Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0461 - Lupina gegen Mandragoro

0461 - Lupina gegen Mandragoro

Titel: 0461 - Lupina gegen Mandragoro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erinnerte mich an einen dünnen Vorhang, auch das Grün kam mir bekannt vor. Abermals dachte ich an das geheimnisvolle Land Aibon, das entstanden war, als Himmel und Hölle sich trennten und in gewisser Weise ein Auffangbecken für all die Gestalten war, von denen in vielen Märchen und Geschichten berichtet wurde.
    Ich konnte mir vorstellen, daß auch Mandragoro ein Teil dieses Landes war. Er paßte einfach dazu.
    Aibon war Natur. Es hatte seine guten und auch seine schlechten Seiten.
    Ich senkte den Blick.
    Gleichzeitig schaute Morgana Layton zu mir hoch. In ihren Gesichtszügen las ich eine unendliche Trauer. Mit einer zarten Geste strich sie über Lupinas Gesicht, das für mich noch immer eine alte, graue Fratze war, auf der ein dünnes Fell wuchs.
    »Sie stirbt, John…«
    Ich hob die Schultern. »Möglich, aber du verstehst, daß ich keine Trauer empfinden kann.«
    »Vielleicht.«
    Lupina lag da und klagte. Das Heulen war wesentlich leiser geworden. Ich würde es als ein Jammern bezeichnen. Letztes Aufbäumen einer gequälten Kreatur, die genau wußte, daß sie am Ende ihres Weges angekommen war. Manchmal sah es so aus, als wollte sich ihr grauer und mit Stoffetzen bedeckter Körper aufbäumen, aber nur ein Zucken rann durch die Muskelstränge.
    Lupina war einst eine schöne und prächtige Wölfin gewesen. Ich erinnerte mich daran, daß man mich durch ein teuflisches Serum ebenfalls in einen Werwolf verwandelt hatte und ich mich sogar in Lupina verliebte. Das lag lange zurück, aber die Erinnerung daran war in meinem Kopf noch nicht gelöscht worden.
    Wir hatten uns gehaßt, wir hatten uns gejagt, einen direkten Sieger hatte es nie gegeben.
    Nun lag sie in den letzten Zügen!
    Kein kalter, harter und raubtierhafter Blick mehr. Eher müde und gebrochen kamen mir ihre Augen vor. Das Fell war aschgrau und stumpf. Wenn Morgana mit ihren Händen zärtlich darüber hinwegstrich, konnte man den Eindruck bekommen, als würde sie es abzupfen. In der Tat fielen einige dünne Haare zur Seite.
    »Nun?« fragte ich. »Will sie mir noch etwas sagen?«
    »Ich weiß nicht, ob sie dich erkennt«, erwiderte Morgana. »Sie ist dem Tode sehr nahe.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Mandragoro«, erklärte Morgana flüsternd. »Er allein trug die Schuld. Er war es, der sie in die Knie gezwungen hat. Fenris' Rechnung ist nicht aufgegangen. Oder er hat es geschafft, Lupina zu bestrafen und für immer loszuwerden. Es wird keinen Weg mehr für sie zurück in das wölfische Leben geben. Niemals, nie und nimmer…«
    »Meine Frage ist damit noch nicht beantwortet. Woher nahm Mandragoro die Kraft oder die Waffe, eine mächtige Dämonin wie die Königin der Wölfe, die sie einmal gewesen war, zu vernichten.«
    »Gift!« flüsterte Morgana leise, als hätte sie Angst, das Wort auszusprechen. »Es war Gift.«
    »Dämonisches?«
    »Sein Gift, John Sinclair. Er hat es ihr eingeipmpft. Es befindet sich überall in den Bäumen. Es lagert in den Zweigen und Ästen, die Lupina umklammert hatten. Willst du noch mehr wissen?«
    »Sicher.«
    »Die Zweige rissen Wunden, und in diese Wunden träufelte das Gift hinein.«
    »Und sie kann nichts dagegen tun?«
    »Nein, es ist eine andere Magie. Viel stärker noch als die der Silberkugeln.«
    »Kennst du die Magie?«
    Für eine Weile schaute sie mich nur an und streichelte weiter das Gesicht der Wölfin. »Ja, ich kenne sie. Aus einer anderen Welt und anderen Zeit soll sie stammen.« Morganas Gesicht nahm plötzlich einen nachdenklichen Ausdruck an. »Man hat dieser Welt den Namen Aibon gegeben. Und von dort stammt auch Mandragoro.«
    »Ich kenne Aibon.«
    »Das weiß ich. Du kennst vieles, und du wirst jetzt miterleben, wie Aibons Kraft Lupina zerstört. Aber darauf solltest du dir nichts einbilden, Geisterjäger, du…« Ihre Stimme wurde sehr leise und erstickte schließlich in Tränen.
    Suko verhielt sich ruhig. Er stand wie eine von grüngrauem Licht umspielte Statue neben mir und zuckte nicht einmal mit den Augenwimpern. Er hatte erfaßt, daß diese Dinge nur Lupina, Morgana und mich angingen. Auch die Werwölfin rührte sich nicht mehr. Es war still geworden. Kein Laut erfüllte die Lichtung. Eine unheimliche Ruhe vor dem Sturm.
    »Weshalb trauerst du so um sie?«
    »Das muß ich. Wir haben den gleichen Stamm. Bevor die Menschen waren, gab es schon die Wölfe, John Sinclair. Da hat es uns beide schon gegeben, das weißt du. Jetzt wird einer von uns sterben. Es sieht aus wie das Ende einer Ära, es ist auch

Weitere Kostenlose Bücher