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0466 - Gefangen in der Satansburg

0466 - Gefangen in der Satansburg

Titel: 0466 - Gefangen in der Satansburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht schnell genug reagieren können, und auch das Amulett war durch die Zeit-Schau gehandicapt.
    Aber diese teuflische Pechsträhne mußte doch einmal wieder ein Ende finden…
    ***
    Ein energisches Klopfen an der Zimmertür ließ Uschi Peters zusammenzucken. »Wer ist da?« fragte sie zögernd.
    »Iko Annoauk«, vernahm sie eine ihr nicht ganz fremde Stimme, die sie im ersten Moment dennoch nicht einordnen konnte. »Ich muß mit Ihnen reden. Öffnen Sie.«
    Da erinnerte sie sich daran, wo sie diese Stimme schon einmal gehört hatte - vorhin in der Gaststube. Der Polizist, der ihr die unvermeidbaren, unangenehmen Fragen gestellt hatte, hieß also Annoauk.
    Sie überlegte, ob sie ihn abwimmeln sollte. Aber das schob den Konflikt nur hinaus, löste ihn nicht. Irgendwann würde sie mit dem Polizisten reden müssen, ob sie wollte oder nicht. Zamorra würde kaum rechtzeitig hier auftauchen, falls Raffael Bois überhaupt eine Möglichkeit fand, sich zwischenzeitlich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Sie ging zur Tür und öffnete sie. Der breitgesichtige Eskimo-Abkömmling lächelte unverbindlich und trat ein. Unaufgefordert nahm er auf einem der Stühle Platz. »Geräumig haben Sie es hier, Miß Peters«, sagte er. »Wie ich hörte, haben Mister Tendyke, Sie und Ihre Schwester die ganze Etage gemietet.«
    »Was sich so ›ganze Etage‹ nennt«, wehrte Uschi ab.
    »Wie haben Sie es gemacht?« fragte der Polizist unvermittelt.
    »Was? Diese Zimmer zu mieten? Was soll das, Officer?«
    »Das meine ich nicht«, sagte er gemütlich. »Mich interessiert, wie Sie die Morde begangen haben.«
    »Morde? Haben Sie den Verstand verloren?« fuhr Uschi auf. Eiskalt lief es ihr über den Rücken. »Sie…«
    Er lächelte. »Warum regen Sie sich so auf? Weil Sie schuldig sind? Ich hatte gehofft, Sie würden spöttisch lachen. Aber Ihre Reaktion verrät Sie. Leider ist das kein Beweis, den eine Jury akzeptiert, wenn ich Sie vor Gericht bringe. Miß Peters, machen Sie es mir leicht. Ich finde die Wahrheit ja doch heraus, aber ich habe keine große Lust, mich noch stunden- und tagelang draußen in der Kälte herumtreiben zu müssen. Und das nur, um Spuren zu sichern und Beweise zu sammeln. Also, bitte…«
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte Uschi. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich will von Ihnen wissen, wie Sie das Skelett aus diesem Gummitoten entfernt haben, den wir in Mister Tendykes Zimmer fanden. Er war eindeutig ein Mensch und keine künstliche Figur, aber sein Skelett fehlte. Wie ist das möglich? Sie wissen etwas darüber, das sehe ich Ihnen an. Woher kommt der seltsame Staub? Und warum reißen Ihre Spuren draußen in der Schnee-Wildnis an einer bestimmten Stelle ab?«
    »Sie waren draußen?«
    Er nickte.
    »Sie haben den Motorschlitten vorher gestoppt. Drei Fußspuren führen hin, nur zwei zurück, aber eine der beiden zurückführenden Spuren ist alt und geht bis Quinhagak; Ihre dagegen nur wieder bis zum Schlitten. Daraus schließe ich folgendes.« Er hob die Faust und streckte einen Finger aus.
    »Erstens: Jemand ist dort aus dem Nichts aufgetaucht. Vielleicht der etwas vorsintflutlich gekleidete Greis, den wir ohne Skelett hier gefunden haben? Und statt dessen sind zwei Menschen im Nichts verschwunden, nämlich Mister Tendyke und Ihre Schwester.« Jetzt hatte er den zweiten Finger hochgereckt.
    »Und daraus schließen Sie, ich hätte sie ermordet?«
    »Wenn Sie es nicht waren, wer dann?«
    »Woher wollen Sie überhaupt wissen, daß es Morde waren?« Langsam gewann sie ihre Sicherheit zurück. Im ersten Moment hatte Annoauk sie überrumpelt, aber inzwischen hatte sie etwas Zeit gehabt, ihre Lage zu überdenken. Sie war kritisch, aber sie glaubte nicht mehr daran, daß Annoauk ihr wirklich etwas anhängen konnte. Denn sonst hätte er sie sofort festgenommen, statt sich erst in ihrem Zimmer mit ihr zu unterhalten.
    »Sagen Sie mir, was es statt dessen ist«, erwiderte er lächelnd. »Verraten Sie mir, was hinter diesen seltsamen Geschehnissen steckt. Niemand kann ein Skelett aus einem menschlichen Körper so einfach entfernen. Niemand kann einfach aus heiterem Himmel mitten in einer Schneewüste auftauchen. Und niemand kann einfach darin verschwinden.«
    Uschi schüttelte den Kopf. »Haben Sie schon einmal daran gedacht, daß ein Hubschrauber die Leute geholt beziehungsweise abgesetzt haben könnte?«
    »Dann sähe der Schnee anders aus«, sagte Annoauk. »Der Sog der Rotorblätter reißt Schneepartikel hoch und verändert die

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