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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gestrandet?
    Solange sie nicht wußten, wo sie sich aufhielten, konnten sie nicht hoffen, wieder in ihre eigene Welt zurückzukehren. Der Transfer, der Übergang, war dermaßen chaotisch, unkontrolliert und explosionsartig vonstatten gegangen, daß es keine Chance gab, ihn zu rekonstruieren. Sie mußten von sich aus einen neuen Weg finden.
    Und die Drachenschuppe, die Ted Ewigk helfen konnte, hatten sie immer noch nicht. Dabei drängte die Zeit. Vielleicht hatte Ted nur noch ein paar Tage oder gar nur ein paar Stunden zu leben.
    »Es ist nicht fair«, flüsterte Zamorra erbittert. »Es ist einfach nicht fair! Ein solches Ende hat Ted einfach nicht verdient!«
    Schlimm daran war nicht allein die Vorstellung, einen Freund zu verlieren. Zu viele waren schon gestorben im Kampf gegen die dunklen Mächte. Aber das war meist schnell und überraschend gegangen, und niemand hatte etwas dagegen tun können. Hier lag das Leben ihres Freundes in ihrer Hand. Versagen oder Erfolg entschieden über Tod oder Leben!
    Das war es, womit Zamorra innerlich zu kämpfen hatte. Sein Versagen war vielleicht für seinen Freund das Todesurteil!
    Da ist etwas, teilte Fenrir plötzlich telepathisch mit.
    Zamorra fuhr herum. »Was?«
    Auch Nicole spitzte die Ohren.
    Gedanken, verriet der Wolf. Jemand denkt. Aber diese Gedanken gefallen mir gar nicht.
    Zamorra winkte ab. »Das ist unwichtig. Wo befindet sich der Denker? Nah, oder weit entfernt?« Vielleicht konnte man ihn fragen, wo in allen Welten sich diese Stadt befand.
    Gar nicht so weit weg. Außerdem kenne ich ihn, behauptete der Wolf.
    »Woher? Kennen wir ihn auch?«
    Sicher. Es ist Gryf.
    ***
    Der Unheimliche stieß auf Katia herab. Sie schrie auf und preßte sich noch enger in die Mauernische. Aber was half es ihr? Der Vampir packte zu, riß sie ins Freie und auf die Straße. Katia stürzte. Sie versuchte, ihren Sturz aufzufangen, aber es gelang ihr nicht. Sie rollte sich herum. Der Mörder stand breitbeinig über ihr. Ein unheimliches Wesen. Der Kopf wie ein gigantischer Wolfsschädel, zu dem aber die überlangen spitzen Ohren nicht paßten. Krallenhände streckten sich nach Katia aus, als der Vampir sich über sie beugte. Er öffnete das Maul mit den spitzen Fangzähnen. Fauliger Atem schlug Katia ins Gesicht. Sie versuchte, sich wegzurollen und nach ihm zu treten, aber damit konnte sie das mörderische Unwesen kaum beeindrucken.
    Der Vampir ließ sich einfach auf sie fallen.
    Sie konnte ihn nicht abschütteln. Dazu fehlte ihr die Kraft. Sie konnte ihm auch nicht die Augen auskratzen, wie sie es wollte, denn er hielt ihre Hände fest. Er besaß ungeheure Kräfte. Katia wand sich, sie keuchte. Zum Schreien reichte es längst nicht mehr. Sie war erschöpft, am Ende ihrer Kraft. Lange genug hatte der Unheimliche sie gehetzt.
    Jetzt war es vorbei. Sie konnte nicht mehr. Aber sie wollte doch auch nicht sterben!
    »Du stirbst nicht«, flüsterte der Vampir, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Du wirst ewig leben - durch mich!«
    Ewig leben - Traum vieler Menschen. Aber doch nicht so! Nicht als untotes Geschöpf, das seine Existenz nur durch den Tod anderer bewahren kann! Unechtes Leben!
    Das wollte sie nicht.
    Sie keuchte, stemmte sich gegen den Vampir, dessen stinkender Schädel sich immer tiefer auf sie herabsenkte, sich ihrem Hals näherte. Sie legte den Kopf schräg, zog die Schultern hoch, versuchte ihm keinen Ansatzpunkt zu geben, an ihren Hals zu gelangen. Sie dachte an die alten Erzählungen. Ein geweihtes Silberkreuz konnte einen Vampir verwunden, Knoblauch vertrieb ihn. Ein durchs Herz gestoßener geweihter Eichenpflock tötete ihn. Sonnenlicht ließ ihn zu Staub zerfallen, weshalb er nur in der Nacht auf Blutjagd ging.
    Wenn ihre Lage nicht so bitterernst gewesen wäre, hätte sie darüber gelacht.
    Sonnenlicht?
    Es war heller Tag. Vor ein paar Minuten hatte die Sonne noch geschienen, jetzt zog sich eine Wolkenbank davor her. Aber die Wolken spielten keine Rolle. Der Vampir hatte auch das grelle Sonnenlicht mühelos verkraftet!
    Nur, daß er lange spitze Reißzähne hatte wie ein Raubtier, stimmte mit den Erzählungen überein, und daß er Menschenblut wollte.
    Ihr, Katias, Blut!
    Und sie konnte sich nicht mehr gegen ihn wehren. Seine Zähne fanden ihren Hals. Sie spürte, wie die Zahnspitzen über ihre Haut schabten, um die Schlagader zu ertasten und einzudringen…
    Er war da, der furchtbare, einsame Tod…
    ***
    »Gryf?« stieß Zamorra überrascht hervor. »Was macht der denn

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