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1199 - In den Klauen des Ghouls

1199 - In den Klauen des Ghouls

Titel: 1199 - In den Klauen des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Glenda war Stammkundin der Reinigung und konnte sich schon einen lockeren Ton erlauben. »Riechen Sie nichts, Helma?«
    Die rundliche Frau schaute hoch. »Nein, wonach sollte es denn riechen? Es riecht wie immer. Außerdem habe ich einen Schnupfen. Meine Nase sitzt zu. Da bin ich sowieso gestört. Wonach sollte es Ihrer Meinung nach denn riechen?«
    Glenda wollte nicht die Wahrheit sagen. »Etwas komisch hat es gerochen.«
    »Damit kann ich nicht viel anfangen.«
    »Ich weiß.«
    Glenda hatte sich am Rand der Theke zur Seite geschoben. Im Hintergrund standen die Drehständer mit den aufgehängten Kleidungsstücken. Durch eine weitere Tür konnte man in einen Anbau gelangen, wo Helmas Mann sich um die praktische Seite des Geschäfts kümmerte und die Kleidungsstücke der chemischen Reinigung unterzog.
    Glendas Blick fiel auf die Hose. Sie war für sie das Zentrum des Gestanks. Der schwarze Stoff glänzte und war speckig. Wer diese Hose trug, der brachte alles auf die Waage, nur kein Normalgewicht. In dieses Kleidungsstück hätten drei Personen von Glendas Ausmaßen hineingepasst. Die Frau, die die Hose gebracht hatte, war Glenda zuvor noch nicht begegnet. Sie versuchte, sich das Aussehen der Person in Erinnerung zu rufen. Viel war da nicht zurückgeblieben. Die Frau hatte einen roten flauschigen Mantel getragen, das war alles. Von ihrer Größe oder ihrem Gesicht hatte sie nichts behalten.
    »Mögen Sie die Hose, Glenda?«
    »Warum?«
    »Ha, weil Sie sie so anstarren.«
    »Sie ist übergroß.«
    »Stimmt.«
    »Das war die Kundin aber nicht?«
    »Nein, ihr gehört die Hose ja auch nicht.«
    »Klar, das hätte ich mir denken können. Kennen Sie die Frau namentlich?«
    »Klar. Sie heißt Betty Brown.«
    »Und wohnt auch hier in der Nähe?«
    »Klar, ein paar Straßen weiter. Das ist fast wie bei Ihnen, Glenda.«
    »Und den Sohn kennen Sie auch?«
    »Nein, den habe ich noch nie gesehen. Sie hat ihn mir vorenthalten.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung.« Helma Kilrain hob die Schultern. »Er hat einen verdammt mächtigen Körper und scheint keine Schönheit zu sein. Hin und wieder bringt Betty mir seine Sachen. Sie werden hier gereinigt, und das ist alles.«
    »Aber die Hose riecht so seltsam«, sagte Glenda und schüttelte sich. »Sie dürfen mich nicht falsch verstehen, aber ich nehme den Geruch schon wahr.«
    Nein, Helma Kilrain wurde nicht ärgerlich. Sie schaute Glenda nur etwas misstrauisch an und rieb mit einem Finger über den Damenbart über ihrer Oberlippe. »Was wollen Sie eigentlich damit sagen, Glenda? Was stört Sie so?«
    Glenda fühlte sich in die Defensive gedrängt. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Mit der Wahrheit konnte sie schlecht herausrücken, aber ihr fiel auch keine gute Ausrede ein.
    »Sagen Sie doch endlich, was ist, Glenda!« forderte Helma sie auf.
    »Für mich riecht sie nach Moder!«
    Jetzt war es heraus, und Glenda wartete auf die Reaktion der anderen Frau. Sie tat zunächst nur sehr wenig. Sie strich mit einer Hand über den Stoff hinweg und fragte dabei: »Was ist denn Moder genau? Meinen Sie damit Dreck oder so?«
    »Nein…«
    »Was dann?«
    Glenda zuckte die Achseln. »Sagen wir so. Es riecht nach etwas Altem oder Verwestem.«
    Erst wusste Helma Kilrain nicht, wie sie reagieren sollte. Dann begann sie zu lachen. Es klang unnatürlich, schrill und leicht wütend. »Im Ernst, Glenda, wir kennen uns schon länger. Man kann mir auch vieles nachsagen, aber dass es hier nach Moder riecht, das ist schon ein Hammer.«
    »Moment, Moment, ich meine ja nicht, dass es hier in der Reinigung nach Moder riecht.« Glenda deutete auf die Hose. »Diese hier stinkt wirklich eklig.«
    Helma sagte zunächst nichts. Sie hob die Hose an und hielt sie in die Nähe ihrer Nase. »Wie gesagt, ich bin…«
    Das letzte Wort bekam sie nicht mehr heraus. Sie ließ die Hose wieder auf die Theke fallen. »Ja, verflixt, Sie haben Recht. Das Ding riecht tatsächlich komisch. Sogar ich merke das, obwohl ich verschnupft bin.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist seltsam.« Sie trat einen Schritt zurück. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ist aber so!«
    »Klar, das glaube ich Ihnen, Glenda. Ich frage mich jetzt nur, wo jemand mit der Hose herumgerutscht ist. Auf einem Friedhof oder so? Vielleicht auch im Schlamm.«
    »Kann alles sein.«
    Mrs. Kilrain nahm das Kleidungsstück wieder hoch. Jetzt allerdings mit spitzen Fingern. Sie drehte es einige Male herum, weil sie alles genau betrachten wollte. Dann schüttelte sie den

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