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0467 - Der Kristall der Macht

0467 - Der Kristall der Macht

Titel: 0467 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gehockt hatte, war leer. Julian hatte nicht mitbekommen, wie der Lama gegangen war! Und das trotz seines gewaltigen magischen Potentials!
    Er erhob sich wieder und starrte den leeren Platz an.
    Zwei andere Mönche kamen herein. Es waren dieselben, die ihn zum Lama geleitet hatten, als er Einlaß im Kloster begehrte. Nun kamen sie, um ihn wieder hinaus zu geleiten. Er wußte es, ohne daß sie etwas sagten.
    Sie lächelten freundlich.
    Julian verstand die heitere Gelassenheit nicht, die von den beiden Mönchen ausging. Er war der Ansicht, in einem Kloster mit seinen strengen Regeln und seiner Religiosität müsse es ernst zugehen. Doch er hörte munteres Reden und Lachen aus der Ferne. Und seine beiden Begleiter bewegten sich zwar äußerst würdevoll, doch in ihrem Ernst lag dennoch eine tiefe Heiterkeit. Sie kam aus dem Grund ihrer Seele und aus einem erfüllten Leben voller Entsagen, aber auch voller Zufriedenheit.
    Er trat durch das große, kunstvoll verzierte Tor nach draußen. Niemand schloß es hinter ihm, um ihn daran zu hindern, wieder einzudringen. Dennoch konnte er es einfach nicht.
    Lerne Geduld, lerne langsamer zu leben. Du bist ein Egoist. Und darüber ignorierst du deine Verantwortung. Die Worte des alten Mannes brannten in ihm wie verzehrendes Feuer.
    Verantwortung!
    Im ersten Moment hatte er geglaubt, der Lama meine die Verantwortung, die Julian erst vor kurzem von sich gestoßen hatte. Seine Verantwortung als Herr über die Dämonenwelt.
    Aber das stimmte nicht. Plötzlich kam ihm die Erkenntnis, als er am Bergmassiv hinauf blickte. Einige hundert Meter weiter oben begann die Schneegrenze. Dort funkelte die eiskalte weiße Pracht. Und dort befand sich auch die Wohnhöhle, die Julian aufgesucht hatte. Zusammen mit Angelique Cascal war er hierher gekommen, in dieses ferne Land. Niemand wußte, daß sie beide hier waren. Angelique hatte ihn begleitet, ohne zu fragen. Zwischen ihnen existierte ein unsichtbares Band, das sie zueinander hinzog. War es Liebe? Julian konnte es nicht sagen. Was ist Liebe? Er hatte gehofft, es zu lernen. Doch der Lama hatte ihn abgewiesen.
    … ignorierst du deine Verantwortung.
    Ja, er hatte sie ignoriert. Er war ein Egoist! Er hatte Angelique mit ins selbstgewählte Exil am Ende der Welt genommen, aber dann war er hinabgestiegen zum Kloster, und Angelique war oben in der Höhle zurückgeblieben. Dort ließ es sich zwar leben, aber - sie war dort allein.
    »Ich wollte ja bald zu ihr zurückkehren«, murmelte Julian, und im gleichen Moment wurde ihm klar, daß er sich selbst betrog. Der Alte hatte recht. Julian lebte geistig zu schnell. Er war zu ungeduldig. Bald zurückkehren? Wenn er wirklich im Kloster aufgenommen worden wäre, es hätte ein Jahr oder länger gebraucht, bis er es zum ersten Mal wieder hätte verlassen können. Und in der Zwischenzeit wäre Angelique in der Wohnhöhle allein gewesen. Auf sich selbst angewiesen, ohne Möglichkeit, für ihr Überleben zu sorgen, ohne Möglichkeit, in ihre Heimat zurückzukehren, die im fernen Amerika lag. Man hätte ihr nicht einmal gestattet, Julian zu besuchen.
    Und der Alte hatte das gewußt .
    Deshalb hatte er von Julians Verantwortung gesprochen. Verantwortung für das Mädchen, in dessen Schicksal Julian eingegriffen hatte, indem er Angelique mit sich hierher in die Einsamkeit der tibetischen Bergwelt holte. Fernab jeglicher Zivilisation.
    Julian ahnte, daß es nicht seine Bestimmung war, wie ein normaler Mensch zu leben. Er wollte aber auch nicht glauben, daß er zum Herrscher über das Dämonenreich geboren war. Wer war er wirklich? Weshalb existierte er? Was war das Außergewöhnliche seiner Bestimmung? Er hatte gehofft, hier im Kloster, mit Hilfe und unter Anleitung der Mönche, eine Antwort zu finden.
    Aber jetzt wußte er, daß man ihm diese Antwort nicht auf einem Silbertablett präsentieren würde. Er mußte sie selbst finden. Er mußte den Weg suchen, der sie ihn finden ließ.
    Und er war noch weit davon entfernt.
    Der Lama hatte ihm nur den Schatten des Wegweisers gezeigt.
    Aber Julian hatte die erste seiner Lektionen gelernt.
    Verantwortung…
    Und der Mann, der noch vor kurzem zu den mächtigsten Geschöpfen des Kosmos gezählt hatte, stieg jetzt mit gesenktem Kopf zu den schneebedeckten Höhen hinauf. Er, der einen fremden, verschlüsselten Dhyarra-Kristall 13. Ordnung hatte berühren können, ohne den geringsten Schaden zu erleiden, fühlte sich jetzt verletzlich wie nie zuvor.
    Doch je höher er stieg,

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