Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
er. »Es war vorherbestimmt, daß sie in der Vergangenheit und an jenen Ort gelangen würden, denn sie waren da. Hätte ich versucht, sie zu behindern, wären sie nicht in der Vergangenheit gewesen, und die Zeit hätte einen völlig anderen Verlauf genommen. Es mußte sein. Und selbst wenn sie dort und zu jener Zeit ihr Ende finden sollten, wäre dies vom Zeitablauf bestimmt. Aber ich sagte dir schon einmal: Die Zeit läßt sich nicht betrügen. Was glaubst du wohl, aus welchem Grund ich so viel Kraft aufwandte, ihr Gedächtnis zu löschen? Nur bei dir konnte ich es nicht, weil du der Betroffene warst, doch liebend gern hätte ich auch dich von der Last der Erinnerung befreit.«
    »Aber konntest du damals schon sicher sein, daß…«
    »Die Zeit läßt sich nicht betrügen, Gryf«, sagte Merlin. »Ich war sicher, bin es und werde es immer sein.«
    ***
    Katia sah wieder einen Schâtten!
    Blitzschnell war er hinter einer Hausecke verschwunden. Handelte es sich um diesen Vampir, den Unheimlichen, der seinen sadistischen Neigungen nachging und mit ihrer Todesangst immer wieder spielte?
    Sie lauschte, konnte aber keine Schritte vernehmen. In dieser toten, verfallenen Stadt schien es kaum Leben zu geben, wenn man einmal von Spinnen und Ratten absah.
    Kein Vogel sang, keine Blume blühte. Ringsum nur Moder und Zerfall… und da war wieder der Schatten. Der Schatten, der von jemandem geworfen wurde, der sich hinter der Mauerecke in der Seitengasse versteckt hielt und darauf wartete, daß Katia weiterging.
    Sie tat ihm den Gefallen nicht.
    Sie wandte sich um, taumelte mehr als sie ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Nur nicht abermals dem Unheimlichen in die schwarzen Klauen fallen! Diesmal hatte er sich zu früh verraten, hatte sie nicht überraschen können.
    Jetzt hörte sie wieder Schritte. Aber diese Schritte waren nicht hinter ihr, sondern klangen, als würde der Schall mehrfach gebrochen.
    Ich muß untertauchen, dachte sie.
    Ich muß verschwinden, etwas tun, womit er nicht rechnet!
    Bis jetzt hatte sie sich immer nur in den Straßen bewegt. Warum sollte sie nicht ein Haus betreten, sich darin verstecken oder sich anschließend durch Hinterhöfe von Haus zu Haus und von Straße zu Straße bewegen, um auf diese Weise vielleicht dem Labyrinth des Todes zu entgehen, aus dem sie bisher keinen Ausweg gefunden hatte.
    Entschlossen öffnete sie die unverriegelte Tür des nächsten Hauses und trat in die Düsternis.
    Licht gab es hier keines. Vergeblich suchten ihre Hände nach einem Schalter. Offenbar hatte man zumindest in diesem Haus von Elektrizität noch nichts gehört, obgleich es Strom geben mußte, denn es gab elektrische Straßenlampen, die nur jetzt am Tage nicht in Betrieb waren.
    Aber ihre Augen gewöhnten sich halbwegs rasch an das Dämmerlicht. Sie war auch nur daran interessiert, das Haus so schnell wie möglich wieder durch einen Hinterausgang zu verlassen. Die Gesellschaft der Spinnen, die hier zwischen blinden Fensterscheiben und Möbelstücken ihre Netze konstruiert hatten, gefiel ihr nicht sonderlich.
    Sie sah die Tür am anderen Ende des Korridors, sah darin das quadratische, auf der Spitze stehende Fensterchen und faßte nach dem Türgriff.
    Sie rüttelte daran.
    So leicht die Haustür zur Straße zu öffnen gewesen war, hier ging nichts! Die Hintertür war abgeschlossen. Und einen Riegel oder einen Schlüssel konnte Katia nicht entdecken.
    »Verflixt«, murmelte sie enttäuscht.
    Sie wandte sich um. Sie würde es eben in einem anderen Haus noch einmal versuchen müssen. Aber plötzlich wurde die Angst in ihr riesengroß, durch den Vordereingang wieder auf die Straße hinaus treten zu müssen, denn es bestand die Möglichkeit, daß ihr Verfolger jetzt dort auf sie lauerte!
    Unsinn! schalt sie sich selbst.
    Sie machte ein paar Schritte.
    Da hörte sie das höhnische Kichern aus der Dunkelheit!
    ***
    Wir kommen einem der beiden näher, meldete sich Fenrir nach einer Weile.
    »Wieso redest du eigentlich immer von Doppel-Impulsen?« wollte Nicole wissen. »Es gibt Gryf doch nur einmal!«
    Trotzdem ist es so. Und die beiden identischen Impulse kommen aus unterschiedlichen Gegenden, soviel kann ich jetzt schon sagen. Ich kann mich mittlerweile etwas besser darauf einstellen. Und auf eine der beiden Bewußtseinsquellen führe ich euch zu.
    »Vorhin hast du noch behauptet, du könntest es nur versuchen, aber keinen Erfolg garantieren. Jetzt klingst du aber schon ziemlich sicher.«
    Moment, bat Fenrir. Aus

Weitere Kostenlose Bücher