl nicht los, schon einmal hier gewesen zu sein, in genau dieser Situation.
    Aber die Erinnerung blieb tief in seinem Innern verschüttet.
    ***
    Katias Herz schlug wieder wie rasend, und sie fühlte, wie ihre Knie nachgaben. Langsam rutschte sie an der Korridorwand abwärts.
    Der Verfolger war wieder da. Er hatte sie gefunden und war eingedrungen. Irgendwo in der Dunkelheit lauerte er.
    Etwas raschelte und schabte, kam näher, und er trat aus einer Seitentür hervor. Im Dämmerlicht wirkte er noch bedrohlicher und unheimlicher als draußen auf der Straße. Dieser behaarte Riese mit den tückisch funkelnden gelben Augen und den spitzen Ohren! Läutlos kam er auf Katia zu.
    »Nicht noch einmal«, flüsterte sie erstickt. »Ich kann nicht mehr! Mach ein Ende!«
    Sie hatte sich früher niemals vorstellen können, einfach ihr Leben aufzugeben. Aber diese Wechselbäder aus Fluchthoffnung und tiefster Fallen-Verzweiflung… das ging über ihre Kraft. Solange sie weder wußte, wie sie in diesen Alptraum geraten war noch wie sie wieder hinaus konnte, gab es keine wirkliche Fluchtchance mehr. Sie wußte nur eines: ein wirklicher Alptraum war es nicht, denn dann wäre sie längst entsetzt aus dem Schlaf aufgeschreckt. Dieses furchtbare Erlebnis fand aber immer wieder aufs Neue seinen Fortgang.
    Sie wollte nicht mehr fliehen. Sie wollte nicht mehr jedesmal wieder den Hoffnungsschimmer zerschlagen lassen. Es war vorbei, endgültig. Sie hatte ihr Leben geliebt, aber wenn sie doch schließlich sterben mußte, weil sie keine Möglichkeit erhielt, aus diesem Grauen auszusteigen - dann lieber jetzt gleich.
    Dennoch hatte sie panische Angst vor dem, was danach kam. Würde sie wirklich sterben, oder später ebenfalls als Vampirin ihr Unwesen treiben und auf Menschenjagd gehen müssen, um Blut zu trinken?
    »Mach ein Ende«, flüsterte sie noch einmal, während der riesige Vampir sich über sie beugte. »Schnell…« Und sie brachte es sogar fertig, den Kopf zu drehen und ihm freiwillig ihren Hals anzubieten. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!
    »Ja«, sagte jemand. »Ich mache ein Ende. Jetzt.«
    Es wurde taghell, und ein schriller, seltsam zwitschernder Ton erfüllte sekundenlang das Haus.
    Dann schlug der Tod zu.
    ***
    Da ist noch jemand, meldete Fenrir sich plötzlich. Aber einer, dessen Gedanken ich ebensowenig erfassen kann, nur glaube ich das Grundmuster zu kennen!
    »Wo?« fragte Zamorra.
    Nicht weit entfernt. Vielleicht ein paar hundert Meter!
    »Was ist das für ein Grundmuster?« erkundigte sich Zamorra. Gleichzeitig fragte er sich, warum sie hier mit dieser Suche Zeit verschwendeten. An diesen Doppel-Gryf konnte er nicht so recht glauben und sich auch nicht vorstellen, wieso sie ausgerechnet hier mit dem Druiden vom Silbermond Zusammentreffen sollten. Vielleicht unterlag Fenrir nur einer Täuschung. Vielleicht war das hier, wohin sie geschleudert worden waren, eine Welt, die völlig anderen Gesetzen der Physik und Parapsychologie unterlag. Vielleicht mußte Fenrir sich einfach täuschen, wie jeder andere sich täuschen mußte! Und dann brachte die Suche nach Gryf sie ihrem Ziel, eine Drachenschuppe zu beschaffen und sie nach Caermardhin zu bringen, auch keinen Meter weiter.
    Das Grundmuster eines Ewigen, gab Fenrir bekannt.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt!« entfuhr es Nicole. »Wo, zum Teufel, sind wir eigentlich wirklich

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