0469 - Der brennende Inka
Schmuck behängte Indio, von dem niemand genau sagen konnte, ob er ein Mensch oder ein Gott war, bemerkte auch den Energiefluß, den Xotopetl in sich aufnahm. Ein lautloser Schrei nach Vergeltung erreichte Xotopetls Gedanken, ließ den Furchtbaren erschauern und tötete ihn fast, denn groß war die Macht des Flammenumhüllten, dessen Namen und wahres Aussehen niemand kannte. Der Feuermann wirkte einen Zauberfluch, der bis ans Ende der Ewigkeit wirksam bleiben sollte. So groß war der Haß des Verfluchenden, denn man hatte ihm das genommen, was ihm das Wichtigste gewesen war. Er schlug Xotopetl in seinen Bann. Da war die unterirdische Stadt mit den verbotenen Gängen, da war das Gold, da waren Feuer und Zauber. Und Xotopetl fand sich als Teil einer hölzernen, häßlichen Götzenfigur wieder.
Fortan konnte er keine Lebenskraft weiblicher Opfer mehr in sich aufnehmen. Er blieb schwach. Der Fluch verurteilte ihn dazu, bis in alle Ewigkeit in diesem Götzenbild zu verharren.
Das Reich der Sonne zerfiel, wurde von Eroberern zerschlagen, der alte Glanz verging und wurde von Armut und Krankheit abgelöst; die alten Götter wurden nur noch von wenigen verehrt. Die Holzfigur wurde von Eroberern gefunden und außer Landes gebracht. Sie kam von einem Ort zum anderen, aber immer wurde sie so versteckt gehalten, daß sie niemals mit Frauen in Berührung kam, und ihre Häßlichkeit sorgte dafür, daß sich niemand mit ihr befassen wollte.
Der Flammenumloderte hatte Wächter des Fluches bestimmt. Einer gab das geheime Wissen an seinen Nachfolger weiter, ehe er starb, und so wurde dafür gesorgt, daß der Fluch lange Zeit erhalten blieb. Aber niemand hatte damit gerechnet, daß die Figur einmal gestohlen werden könnte und danach niemand mehr auf sie aufpaßte.
Der Flammenumloderte, der Brennende selbst, war im Lande geblieben, in der Stadt. Auch sich hatte er einen Wächter bestellt, nachdem er freiwillig in die Isolation gegangen war. Das Leben bot ihm nichts mehr, aber solange er insgeheim existierte, hatte der Fluch Bestand. Das war das Handicap, das der Zauberer auf sich nehmen mußte, um einen so wirkungsvollen Fluch aussprechen zu können, der selbst einen Mächtigen wie Xotopetl bannte. Es war seine eigene Opferbereitschaft, die den Furchtbaren überwand.
Solange niemand außer dem Wächter die Einsamkeit störte, würde der Flammenumkränzte leben. Und solange er in seiner Zurückgezogenheit lebte, würde der Fluch andauern. Würde Xotopetl unter der ewigen Strafe leiden.
Zwei Sicherheitsmaßnahmen, die den Furchtbaren Xotopetl für alle Zeiten daran hindern sollten, wieder aktiv zu werden.
Ihn zu töten, wäre eine zu geringe Strafe gewesen. Abgesehen davon, daß das selbst dem Flammenumloderten niemals gelungen wäre…
Wie schon erwähnt, er hatte nicht damit rechnen können, das einer der Wächter Xotopetls von einem Dieb übertölpelt würde. Damit war eine der beiden Sicherungen ausgeschaltet.
Es war viel Zeit vergangen.
Vieles hatte sich verändert. Auch Xotopetl, der einstmals Mächtige, und die Kraft des Fluches.
Der Wächter, der als zweite Sicherung darauf achtete, daß die selbstgewählte Einsamkeit des Zauberers von keinem Lebenden gestört werden konnte, ahnte nicht, was anderswo mittlerweile geschehen war.
Er ahnte nicht, daß Xotopetl sich befreit hatte. Er ahnte auch nicht, daß Xotopetl tot war. Vernichtet nicht durch Magie, sondern durch die spitzen Zähne eines Alligators. Wer hätte es ihm auch sagen können? Niemand wußte doch, welche Funktion er innehatte! Und wer wußte überhaupt schon von Xotopetl?
Deshalb bemühte der Wächter des Brennenden sich nach wie vor, seine Pflicht zu erfüllen, damit Xotopetl niemals wieder zurückkehrte…
***
Professor Zamorra und Nicole Duval befanden sich wieder in Frankreich im Château Montagne, Zamorras Schloß an der Loire. Sie hatten sich ein paar ruhige Tage redlich verdient. Sie hatten Rom den Rücken gekehrt, obgleich dort das Wetter im Moment besser war als an der Loire. Aber Ted brauchte ihre Hilfe im Augenblick nicht; er war wieder okay und gewann durch ständiges Training mehr und mehr zu seiner einstigen Kondition zurück. Von Tag zu Tag wurde er kräftiger und sah besser aus. Und seine Freundin Carlotta sorgte dafür, daß er sich auch von Tag zu Tag besser fühlte …
Auch sonst hielt sie beide momentan nichts mehr in Rom. Den unheimlichen Mordgötzen Xotopetl gab es nicht mehr, der mit seiner Magie Frauen ermordet und ihre Lebenskraft
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