0469 - Bumerang mit langen Wimpern
vorkam.«
»Einfach so, ohne weitere Forderungen zu stellen?« fragte Maureen.
»Womit hätte er sie denn noch begründen sollen?«
»Chuck hat mich angerufen. Er sagte mir, daß er zu Ihnen gehen würde. Er sagte mir auch, daß Sie Dennis getötet hätten.«
»Ich verstehe. Er sagte Ihnen, was er gesehen zu haben glaubte und was er vorhatte. Er hat sich nicht wieder bei Ihnen gemeldet, und nun glauben Sie, ihm könnte etwas zugestoßen sein. So ist es doch, nicht wahr?«
»Ja, so ist es.«
»Sie machen sich völlig überflüssige Sorgen um ihn«, meinte Rogers. »Er schämt sich. Er weiß, daß er sich blamiert hat, und deswegen meldet er sich nicht bei Ihnen.«
»Eine Frage«, murmelte Maureen und trat zwei Schritte auf ihn zu. Dann blieb sie wieder stehen. »Warum haben Sie keine Anzeige gegen ihn erstattet?«
»Ich wollte ihm keine Schwierigkeiten machen. Ich weiß, daß er in der Patsche sitzt. Einige Polizisten sind davon überzeugt, daß er es war, der Westmore tötete. Schließlich deuten alle Anzeichen darauf hin. Er war zu der fraglichen Zeit im Haus, er hatte ein sehr plausibles Motiv, und er befindet sich momentan auf der Flucht.«
»Deshalb wollten Sie Chuck schonen?« fragte Maureen höhnisch. »Nur deshalb?«
Rogers räusperte sich und versuchte zu lächeln. Es gelang ihm nur unvollkommen. Das Lächeln erstarrte zu einer Grimasse der Beklemmung. »Natürlich gibt es noch einige andere Gründe«, gab er zu. »Die Wahl steht vor der Tür. Es wäre für mich nicht sehr gut, wenn die Geschichte in der Presse hochgespielt würde.« Er zuckte die Schultern. »Diese Art von Publicity ist sehr schädlich. Es gibt immer ein paar Leute, die mit abgegriffenen Schlagworten bei der Hand sind. Ich möchte mir nicht anhören müssen, daß dort, wo Rauch ist, auch Feuer sein muß. Sie wissen schon, was ich meine!«
»Ja. Sie haben einfach Angst, daß auf diese Weise die Wahrheit ans Tageslicht kommen könnte. Chuck wollte Sie erpressen. Das war ein schweres Verbrechen, nicht wahr?«
Rogers lächelte dünn. »Ach, wissen Sie, er ist verzweifelt. Man legt ihm einen Mord zur Last, den er angeblich nicht begangen hat. Er muß untertauchen. Dafür braucht man Geld. Er hoffte, es von mir bekommen zu können.«
»Ein schöner Gouverneurskandidat sind Sie!« sagte Maureen spöttisch. »Recht und Gesetz bedeuten Ihnen gar nichts. Nicht mehr als das Schwarze unter dem Nagel! Aber ich fühle, daß Sie mich belügen.«
Rogers wollte etwas sagen, aber er sah, wie die Frau die Waffe hob, nur um wenige Millimeter. Ihr Finger näherte sich dem Druckpunkt.
Rogers wußte plötzlich, daß die Frau es ernst meinte. Er gab sich einen Ruck und stürmte auf sie zu, um ihr die Pistole zu entreißen.
Irgend etwas stoppte ihn.
Aus der Waffe lösten sich zwei winzige gelbrote Blitze. Es war, als bekäme er zwei Schläge vor die Brust. Es waren keine heftigen Schläge, sie taten nicht einmal weh, aber ihre Wirkung war verblüffend.
Rogers merkte, wie seine Knie einknickten. Er griff wie haltsuchend in die Luft, dann brach er zusammen.
Er lag mit weitaufgerissenen Augen auf dem Teppich und kämpfte um Luft. Das Atmen wurde immer schwieriger, und in seinem Mund war ein fremder, salziger Geschmack.
Blut.
Da wußte er, daß alles aus war. Er dachte an Janet. Er hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, sie bei sich zu haben und sie um Verzeihung zu bitten. Aber Janet war nicht da!
***
Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Lieferwagen. Ich vermutete jedenfalls, daß es einer war. Ich merkte, daß wir fuhren. Ich hörte Motorengeräusch und Verkehrslärm, aber ich konnte nichts sehen. Um mich herum war es stockdunkel. Mein Schädel brummte wie ein Musikkreisel.
Ich war gefesselt und geknebelt. Ich fragte mich, was aus Phil geworden sein mochte. Ob er uns folgte, um zu sehen, wohin mich die Burschen brachten?
Ich wälzte mich über den harten, schmutzigen Wagenboden. Ich wollte feststellen, wie groß mein rollendes Gefängnis war. Dabei stieß mein Körper gegen etwas Warmes, Weiches. Ein Mensch, kein Zweifel, gefesselt und geknebelt wie ich.
Ich merkte, wie Enttäuschung in mir hochkroch. Ich war sicher, daß Phil neben mir lag. Sie hatten ihn also gegriffen. Wir waren wieder einmal eine Aktionsgemeinschaft, aber nicht so, wie sie unseren Vorstellungen entsprach.
Die Fahrt dauerte ziemlich lange. Es war schwer, die Zeit abzuschätzen. Ich bemühte mich, mir gewisse Details der Fahrt einzuprägen. Da war das Stoßen
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