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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihm, was er nicht verstand, aber er glaubte sie mit Merlins Stimme reden zu hören. Dann verblaßte ihre Erscheinung wieder.
    Ted schreckte hoch. Ein kurzer Pfiff schaltete die Zimmerbeleuchtung ein, die allmählich hochgedimmt wurde. Der Reporter sah sich verwirrt um. Er war allein im Zimmer. Aber in jeder Einzelheit erinnerte er sich an seinen Traum von Sara Moon. Die Bilder waren so deutlich, als habe sie leibhaftig neben ihm am Bett gestanden, umgeben von medizinischen Geräten.
    »Unmöglich«, murmelte der Reporter. »Sie kann nicht wirklich hier gewesen sein. Sie besitzt ihren Machtkristall nicht mehr. Sie ist keine ERHABENE mehr. Und sie befindet sich an der Seite ihres Vaters in Merlins Burg - frei von Schwarzer Magie.«
    So sagte es ihm sein Wissen, das nicht verhindern konnte, daß sein Unterbewußtsein nach wie vor eine starke Abneigung gegen Sara hegte. Zu lange hatte die Todfeindschaft bestanden, die von ihrer Seite ausging und Ted zwang, sich zu verstecken und zu verteidigen.
    Aber warum hatte er sie jetzt in seinem Traum mit Merlins Stimme in einer ihm unbekannten Sprache etwas fragen gehört?
    Er erhob sich und ging durchs Haus. Im Wohnzimmer fand er Carlotta, die müde vor einer abstoßend häßlichen Holzfigur kauerte. »Wo sind die anderen?« erkundigte er sich.
    »Schlafen.«
    »Und wo kommt das Ding da her?« wollte er wissen.
    Carlotta erzählte ihm in ein paar Stichworten, was er wissen mußte. Er küßte sie und wandte sich dann schulterzuckend ab. »Ich glaube nicht, daß Schwarze Magie in der Figur steckt«, sagte er. »Dann wäre sie nicht durch die Abschirmung gelangt, die das Haus und das Grundstück umgibt. Ich denke, ihr verschwendet eure Zeit mit einer falschen Spur.«
    Er zog sich wieder zurück. Er war müde; in etwas wacherem Zustand hätte er vielleicht gewartet, bis Zamorra seine Wache antrat, um sich mit ihm ein wenig über den merkwürdigen Traum zu unterhalten, der fast ein Alptraum war. Aber das hatte auch noch Zeit bis morgen, und Ted war sicher, die Einzelheiten dieses Traums nicht zu vergessen. Dafür hatte sich Sara, die mit Merlins Stimme sprach, zu sehr in seine Erinnerung eingeprägt.
    Er ließ sich wieder ins Bett sinken und war fast augenblicklich eingeschlafen.
    Der seltsame Traum kehrte nicht zurück.
    ***
    Carlotta preßte die Lippen zusammen. Sie hatte sich mühsam beherrschen müssen, um Ted nicht ins Gesicht zu sagen, daß er sie störte. Sie fühlte sich von dem hölzernen Götzen immer stärker angezogen. Auf der einen Seite verabscheute sie seine Häßlichkeit, auf der anderen aber spielte sie mit dem Gedanken, Nicole diese Figur abzuschwatzen, und rechnete sich dabei auch gute Chancen aus, weil ja zumindest Zamorra dagegen war. Bei ihr würde der Besitz der Skulptur kein besonderes Hindernis sein; sie besaß nach wie vor ihre eigene Wohnung in der Innenstadt, wo sie den Götzen aufstellen konnte. Diese Wohnung war ein Teil Selbständigkeit das sie sich trotz ihrer Liebe zu dem Reporter aus Deutschland bewahren wollte. Und in diesem Fall konnte ihr das durchaus nutzen.
    Immer wieder betrachtete sie die Figur, nahm sie auch trotz der Warnungen, wegen möglicher magischer Aufladungen Vorsicht walten zu lassen, in die Hand und wunderte sich darüber, wie leicht das Maya-Kunstwerk war.
    Und plötzlich war sie eingeschlafen, ohne ihre eigene Müdigkeit bemerkt zu haben…
    ***
    Der Kraftfluß war ergiebiger gewesen, als Xotopetl es sich erhofft hatte. Die Lebensspenderin, derer er sich diesmal bedient hatte, war dermaßen voller jugendlicher Stärke gewesen, daß es fast für zwei reichte. Ein Glücksfall für den Weitgereisten, der allmählich zu glauben begann, daß seine lange, erzwungene Odyssee sich ihrem ersehnten Ende und damit der Rückkehr in die Heimat näherte!
    Er war jetzt sehr stark. Stark genug für den Versuch, seine Hülle aufzusprengen.
    Er konzentrierte sich auf die Lebensspenderin in seiner Nähe, die er auch in seine engere künftige Wahl gezogen und dergestalt beeinflußt hatte, daß sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Jetzt sandte er ihr Schlaf. Sie brauchte nicht mitzubekommen, was geschah.
    Der Bann brach. Die Kraft der Konzentration reichte jetzt aus.
    Das Holz knackte.
    Risse bildeten sich, wurden größer. Die Figur zitterte. Plötzlich brach ein Stück der Kopfverschalung ab, legte ein Gesicht frei.
    Unglaublich lange, scharfe Zähne wurden sichtbar, und tückisch funkelnde Augen. Der Weitgereiste verstärkte seine Anstrengungen noch

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