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0465 - Stop-Signal für einen Mörder

0465 - Stop-Signal für einen Mörder

Titel: 0465 - Stop-Signal für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
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trennen.
    Nach dreißig Sekunden wußten wir, wen die Skizze auf der Rückseite darstellte.
    Wie von der Tarantel gestochen, sprang ich auf, Phil und ich jagten zur Tür, spurteten die Treppen hinunter und warfen uns in den Jaguar.
    Wir preschten los — mit Rotlicht und Sirenengeheul.
    ***
    Das Geschäft sah aus wie alle Geschäfte, in denen Gemälde angeboten wurden. Im Schaufenster standen drei, vier gute Stücke. Im Halbdunkel des Ladens hing der Rest. Immerhin waren es vierzig bis fünfzig, die gerahmt waren. Einige Zeichnungen, öl- und Temperagemälde befanden sich in den Mappen an der Wand. In einem Anbau war eine Druckerei angeschlossen.
    »Freier Eintritt« stand an der Ladentür. Im Augenblick war niemand im Geschäft zu sehen. Phil und ich betrachteten die Gemälde. Sie waren eine Klasse besser als bei Handle und zwei Klassen besser als bei Allert.
    Nach einer Weile räusperte ich mich. Phils Husten wirkte echter. Eine Tür an der hinteren Wand öffnete sich.
    Auf der Schwelle stand ein Girl. Genauer gesagt, das Girl, das den Brief an den Kunstauktionator Handle zugestellt hatte.
    »Hallo, Miß, ich erinnere mich, Ihnen vor einigen Minuten erst begegnet zu sein. Sie trugen ein anderes Kostüm und eine andere Frisur. Wirklich. Ich täusche mich nicht«, sagte ich und ging auf sie zu.
    Phil riß Mund und Nase erstaunt auf. Ich hatte mir das Dreieck in ihrem Gesicht, Augen, Nase, Mund, genau eingeprägt und mich nicht durch die Dekoration ihrer Haare ablenken lassen.
    »Nein, Sir, ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, Sie heute oder jemals schon gesehen zu haben«, flüsterte sie.
    »Sie haben vor einer Stunde Mr. Handle einen Brief ausgeliefert.«
    Sie wurde weiß wie eine Kalkwand. Dann faßte sie sich und sagte: »Ja. Das habe ich. Aber ist es verboten, einen Brief im Aufträge seines Chefs auszutragen?«
    »Nein, keineswegs«, erwiderte ich, »wo ist Ihr Chef?«
    »Im Augenblick nicht im Hause«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    »Können wir Schriftmuster sehen? Wir möchten etwas bestellen«, sagte ich.
    Das Girl griff hinter sich in ein Regal und zog einige Mappen heraus.
    Ich schlug eine Mappe auf und überreichte Phil die zweite.
    Auf der ersten Seite fand ich die Schrift, die für den Erpresserbrief benutzt worden war. Ich fingerte das Schreiben aus meiner Brieftasche und legte es neben die Schriftprobe. Auch eine Setzmaschine hat ihre Eigenarten. Da sind beispielsweise einige Matrizen mehr ausgeschlagen, mehr abgenutzt als die anderen. Jede Setzmaschine liefert so ihr eigenes Schriftbild. Ich verglich einige Typen und stellte die Übereinstimmung fest.
    »Was wollen Sie aufgeben, eine Drucksache oder Briefformulare?« fragte das Girl schüchtern.
    »Danke, wir wählen uns erst die entsprechende Schrift aus«, sagte ich. Ich besaß eine Fotokopie von Hallingers »Zeitungsartikeln«. Diese Schrift begegnete mir auf der sechsten und siebten Seite.
    Ich beförderte die Kopie ans Tageslicht und verglich sie in aller Seelenruhe.
    »Es gibt wohl keinen Zweifel mehr«, sagte ich zu Phil. Mein Freund nickte.
    »Sie haben sich vorhin, als Sie den Brief überbrachten, an einem Verbrechen beteiligt«, sagte ich zu dem Girl, »noch weiß ich nicht, ob wissentlich oder nur als Handlanger Ihres Chefs. Wir sind FBI-Agenten. Mein Name ist Cotton, das ist mein Kollege Phil Decker. Miß, Sie werden uns einige Fragen beantworten.«
    Ich ließ meine FBI-Marke in die Handfläche gleiten und hielt sie dem Girl hin.
    Das Mädchen wurde wieder kreidebleich. Aber Sekunden später schoß ihr das Blut bis in die Haarspitzen.
    »Ich weiß von nichts, von keinem Verbrechen, Sie müssen es mir glauben, Mr. Cotton«, stammelte sie und sah mich aus himmelblauen Augen hilflos an.
    »Gut, wo ist Ihr Chef?« fragte ich ruhig.
    »Ich weiß es nicht. Er hat vor einer halben Stunde angerufen«, stotterte sie.
    »Hat er Ihnen den Brief nicht selbst ausgehändigt?« schoß Phil dazwischen.
    »Nein, der Brief ist…« sie verhaspelte sich und biß sich auf die Zunge. In diesem Augenblick vernahm ich ein Geräusch aus dem Raum, der hinter der Galerie lag. An der Tür hing ein Emailleschild mit dem Aufdruck »Druckerei«.
    Mit einer Flanke setzte ich über die niedrige Theke und stürmte zur Druckereitür. Ich stieß sie auf und sprang in den Raum. Dabei prallte ich mit einem Mann zusammen, der auf dem Weg zum Fenster war.
    Er war einen halben Kopf größer als ich und besaß einen Brustkorb wie ein Supermann in Tarzanfilmen.

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