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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinter sich das Portal wieder in ganz normaler Form, nur eben von der Innenseite. Zögernd streckte er die Axt aus und berührte die Tür. Er rechnete damit, daß sie sich abermals zu einem zuschnappenden Riesenrachen verformen würde - aber nichts geschah. Statt dessen ertönte das unheimliche Gelächter von neuem.
    Thar sah sich nach dem Ursprung der Laute um. Inmitten des Raumes, in welchen er geraten war, befand sich auf einem schwarzen Steinsockel ein etwa schweinsgroßer Schädel, dessen hervorstechendstes Merkmal ein gewaltiger Rachen war. Die Kiefer bewegten sich. Dieser Schädel war es, der lachte und sprach.
    Vorsichtig trat Thar näher. Der »Begrüßungsschädel« verstummte. Plötzlich schwang Thar die Axt und spaltete ihn in zwei Hälften, die von dem Steinsockel auf den Boden polterten. Thar betrachtete eine der Hälften genauer. Er erkannte, daß dieser große Schädel aus einem einzigen Knochenstück geschnitzt worden sein mußte. Wie er dabei die Kieferpartien hatte bewegen können, blieb Thar ein Rätsel.
    Der Krieger erhob sich wieder. Da sah er, wie ein Schatten, ohne daß er sich selbst bewegte, ihm zuwinkte und dabei Bewegungen machte, als gehe er in eine bestimmte Richtung. Das Winken wurde immer herrischer, auffordernder.
    Ein kalter Schauer lief über Thars Rücken. Zögernd setzte er sich in Bewegung. Vielleicht sollte er in eine Falle gelockt werden. Vielleicht aber rechnete der Fallensteller damit, daß Thar dieser Aufforderung deshalb nicht folgte, und darum war das der einzig sichere Weg…? Alles, was Thar in der Satansburg tat, konnte richtig oder falsch sein.
    Andererseits hatte er jetzt schon ein paar Kostproben von der Macht des Dunklen Meisters kennengelernt. Wenn der Dämon ihn umbringen wollte, hatte er dazu sicher bessere und einfachere Möglichkeiten, als Thar mit einem solchen magischen Aufwand in eine Falle zu locken. Also folgte der Krieger der Aufforderung seines Schattens. Er verließ den Eingangssaal und betrat einen riesigen Korridor, der statt mit Wandbemalungen mit Statuen geschmückt war, die allerlei befremdliche Kreaturen darstellten. Gewundene Hörner, mit Hornschuppen bedeckte Schwänze, aufgerissene Mäuler mit langen, spitzen Reißzähnen, krallenbewehrte Pranken an den vier und mehr Armen… Ausgeburten einer kranken Fantasie. Aber wer konnte schon begreifen, in welchen Bahnen ein Dämon dachte…?
    Thar ging ein paar Schritte in den Korridor hinein. Er rechnete damit, daß die Statuen plötzlich zum Leben erwachten, so wie der Schädel auf dem Steinsockel gelacht und gesprochen hatte. Doch statt dessen veränderte sich der Korridor selbst. Er teilte sich. Die eine Hälfte führte aufwärts, die andere nach unten.
    Der Schatten führte kein Eigenleben mehr. Thar mußte sich selbst entscheiden, welchen Weg er beschreiten sollte. Er überlegte nur kurz; es gab keine Burg, in der die Verliese nicht unten waren. Also mußte er die abwärts führende Korridorhälfte benutzen.
    Entschlossen setzte er sich in Bewegung. Er fieberte danach, Lyxa wiederzusehen.
    ***
    Der Explosionsdruck preßte den Dämon tief in seinen Thronsitz. Eine gewaltige Licht- und Hitzewelle breitete sich aus, tobte als heißes Inferno durch den Raum. Vergeblich versuchte der Dunkle Meister einen magischen Sperrschirm aufzubauen. Er schaffte es nicht; er hatte sich von der Auseinandersetzung mit Zamorra noch nicht wieder genügend erholen können. So mußte er das Glutinferno ungeschützt hinnehmen.
    Er fühlte sich geschwächt und verletzt. Taumelnd erhob er sich und sah sich um, als das magische Feuer erloschen war. »Geschenk«, murmelte er finster. »Überraschung… wirklich, das war eine. Diese Art von Geschenk war es also.« Er fragte sich, ob der koboldhafte Irrwisch selbst gewußt hatte, daß er seinen Botengang nicht überleben würde. Einem Dämon vom Range des Fürsten der Finsternis war es zuzutrauen, den Boten sehenden Auges in den Tod zu schicken.
    Aber schließlich spielte das jetzt keine Rolle mehr. Der Dämon betrachtete die Stelle, an der der Bote explodiert war. Nur ein tiefschwarzer Fleck auf dem Fußboden war zurückgeblieben. Ansonsten war nichts zerstört worden; nicht einmal leicht angebrannt. Die Warnung der Fürstin der Finsternis war unmißverständlich. Sie besaß die Macht, den Dunklen Meister zu bestrafen oder gar zu töten, wenn er ihrem Willen zuwiderhandelte. Er wußte nicht, auf welche Weise der Kobold eingedrungen war, und er besaß jetzt nicht die Kraft,

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