0464 - Der falsche Ganjo
glaube, daß man uns erpressen will", sagte er gedehnt. „Es wird nicht lange dauern, dann wird man uns eine Botschaft schicken. Wir werden dann unseren Feind schnell entdecken."
„Diese Theorie halte ich für falsch!" rief ein junger Offizier. Zum erstenmal wagte einer der Offiziere, Imanschol öffentlich zu kritisieren. „Das Ziel des Gegners besteht zweifellos in einer Verächtlichmachung des Ganjos. Die Unbekannten wollen ein erfolgreiches Ende unseres Tests verhindern."
„Warum töten sie dann den Ganjo nicht?" fragte der Offizier, der zuerst gesprochen hatte.
Imanschol fühlte sich in die Rolle des bedeutungslosen Zuhörers versetzt. Er registrierte, daß ihm die Kontrolle über den Führungsstab der Flotte mehr und mehr entglitt. Grorsons demonstrativer Abzug aus der Zentrale hatte wie ein Signal gewirkt.
„Ich halte die Sache für ein psychologisches Problem", sagte der junge Cappin. „Die Unbekannten versprechen sich den größten Erfolg, wenn sie den Ganjo vor den Augen der Oldonen lächerlich machen. Wenn sie ihn töten, kann er leicht zum Märtyrer werden, der in den Gedanken der Oldonen weiterlebt."
Imanschol lachte rauh.
„Sie alle begehen den Fehler, unsere Gegner zu überschätzen. Wenn, sie so fähig wären, wie Sie glauben, könnten sie offen operieren. Das tun sie aber nicht. Ich schließe daraus, daß unser Feind eine offene Auseinandersetzung scheut, weil er sich über seine geringe Siegeschancen im klaren ist."
Imanschol merkte, daß seine Worte Wirkung erzielten. Seine Fähigkeit, mit wenigen Worten zu überzeugen, erwies sich jetzt als sehr wertvoll.
„Wir brauchen die Unheimlichen nur zu entlarven, dann ist ihr Ende besiegelt", fuhr er hastig fort.
„Also ist es ein psychologisches Problem" beharrte der junge Offizier.
„Es ist ein simples Ratespiel", erwiderte Imanschol. „Wenn wir lange genug unsere Ortungsff und Peilgeräte einsetzen, werden wir die Fremden finden. Ich werde jetzt unseren Agenten vorschlagen, die Fremden anzupeilen. Vielleicht können sie ein paar unserer Gegner übernehmen."
Im Hintergrund der Zentrale lachte jemand geringschätzig. Imanschol überhörte es. Er scheute vor einem offenen Streit mit den Offizieren zurück.
„Wir wollen diese Zwischenfälle nicht dramatisieren", meinte Imanschol. Er wählte seine Worte sorgfältig und sprach sehr langsam. „Im Grunde genommen ist bisher nicht viel passiert. Ich bin überzeugt davon, daß wir die Ereignisse sehr schnell unter Kontrolle bekommen."
Imanschol wußte, daß er sich damit festgelegt hatte. Wenn sich seine Überzeugung als falsch erweisen sollte, konnten ihm nur noch drastische Maßnahmen helfen.
Er wäre gern selbst nach Oldon aufgebrochen. Als Flottenkommandant mußte er jedoch an Bord dieses Schiffes bleiben.
Er schaltete den Schiffsfunk ein.
„Ich möchte darüber informiert werden, wenn Grorson einen Funkspruch absetzt!" befahl er dem Funker.
Er rechnete damit, daß Grorson den Taschkar über die Zwischenfälle unterrichten würde. Wenn es dazu kam, mußte er auf ein hartes Gespräch mit dem Taschkar vorbereitet sein.
8.
Der falsche Ganjo war nervös. Harl Dephin merkte es daran, wie der Mann sich bewegte. Der Cappin stand keine Sekunde still.
Von der ursprünglichen Begeisterung der Oldonen war nicht mehr viel zu spüren. Die Menge hatte die Vorgänge auf dem freien Platz voller Verwirrung beobachtet. Kein Oldone konnte verstehen, weshalb sich dieses mächtige Wesen plötzlich wie ein Verrückter aufgeführt hatte. Der Ausfall mehrer Roboter hatte das Mißtrauen der Eingeborenen noch erhöht.
„;Ich habe euch berichtet, daß ich ein Cappin bin, der durch Experimente mit einer Zeitmaschine zweihunderttausend Jahre überlebte." Dephin spürte deutlich, daß der falsche Ganjo mit diesen Worten Zeit gewinnen wollte. „Ich bin der Ganjo, auf den ihr solange gewartet habt. Ihr müßt verstehen, daß ich Feinde habe. Es gibt eine Macht, die nicht will, daß ich mit euch zusammenarbeite."
Die Menge reagierte nicht.
„Diese Erklärung ist genau in unserem Sinne", sagte Dephin zu Hulos. „Die Oldonen verstehen nicht, daß ein Wesen wie ihr verehrter Ganjo in Schwierigkeiten gebracht werden kann."
„Ich werde meine Gegner vernichten!" fuhr der Ganjo fort. „Ihr könnt mir vertrauen."
Dephin war am Umhang hochgeklettert und hatte fast den Nacken des Mannes erreicht. Er zog den Psychostrahler aus seinem Gürtel.
Dephin zielte auf den Kopf des Ganjos und drückte ab. Die
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