0466 - Gefangen in der Satansburg
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»Großartig. Es gibt doch noch Menschen, auf die man sich verlassen kann«, schmunzelte Zamorra und kam heran. »Wo sind die anderen?«
»Ted ist verschwunden. Die Frauen sind irgendwo hinter mir. Monica versucht Nicole zu wecken, die er niedergeschlagen hat.« Tendyke deutete auf Markham. »Aber sie ist nicht verletzt. Wen hast du da im Schlepptau?«
»Das ist Lyxa«, erklärte Zamorra, während er seine Habe wieder an sich nahm. »Sie kann aber mit unserer Sprache nichts anfangen und umgekehrt. Was ist mit Teds Kristall? Hat er ihn…«
»Ich habe ihn«, sagte Tendyke. Er lächelte das höchst spärlich bekleidete schwarzhaarige Mädchen an. »Warum schaust du mich plötzlich so mißtrauisch an, Zamorra? Glaubst du etwa, ich hätte Ted umgebracht und schwindelte dir jetzt nur etwas von seinem Verschwinden vor?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß du ihn haßt, weil er versucht hat, deinen Sohn zu töten. Aber du bist kein Mörder. Ich muß allerdings zugeben, daß mir diese Theorie eben ganz kurz durch den Kopf schoß. Nein, du würdest ihn nicht umbringen.«
Tendyke zuckte mit den Schultern. »Es wäre so etwas wie Leichenschändung, wenn ich mich derzeit an ihm vergriffe«, gestand er. »Er ist ja ohnehin mehr tot als lebendig. Aber wenn er wieder so ist wie früher, könnte es doch sein, daß ich mich mal mit ihm über bestimmte Dinge unterhalte… aber ich denke, daß wir jetzt Wichtigeres zu tun haben. Was ist mit dem Dämon?«
»Er ist ziemlich angeschlagen«, sagte Zamorra. »Aber er lebt, und er sinnt garantiert auf Rache. Wir sollten uns darauf einstellen, daß ein verwundetes Raubtier besonders gefährlich ist, und in genau diesem Zustand ist er derzeit.«
»Hast du eine ungefähre Vorstellung, wo wir ihn finden können?«
»Ich war mit dem Amulett hinter Markham her, weil ich erst einmal euch finden wollte«, sagte Zamorra. »Der Dämon hat offenbar eine Möglichkeit, durch Wände zu gehen und Strecken abzukürzen. Zumindest ist er auf einem anderen Weg vor mir zurückgewichen als durch die Tür, die der Doc benutzte. Deshalb kann er jetzt überall sein.«
»Kannst du nicht versuchen, ihn mit dem Amulett anzupeilen?« fragte Tendyke.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich hätte es längst getan, wenn es ginge«, sagte er. »Aber da habe ich noch nicht den richtigen Dreh gefunden. Entweder ist Merlins Stern dazu nicht in der Lage, oder ich kenne den Trick nicht. Nach all den Jahren weiß ich immer noch kaum etwas über das Amulett, und Merlin schweigt sich bekanntlich aus wie eine Auster.«
»Also keine dämonische Ausstrahlung zu spüren? Ich kann mich erinnern, daß du sie früher aufspüren konntest.«
»Wenn sie sich in erreichbarer Nähe befand. Der Dämon muß aber außerhalb meiner Reichweite sein. Vergiß auch nicht, daß mit dem Amulett seit Teds unglückseligem Dhyarra-Wurf etwas nicht mehr ganz in Ordnung ist. Es reagiert weniger spontan und irgendwie zäher, schwerfälliger. Es muß von dem Energieschock betroffen worden sein.«
»Ein Grund mehr, Ewigk die Löffel langzuziehen«, knurrte Tendyke verdrossen. »Dieser Unglücksrabe hat mehr Schaden angerichtet, als er in seinem ganzen Leben an Nutzen erwirtschaftet hat.«
»Einspruch«, sagte Zamorra. »Du bist ungerecht. Verurteile nicht im blinden Zorn. Gut, er hat versucht, deinen Sohn zu töten. Aber er war überzeugt, daß das die einzige Möglichkeit war, eine von Julian ausgehende gewaltige Gefahr zu beseitigen. Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, aber er hörte nicht auf mich, schaltete auf stur. Nebenbei - da kenne ich noch ein paar Leute, die einfach nicht mehr auf mich hören wollen.«
Die Anspielung war deutlich. Aber Tendyke ging nicht darauf ein. Der Konflikt war seit langem bekannt. Angefangen hatte es damit, daß Zamorra und Nicole die einzigen waren, die von Asmodis' Seitenwechsel überzeugt waren. Alle anderen Mitglieder der Dämonenjägercrew warnten und waren sicher, daß er eines Tages wieder als Dämon in die Hölle zurückkehren würde. Als Julian sich zum Fürsten der Finsternis ernannte, hatten die Meinungsunterschiede sich verstärkt, aber zum offenen Zwist war es gekommen, als der Zeit-Zauberer mit Don Cristofero, einem von Zamorras Vorfahren aus der spanischen Linie, in der Gegenwart auftauchte.
»Müssen wir das jetzt wirklich hier ausdiskutieren?« fragte Zamorra. Er warf einen nachdenklichen Blick auf die abseits stehende Schwarzhaarige. »Vielleicht
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