0465 - Stop-Signal für einen Mörder
die Wohnungstür, ließ den Schlüssel in meine Jackentasche gleiten und ging hinunter. Zwei Häuser weiter befand sich ein Lebensmittelgeschäft. Ich wies mich aus und verlangte zu telefonieren. Das Telefon stand im Büro. Ich bat das blonde Girl, das Rechnungen addierte, hinauszugehen. Dann rief ich meinen Freund Phil und die Mordkommission an.
***
Als ich in die Wohnung zurückkam, hockte die Alte auf einem Stuhl in der Küche. Sie starrte auf die Leiche.
»Ermordet«, sagte ich, »wahrscheinlich erwürgt oder erdrosselt. Wann haben Sie Mrs. Saudry Weggehen hören? Ehe die Männer kamen oder nachher?«
»Vorher«, flüsterte sie tonlos.
»Kann sie nicht mit ihren Mietern zurückgekommen sein? Haben Sie an der Tür geguckt, als die Männer kamen?«
»Nein, Sir, ich lag im Bett. Aber mein Schlafzimmer liegt zum Hausflur hin, so daß ich jedes Geräusch höre.«
»In welcher Gaststätte verkehrte Mrs. Saudry?«
»Ich weiß es nicht, Sir.«
»Überlegen Sie genau, es geht um dnen Mord.«
»Hier gleich an der Ecke. Der Wirt kennt sie von früher und da…« Sie brach mitten im Satz ab. Schritte waren vor der Tür zu hören. Die Alte besaß also ein ausgezeichnetes Gehör. Jemand klingelte. Ich ging zur Wohnungstür und öffnete. Lieutenant Weber führte die Mordkommission. Er stellte sich vor, ich hielt ihm meinen Ausweis hin. Dann führte ich den Lieutenant in die Küche. Mit kurzen Worten schilderte ich ihm den Sachverhalt. Dann nahm ich die Alte zur Seite und redete ihr ins Gewissen:
»Haben Sie nicht doch gehört, daß Mrs. Saudry mit den Männern zurückkam?«
Die Alte schluchzte und sagte: »Ja, Mr. Cotton, aber ich wollte Mrs. Saudry keine Unannehmlichkeiten machen. Wegen des Krachs in der Wohnung, wissen Sie. Und deshalb habe ich allen Hausbewohnern erzählt, Mrs. Saudry sei nicht dagewesen heute nacht.«
Ich begriff. Die Alte war besorgt um den Ruf ihrer Nachbarin.
Aber Mrs. Saudry war tatsächlich nicht in der Lage gewesen, einzuschreiten, als die Gangster ihre Suchaktion starteten. Denn um diese Zeit hatten sie Emily Saudry längst ausgeschaltet.
***
Phil und ich hockten uns hinter die schweren Vorhänge, die das Büro Mr. Handles von dem Nachbarzimmer abgrenzten. Wir konnten von hier aus den ganzen Laden überblicken und jederzeit zuschlagen, wenn die Gangster in die Falle tappten. Der erste Verbrecher war durch Mr. Reardon ausgeschaltet worden. Aber noch fehlte dieser unbekannte Mr. PEA… Diesen Hinweis verdankten wir Georg Sartor, der wenige Sekunden vor seinem Tode die Buchstaben in die Haustür ritzte. Nach dem »a« war er zusammengebrochen.
Mr. Handle saß hinter seinem Schreibtisch. Das Büro lag im zweiten Stock. Eine lange Stahltreppe, die außerhalb des Haukes war, führte herauf. Früher gehörten diese Räume zu einem Lichtspieltheater. Jeder Vorführraum mußte eine direkte Treppe nach draußen besitzen. Wegen der Brandgefahr.
Der Kunstauktionator nagte ungeduldigt an seinen Fingernägeln. Er war ein Mann mit außergewöhnlich hoher Stirn und einer ausgeprägten Nase. Seine schlanken Hände verrieten den Künstler und Ästheten. Er warf alle drei bis vier Minuten einen Blick auf die Uhr. Ich las ihm an der Nasenspitze ab, daß er nervös war. Und seine Nervosität steigerte sich zusehends.
Gegen halb sieben hörten wir Schritte auf der Stahltreppe. Ich griff in meinen Jackenausschnitt. Wir durften kein Risiko mehr eingehen, sondern mußten den Kerl sofort verhaften, wenn er das Office betrat.
Wir sahen den Schatten an der Glastür. Durch das Riffelglas erkannte ich nur Konturen. Die Klinke wurde heruntergedrückt. Ich legte den Sicherungsflügel meiner geladenen 38er Smith and Wesson herum und hielt die Pistole in Brusthöhe.
Die Tür schwang auf. Enttäuscht ließ ich die Waffe sinken.
Ein Girl stand im Rahmen und sah sich schüchtern um. Mit zitternden Knien stand Mr. Handle auf.
»Sie wünschen?« fragte er unsicher.
»Ich sollte dies abgeben«, antwortete das Girl, »an Mr. Handle persönlich.« Sie überreichte einen Brief und trippelte hinaus. Ich sprang aus dem Versteck, als die Tür sich selbsttätig hinter dem Girl schloß. Mit unsicheren Händen riß Mr. Handle den Brief auf. Er las ihn zweimal. Dann reichte er mir den Schrieb. »Da, lesen Sie«, murmelte er.
Ich überflog den Wisch. Mit einer Setzmaschine war folgender Text gesetzt: »Warum haben Sie die Polizei informiert? Wir erwarten das Geld noch heute nacht. Ein Anruf sagt Ihnen, wo es abgeliefert
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