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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Motor lief noch. Tendyke fuhr den Pajero etwas zurück, um Anlauf zu bekommen, dann kam der Vorwärtsgang und der Tritt aufs Gaspedal. Der Wagen besaß wie die vier anderen ringsum angeschweißte Eisenrohre als Rammschutz und Absicherung gegen von der Seite niederstürzende Bäume. Nach vorn war der »Kuhfänger« besonders stabil gefertigt. Damit ließ sich so einiges beiseitedrücken, solange Motorkraft und Traktion reichten.
    Tendyke fuhr den Wagen in das Unterholz hinein. Es leistete zähen Widerstand, aber der Wagen arbeitete sich Meter für Meter vorwärts.
    Tendyke wußte, daß er damit eine Menge Treibstoff verpulverte. Aber das war es ihm wert. Wenn sie erst mal am Ziel waren, konnte man über die Straße, die ohnehin ständig freigehalten werden mußte, jederzeit Nachschub holen. Was also sollte es noch?
    Einige Male fuhr er sich fest, mußte neu ansetzen. Aber das ging immer noch leichter, als wenn sich die Männer weiter hätten körperlich anstrengen müssen. Als Tendyke einmal einen Blick aus dem Türfenster nach draußen warf, sah er, daß die anderen Fahrzeuge ihm langsam folgten. Jetzt ging es sogar noch schneller vorwärts.
    Plötzlich waren sie durch. Sie befanden sich in einer Art Steppenlandschaft, die sich über eine Strecke von vielleicht drei Kilometern erstreckte und zu einer ovalen Lichtung mitten im Regenwald ausdehnte. Tendyke ließ den Wagen noch gut zweihundert Meter weiter rollen und stoppte dann.
    Er stieg aus.
    »Es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir hier nicht fündig würden«, sagte er.
    ***
    Azarro hatte jetzt, da er zuletzt zu den »Schneisenarbeitern« gehört hatte, Freischicht. Während die anderen die Zelte aufschlugen - zum ersten Mal nicht unter dem Blätterdach in langer Reihe auf dem erarbeiteten Pfad, sondern unter freiem Himmel und dort, wo gerade genug Platz war - schlich der Indio herum wie das personifizierte Unbehagen. Als Tendyke ihm ein breites »Ich-habe-dich-durchschaut«-Grinsen zeigte, antwortete Azarro mit einem leisen Fluch.
    Fenrir konnte seine Gedanken immer noch nicht erfassen, wie er Tendyke zwischendurch mitgeteilt hatte. Dem Wolf war das ein Rätsel. Er stieß auf keine Abschirmung, wie sie die Mitglieder der Zamorra-Crew besaßen, trotzdem konnte der Wolf nicht mehr als nur die Bewußtseinsaura des Mannes erfassen, und selbst die blieb reichlich verwaschen. Tendyke überlegte, ob der Indio einer jener »Männer in Schwarz« sein konnte, der sich zur Abwechslung mal in ein ganz ungewohntes Outfit gehüllt hatte. Aber das traute er den Cyborgs der Ewigen nicht zu, diesen Wesen, die ein Zwischending aus Mensch und Roboter waren.
    Tendyke installierte die Vibratoren im Boden, die mit ihren Schwingungen Kleintiere und Insekten vom Lager fernhalten sollten. Fenrir war in der Ebene auf Jagd gegangen. Im Laufe der nächsten beiden Stunden schleppte er in unregelmäßigen Abständen Beutetiere heran und lieferte sie bei. Boyd Carpenter und Lopez ab, die sich als Expeditionsköche zur Verfügung gestellt hatten. Als Tendyke scherzhaft bemerkte, daß sie eigentlich auch mal ein etwas größeres Stück Wild im Kochtopf haben wollten, witterte der Wolf demonstrativ gegen den Indio und startete einen Scheinangriff. Als Azarro mit einem Wut und Erschrecken zugleich ausdrückenden Schrei zurückwich, stoppte der Wolf und zog die Lefzen zu einem fast menschlichen Grinsen hoch, um davonzutrotten und nach weiteren Erdferkeln und Schlangen zu suchen.
    Lucille Carpenter und Jordan gesellten sich zu Tendyke. »Sind sie sicher, daß das hier das Ziel ist?« zweifelte Jordan. »Alles ist flach. Wenn hier Mauerreste wären, müßte man sie als Erhebungen im Gelände ausmachen können, selbst wenn sie größtenteils zugeweht und überwachsen wären.«
    »Vielleicht sieht diese Stadt ganz anders aus, als wir alle denken«, überlegte Tendyke. »Möglicherweise müssen wir uns erstmal von der Vorstellung freimachen, daß eine Stadt so auszusehen hat, wie wir sie kennen.«
    »Meinen Sie?« fragte Lucille skeptisch. »Wie würden Sie sie sich denn vorstellen?«
    »Vermutlich hätten wir es einfacher; wenn ich es wüßte«, sagte er.
    »Sie weichen aus. Sie stellen Behauptungen auf, sind aber nicht bereit, sie zu begründen oder Alternativen zu nennen«, warf Dr. Jordan ihm vor.
    Die Sonne begann zu sinken. Bald würde es dunkel werden. Die Nacht kam schnell in diesen Breiten. »Wir sollten Wachen einteilen«, schlug Tendyke vor.
    Dr. Jordan sah ihn aus großen Augen an.

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