Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
zwei Stunden…«
    »Drei«, verbesserte er sie. »Du bist eingeschlafen.«
    »Unmöglich. Ich bin doch…« Und da sah sie die zertrümmerten Schalenreste der Figur. Sie stieß einen leisen Schrei aus. »Was ist denn das? Was ist passiert?«
    »Das wollte ich gerade von dir wissen«, gab er zurück. Mit der Faust schlug er in die andere Handfläche. »Verflixt, ich hab's gewußt , daß etwas passieren würde, aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet und schon gar nicht, daß die Wache einschläft. Da hätten wir uns den Aufwand auch ruhig ersparen können…«
    »Aber ich war doch nicht müde, ich… Zamorra, ich habe mich doch eben sogar noch kurz mit Ted unterhalten! Er kam herunter, weil er schlecht geträumt hatte…«
    »Ted schläft«, stellte Zamorra fest, der vom Gästezimmer aus an Teds Schlafraum vorbeigekommen und durch die Tür dessen Schnarchen gehört hatte. »Und zwar so fest, daß er nicht erst vor ein paar Minuten hier unten gewesen sein kann. Möchtest du auch noch einen Blick auf die Uhr werfen? Daß ich dich geweckt habe, daran kannst du dich auch nicht erinnern?«
    »Du standest plötzlich neben mir«, behauptete Carlotta, »und ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie du ins Zimmer gekommen bist - und erst recht nicht, wie das hier passieren konnte!«
    Zamorra nickte mit zusammengepreßten Lippen. Er kauerte sich neben den Holzresten nieder und betrachtete sie eingehend. Die Figur war also innen hohl gewesen; das erklärte, weshalb sie so leicht war. Aber das war nicht alles.
    So, wie die Hülle aussah, war sie von innen nach außen zerstört worden. Die Art, in der einige gesplitterte Holzfasern gebogen waren, wies eindeutig darauf hin. Demzufolge mußte etwas in der Hülle gesteckt haben, die Zamorra an Schokoladenfiguren erinnerte, nur befand sich in denen nichts anderes als Luft.
    Carlotta spielte ihre Ahnungslosigkeit nicht nur. Sie hatte tatsächlich von dem Vorgang nichts mitbekommen, der immerhin nicht ganz geräuschlos vonstattengegangen sein konnte, denn so lautlos ließ sich Holz nicht zerbrechen, daß man nichts davon mitbekam. Sie hatte also tatsächlich tief und fest geschlafen - unnormal tief!
    Hatte jemand sie in Tiefschlaf versetzt?
    Wer war dieser Jemand, der in der Holzfigur gesteckt haben mußte und jetzt einen Ausbruchsversuch hinter sich gebracht hatte? Und, was noch wichtiger war: Wo befand er sich jetzt?
    Merlins Stern zeigte immer noch keine schwarzmagische Bedrohung an!
    Zamorra gab dem Amulett den konzentrierten Gedankenbefehl, ihm Vergangenheitsbilder zu zeigen. Fast augenblicklich veränderte sich das Aussehen der Silberscheibe. Aus dem in der Mitte befindlichen stilisierten Drudenfuß wurde eine Art Miniatur-Bildschirm. Er zeigte die unmittelbare Umgebung der Holzreste. Die Szene stellte sich wie in einem rückwärts laufenden Film dar. Diese Zeitschau, von Zamorra gesteuert, kostete den Meister des übersinnlichen nicht besonders viel Kraft, weil er nur bis maximal eine Stunde in die Vergangenheit zu gehen brauchte; davor hatte Carlotta ihrer leicht zu überprüfenden Aussage nach mit Ted Ewigk gesprochen. Größerer Kraftanstrengung bedurfte es erst, wenn die im Zeitraffertempo ablaufende Rückschau sich über größere Zeiträume von vielen Stunden erstreckte.
    Plötzlich war da ein wesenloser Schemen!
    Zamorra versuchte, das Bild wieder klarer werden zu lassen, aber so sehr er sich auch anstrengte, es gelang ihm nicht. Dazu schien sich plötzlich die Chronologie zu verschieben; die Zeit lief nicht mehr gleichmäßig schnell ab, so daß Zamorra beim besten Willen nicht sagen konnte, wie lange dieser Vorgang gedauert hatte. Auch in der Wiederholung wurde das Bild nicht klarer und eindeutiger. Da war nur dieser Schemen, der sich auf eine eigenartige, gespenstische Weise bewegte und in dem Holz gesteckt haben mußte.
    Zamorra folgte ihm.
    Genauer gesagt, er versuchte es. Aber schon nach kurzer Zeit verlor er die Spur wieder. Das war an der Straße. Schon auf dem Weg über die Grundstückszufahrt war der Schemen zu einem nebelhaften, sich ständig auflösenden Etwas geworden, das mit der Umgebung mehr und mehr zu verschwimmen begann.
    An der Straße selbst war dann nichts mehr zu erkennen…
    Zamorra fragte sich, was er da für ein Wesen gesehen hatte. Es konnte kein Dämon sein, denn sonst hätte das Amulett ganz anders darauf reagiert. Selbst wenn ein Dämon versuchte, sich mental abzuschirmen, verriet ihn doch immer seine schwarzmagische Aura.
    Ganz

Weitere Kostenlose Bücher