0469 - Bumerang mit langen Wimpern
machen. Trotzdem würde ich den Namen gern einmal von Ihnen erfahren.«
»Es war Gerrit«, sagte Fordham.
»Sie befolgen eine schlechte Taktik«, assistierte ich ihm. »Mit ein paar sorgfältig ausgewählten Wahrheiten versuchen Sie von der wichtigen Tatsache abzulenken, daß Sie der eigentliche Drahtzieher waren.«
»Aber es war tatsächlich Gerrit«, sagte Fordham, der mich nicht verstand. Angst trübt stets die Denkfähigkeit. »Als er Sie in Tuckers Kneipe sah, reagierte er panikartig. Er wußte, daß Sie ihm und Danny auf den Fersen waren. Er wollte Sie umbringen, noch ehe Sie etwas über ihn und Danny in Erfahrung bringen konnten. Der Zufall wollte es, daß er dabei Dave Tucker umbrachte.«
»Okay«, sagte ich. »Was Gerrit tat, geht nicht zu Ihren Lasten. Nicht direkt jedenfalls. Sie wissen, wie das zü verstehen ist. Ohne Ihre Vorarbeit wäre dieses Verbrechen gar nicht möglich gewesen, es war eine Folgeerscheinung, ein Glied in der Kette.«
»Sie können mir eine Menge vor werfen«, meinte Fordham schweratmend. »Sie können zum Beispiel mit Recht sagen, daß ich fahrlässig und leichtsinnig handelte, als ich auf Howard Rogers’ Vorschlag einging. Sie müssen sich in meine Lage versetzen. Ich fand seine Idee irgendwie originell, mitreißend. Ich habe ein Faible iür Leute mit Phantasie. Ich wollte sehen, inwieweit sich die Sache verwirklichen ließ. Ich weiß, daß ich dabei den einen oder anderen Paragraphen verletzte… aber es war nicht meine Absicht, ein Verbrechen zu begehen. Sie können das Ganze drehen und wenden wie Sie wollen… einen Mord können Sie mir nicht in die Schuhe schieben.«
»Ich bin kein Anwalt«, sagte ich. »Es ist Sache der Justiz, Ihre Rolle auszuleuchten und die Anklagen in konkrete Paragraphen aufzuteilen. Sie dürfen jedoch versichert sein, daß Ihre Unschuldsbeteuerungen dabei wenig Gewicht haben werden. Sie zeichnen für Janets Entführung verantwortlich…«
»Aber es war doch gar keine Entführung«, setzte sich Fordham zur Wehr. »Es war ein‘Bluff, der auf Vorschlag und mit voller Billigung des Vaters geschah!«
»Janet ist einundzwanzig. Ihre Entführer sind im strafrechtlichen Sinne voll verantwortlich. Das würde auch für Rogers gelten, wenn er noch lebte.«
Fordham ballte die Fäuste. Seine Augen glitzerten kalt und haßerfüllt. »Ihnen geht es gar nicht um Janet«, stieß er hervor. »Ihnen geht es weder um Rogers noch um die anderen, die bei der Geschichte ins Gras beißen mußten. Ihnen geht es allein um mich, nicht wahr? Sie wollen mich aufs Kreuz legen. Sie wollen endlich schaffen, was schon hundert andere vor Ihnen versucht haben.«
»Wir haben es schon geschafft«, sagte Phil ruhig.
Fordhams Hand zuckte hoch. Er griff in seinen Anzug und riß eine Pistole aus der Schulterhalfter. »Sie sollten nicht zu früh triumphieren«, stieß er hervor. »Los, nehmen Sie Ihre verdammten Polypenkrallen hoch!«
Phil und ich rührten uns nicht. »Wir sind nicht allein gekommen«, sagte ich.
»Es wäre gut, wenn Sie sich das vor Augen halten würden.«
»Ich verstehe zu kämpfen«, sagte er. »Ich war schon immer ein Kämpfer! Wenn es sein muß, schieße ich mir den Weg in die Freiheit! Sie werden mich nicht dabei aufhalten, meine Herren. Also hoch mit den Greifern, sonst bekommt meine Automatik das große Gespucke.«
Ich sah die Panik in seinen Augen und wußte, daß er zu allem fähig sein würde.
Ich ging auf ihn zu, ohne Eile, mit ausgestr.eckter Hand. Gleichzeitig versuchte ich seinen flackernden Blick zu bannen. »Sie sagten, daß wir Ihnen keinen Mord in die Schuhe schieben können«, erklärte ich so ruhig, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. »Wenn Sie glauben, diesen Punkt mit Hilfe eines guten Verteidigers durchpauken zu können, sollten Sie Ihre Aussichten nicht durch eine idiotische Kurzschlußreaktion gefährden!«
Ich sah, wie sich sein Finger am Abzug krümmte und den Druckpunkt erreichte.
Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, die größte und gefährlichste Fehlentscheidung meines Lebens getroffen zu haben. Aber dann war ganz plötzlich alles vorüber.
Fordham ließ die Arme sinken. Die Pistole entfiel seinen Fingern. »Okay«, sagte er mit heiserer, kaum verständlicher Stimme. »Sie haben gewonnen. Lassen Sie uns gehen. Ein Kampf ohne echte Erfolgschance ist sinnlos.«
Ich hob die Pistole auf und entnahm ihr das Magazin. »Ich wünschte, Sie hätten das schon früher begriffen.«
Er zuckte die Schultern.
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